European Fight Night – Internationales Treffen kampfwilliger Neonazis

Sattes Grün und knallgelbe Rapsfelder säumen die endlosen Landstraßen hin zu dem kleinen 1000-Seelen Ort Csókakö in Ungarn, 80km entfernt von Budapest. Kilometerweit blickt man auf Felder, am Horizont bricht sich die Sonne an kleineren Bergen. Hier und da begegnen einem Pferde, Schafe und manchmal auch Menschen. Gegenüber des Bahnhofs, mittig auf einem kleinen Platz, steht dominant ein zwei Meter hohes weißes Kreuz. Hier sollen sich die Teilnehmenden versammeln.

Wenige Minuten zuvor zupft ein altes Ehepaar in gemächlicher Ruhe das Unkraut aus der trockenen Erde die das Kreuz umringt. Es ist 12.49 Uhr als der Zug aus Richtung Budapest an dem fast menschenleeren Bahnhof eintrifft und die erste Horde kampfbereiter Neonazis das Bild der Frühlings-Idylle brechen. Erst zwei Stunden später kommt ein weiterer Zug aus der Hauptstadt an, der die nächste Gruppe an den Schleusungspunkt in Csókakö bringen wird. Dort trafen mit Verzögerung einige Autos ein, die als Shuttle dienten und die Angereisten zu einem Sportplatz brachten. Bis zu 400 Neonazis aus ganz Europa versammelten sich an diesem 6. Mai 2023 in der Peripherie Budapests zur ersten «European Fight Night», kurz EFN.

Schleusungspunkt am Bahnhof in Csókakö – Bildrechte: Exif-Recherche

Schon Ende 2022 kursierten erste Ankündigungen in den sozialen Netzwerken, dass die EFN das Event der extrem rechten Kampfsportszene 2023 werden würde. Einfluss darauf hatte vor allem das seit 10 Jahren bestehende deutsche Format «Kampf der Nibelungen» (KdN), das für seine Reichweite und Professionalität bekannt ist. Seit 2019 ist es diesem in Deutschland von den Behörden untersagt, eigene Veranstaltungen unter dem Label zu organisieren. Mit dem ursprünglich aus Frankreich stammenden Label «Pride France» und der ungarischen Neonazi-Organisation «Légió Hungária» trafen bei der EFN drei höchst vernetzte Player an, die trotz aller Widrigkeiten ein Event umsetzen konnten, das jetzt schon in der Szene als voller Erfolg gewertet wird.

Im Kampf um das Recht

Eine Woche vor dem Event geschah das, was das Orga-Team und Gäste aus Deutschland bereits befürchtet hatten. Nach und nach wurde bekannt, dass die Behörden etliche Ausreiseverbote und polizeiliche Meldeauflagen verhängt hatte. Seit 2022 nutzen deutsche Behörden diese Maßnahme verstärkt, um Auftritte deutscher RechtsRock-Bands im Ausland zu verhindern. Die extrem rechten Musiker würden dem „Ansehen der Bundesrepublik Deutschland“ im Ausland schaden, heißt es in den behördlichen Schriftsätzen. Ebenso wurden auch die Ausreiseverbote gegen die Neonazis um den KdN begründet. Nur vereinzelt wurde bisher im Zusammenhang mit Konzerten im Ausland gegen diese Maßnahmen geklagt. Anders verhielt es sich im Zuge der Vorbereitung auf die EFN. Gebetsmühlenartig wurde in den Social-Media-Kanälen aufgefordert sich zu melden, um gegen die Verbote zu klagen. Über 20 Personen aus Deutschland dürften es letztlich gewesen, die gegen die Verbote klagten und wenige Tage vor dem Event in Eilverfahren vor den Verwaltungsgerichten Recht bekamen. Laut einem Artikel in der Tagesschau seien allein am Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen 15 Klagen eingegangen. Das Gericht war u.a. für die Dortmunder Neonazis um Alexander Deptolla zuständig, dem laut eigenen Angaben bereits eine Woche vor der EFN mitgeteilt wurde, dass seine Passnummer ab sofort für alle europäischen Länder gesperrt sei. Nicht verwunderlich, denn Deptolla wird von den Behörden in Deutschland als „Gefährder“ gelistet und steht unter besonderer Beobachtung.

Für die juristische Auseinandersetzung waren u.a. die Neonazi-Anwälte Martin Kohlmann aus Chemnitz und Björn Clemens aus Düsseldorf zuständig. Clemens erklärte dazu auf seinem Blog, der Erfolg läge auch darin begründet, dass das Gastland Ungarn keinerlei Bedenken gegen die Veranstaltung geltend gemacht habe.

Plan B

Ein Teil des Organisations-Teams aus Deutschland, allen voran das Aushängeschild des KdN, Alexander Deptolla, reiste bereits am Donnerstag nach Budapest. Weitere folgten ihm, als klar wurde, dass die Maßnahmen der Sicherheitsbehörden ins Leere laufen. In einem Video, das an der Donau vor dem Budapester Marriot-Hotel gedreht wurde, verkündete Deptolla am Freitag Mittag, dass einige Anreisende weiterhin Probleme beim Grenzübertritt hätten. Selbstsicher stellt er zudem fest: „die Veranstaltung morgen findet zu 100% statt.“

Incze Béla «Légió Hungária», Tomasz Szkatulski «Pride France», Alexander Deptolla «Kampf der Nibelungen» in Budapest einen Tag vor der EFN

Am Freitag Abend trafen dann auch die Letzten in der ungarischen Metropole ein, vor allem die Kämpfenden selbst. Für ein erstes Zusammentreffen quetschten sich Kämpfende und Teams ins kleine Clubhaus von «Légió Hungária» in Budapest, wo das Wiegen stattfinden sollte. Bereits zu diesem Zeitpunkt war dem Orga-Kreis der EFN bewusst, dass sie das Event nicht wie geplant in Budapest ausrichten können. Aufgrund einer Gefahrenansprache der ungarischen Behörden trat der Betreiber des angedachten Austragungsortes am Freitag vom Mietvertrag zurück. Diese Information wurde den anreisenden Neonazis allerdings erst am Samstagmorgen mitgeteilt.

Stunden verstrichen am Tag des Events, bis der Plan B verkündet wurde. Statt um 13 Uhr beginne die Veranstaltung erst um 16 Uhr. Außerdem wurde der Veranstaltungsort nicht bekannt gegeben, sondern musste über Schleusungspunkte erreicht werden. Ziel der Reise war der Bahnhof in Csókakö (Verwaltungsbezirk Komitat Fejér). Dort hatten die Neonazis am Rande der Gemeinde einen Fußballplatz samt Vereinsheim angemietet. Spontan hatte man die EFN zu einem Outdoor-Event verwandelt. So schallten am späten Nachmittag die Jubelschreie und Anfeuerungs-Rufe durchs ganze Dorf, während die Polizei die Zufahrtswege sicherte und vereinzelt Personenkontrollen durchführte.

Ungarische Verhältnisse

Im Nachgang des Events schilderte der Bürgermeister Fűrész György in einem Facebook-Post die Situation aus seiner Sicht. Bis Samstagmorgen sei ihm das Ausmaß dieser Neonazi-Zusammenkunft nicht bewusst gewesen. Eine Person sei Freitag an ihn heran getreten, um den Platz kurzfristig für eine Kampfsportveranstaltung zu buchen. Am Tag des Events sei er vor Ort gewesen und habe versucht, auf den Veranstalter einzuwirken und das Treiben zu unterbinden. Weder er noch die mit einigen Fahrzeugen anwesende Bereitschaftspolizei hätten vor Ort „illegale politische Aktivitäten“ feststellen können. „Ich möchte die Öffentlichkeit darüber informieren, dass weder ich noch das Dorf, das ich vertrete, die Veranstaltung namens European Fight Night, die als neonazistisch gilt, bewusst akzeptiert haben. Weder ich noch unsere Community sympathisieren mit antisemitischen und neonazistischen Ideen“, erklärte György in dem besagten Posting. Er habe die Neonazis persönlich gebeten die Veranstaltung zu beenden, diese erklärten jedoch sie seien keine Neonazis, sondern eine „konservative, kämpferische Organisation“.

Einer der angereisten Neonazis im NS-verherrlichenden Shirt mit SA-Motiv – Bildrechte: Exif-Recherche

Eine oberflächliche Internetrecherche reicht jedoch, um dies eindeutig zu widerlegen. «Légió Hungária» fällt schließlich seit ihrer Gründung 2018 durch Angriffe auf die LGBTQI+-Bewegung und die jüdische Community in Budapest auf, ist Mitorganisator des jährlich stattfindenden NS-verherrlichenden «Tag der Ehre» und hat strukturelle wie auch personelle Überschneidungen zu den «Hungarian Hammerskins» und dem ungarischen Ableger der rechtsterroristischen Gruppe «Combat 18», wie auch in die extrem rechte Hooliganszene.

Fűrész György rechts neben dem Horthy-Denkmal in Csókakö während dessen Einweihung

Die Distanzierung des Bürgermeisters Fűrész György ist kaum glaubhaft. Auch weil er es war, der nur 1,5 km vom Sportplatz in Csókakö entfernt vor über 10 Jahren ein Denkmal für Miklós Horthy einweihte. Horthy, langjähriges faktisches Staatsoberhaupt des Königreichs Ungarn, war mitverantwortlich für die Deportation von rund 600.000 ungarischen Jüd*innen in deutsche Vernichtungslager. Er war Verbündeter Adolf Hitlers und erklärter Antisemit, und das bereits in den 1920er Jahren. Ein Denkmal für einen Kollaborateur zu errichten, noch bevor Viktor Orbán 2017 Horthy einen „Ausnahmestaatsmann“ nannte und seine Beteiligung am Holocaust verherrlichte, ist eine unmissverständliche Positionierung.

Aus seinen Verbindungen in die extreme Rechte Ungarns macht Fűrész György ansonsten auch keinen Hehl. So ist er jährlich in Csókakö bei einem Fußballturnier zugegen, das auch durch die lokale Neonazi-Gruppe «Vértesalja Gyermekei» mitorganisiert wird. Bilder zeigen deren Team in Trikots mit dem Erkennungssymbol der ungarischen Faschisten («Pfeilkreuzler») und der „88“ auf der Brust. «Vértesalja Gyermekei» war es zudem,die gemeinsam mit der neo-faschistischen Gruppe «64 Gespannschaften» die Initiative für das Horthy-Denkmal in Csókakö ergriffen hatte. Dass Bürgermeister Fűrész György bis heute regelmäßig Konzerte der bekannten ungarischen RechtsRock-Bands «Hungarica», «Romer»und «Kárpátia» besucht und bewirbt, führt seine aktuelle Distanzierung zur EFN ad absurdum.

Das altbewährte Netzwerk

Tomasz Szkatulski, Incze Béla und Alexander Deptolla (v.l.n.r.) während der EFN

Innerhalb der Organisation griff man für den Tag der EFN auf arbeitsteilige und bewährte Abläufe zurück. Die lokale Struktur von «Légió Hungária» kümmerte sich um Aufbau und Logistik, während das Netzwerk des KdN gemeinsam mit Tomasz Szkatulski, dem Kopf von «Pride France», die inhaltliche Ausrichtung ausführte. Der mehrfach durch rassistische und queer-feindliche Übergriffe in Frankreich bekannte Szkatulski, verwaltete schon Monate zuvor die Mailadresse, über die der Ticket-Vorverkauf abgewickelt wurde. 25 Euro kostete ein Ticket, am Tag der EFN soll es zudem eine Abendkasse gegeben haben. Das wurde zumindest im Vorfeld von Deptolla angekündigt, um ein Angebot zur spontanen und niedrigschwelligen Teilnahme zu ermöglichen.

Vor Ort war Alexander Deptolla Hauptansprechpartner für die deutschen Kämpfer, während Henrik Ostendorf aus Bremen die Moderation der EFN übernahm. Deptolla, der führende deutsche Hammerskin Malte Redeker und Ostendorf gehören seit Gründung 2013 zur Kern-Orga des KdN. Schon auf vergangenen Events des KdN in Deutschland war Ostendorf – Neonazi-Hooligan, Verleger NS-verherrlichender Literatur und Betreiber des extrem rechten «Sport Frei-Versand» – mit dieser Aufgabe vertraut. Gergely Csirke, Oberhaupt der «Hungarian Hammerskins» und im Führungsstab von «Légió Hungária» tätig, war für die Übersetzung in die Landessprache zuständig. Er tauchte im Vorfeld nicht in den zahlreichen Promotion-Videos auf, sondern Incze Béla, der als Sprecher von «Légió Hungária» bekannt ist.

Ein anderer führender Hammerskin aus Spanien, Eduardo Chapela, wirkte als Ringrichter, so wie die Jahre zuvor auf den Events des KdN. Im KdN-Team-Shirt bekleidet fand sich in der Orga-Struktur der EFN auch Wolfgang Benkesser. Der aktuell in Düsseldorf wohnhafte Neonazi gehört seit Anfang der 2000er Jahre den in Südwestdeutschland beheimateten «Westwall Hammerskins» um Malte Redeker an. Er betreibt seit Jahrzehnten Kampfsport und gehört zur extrem rechten Hooligan-Szene des SV Waldhof Mannheim. Bei der EFN in Ungarn war er als Zeitnehmer eingesetzt.

Weitere Neonazis aus dem engsten Umfeld von Deptolla fanden sich im inneren Kreis der Organisation des Events. Steven Feldmann war in den Ablauf der Kämpfe involviert und André Penczek betreute den Verkaufsstand des KdN. Auch die in der Dortmunder Szene tief verwurzelten Neonazis Martin Wegerich und Pascal Ostholte waren vor Ort.

Der Stand des KdN nahm den größten Teil der Verkaufsfläche am Rand des Sportplatzes ein. Daneben befand sich neben einer Auslage von Produkten von «Pride France» und dem ungarischen Label «Homeland and Family» auch ein Stand der Cottbuser Neonazi-Marke «Black Legion». Betreut wurde letzterer von einer handvoll bekannter Neonazis aus Brandenburg, darunter u.a. Rocco Wieczorek und Daniel Grätz. Beide gehören der extrem rechten Hooligan-Szene Südbrandenburgs an, die für ihre Verbindungen in die Organisierte Kriminalität bekannt ist. Grätz ist zudem Betreiber der Gaststätte «Deutsches Haus» in Burg im Spreewald. Dort fand zuletzt im Juli 2022 eine Zusammenkunft des neo-faschistischen Verlags «Jungeuropa» statt.

Für die fotografische und audiovisuelle Dokumentation des Events waren bis zu zehn Neonazis zuständig. Aus allen möglichen Winkeln filmten etwa die Beauftragten von «Légió Hungária» den Einlauf der Kämpfenden und die Kämpfe selbst. In Szene setzte sich vor Ort zudem Benjamin Moses vom rechten Medienprojekt «Balaclava Graphics» aus Bautzen, der nun für das deutsche Netzwerk 6000 Fotos zu sortieren hätte, wie er in den sozialen Netzwerken mitteilte. Er begleitete vor wenigen Wochen bereits Patrick Schröder von «FSN-TV» mit der Kamera zu einem Kampfsport-Training mit Tomasz Szkatulski nach Bulgarien. Auf zugespielten Drohnen-Aufnahmen ist Schröder bei der EFN in Budapest als Gast zu erkennen. Sein Interesse für Kampfsport ist noch recht frisch und doch besetzt er bereits einen bemerkenswerten Posten. So ist er aktuell mit seiner Firma «Nemesis Production GmbH» im Impressum des Web-Shops der aus Russland stammenden Neonazi-Marke «White Rex» zu finden. Die Marke war Wegbereiterder internationalen rechten Kampfsportszene und wurde zuletzt von Hammerskins aus der Schweiz geführt. Die dafür verantwortliche «Fighttex AG» gab jedoch im März 2023 ihre Liquidation bekannt.

Als Gast fand sich auch Günther Altmann aus Österreich ein. Er ist ein langjähriger Weggefährte von Thorsten Heise, u.a. Kopf der «Arischen Bruderschaft» und internationaler Netzwerker. Bei der EFN präsentierte sich Altmann im Shirt dieser Bruderschaft. Altmann saß bereits mehrfach im Gefängnis. Zuletzt wurde er 2018 in Österreich zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Ihm wurde NS-Wiederbetätigung nachgewiesen, da er u.a. mit strafbaren RechtsRock-Produktionen und NS-Devotionalien gehandelt, sowie seine NS-verherrlichenden Tattoos in der Öffentlichkeit gezeigt hatte. Auch aus Schweden fanden sich Neonazis im Zuschauerbereich ein, etwa Jimmy Dahlqvist.

Transparente von «Légió Hungária», «European Fight Night» und «Kampf der Nibelungen»

Lange vor dem Event war bekannt, dass der Hauptkampf der EFN von Tomasz Szkatulski bestritten werden würde. Der Netzwerker, der aus Polen stammt, lange Zeit in Frankreich lebte und heute in Bulgarien wohnhaft ist, erlangte im letzten Jahr weltweite Bekanntheit in der Kampfsportszene durch seine Beteiligung am schwedischen Underground-Kampfsportformat «King Of The Streets». Bei dem rechts-offenen Event stört sich niemand an seinen neonazistischen Tätowierungen, wie den etlichen Hakenkreuzen auf seinem Körper. „Denislav A.“, Szkatulskis Gegner auf der EFN, besitzt ebenfalls einschlägige Tattoos, darunter die Doppel-Sigrune, das Erkennungszeichen der SS, sowie deren Leitspruch „Meine Ehre heißt Treue“. Er trat auf der EFN für die bulgarische Neonazi-Hooligangruppe «Private Party – Levski Sofia» an.

Aus dem deutschen Neonazi-Netzwerk bestritt Julian Menzel aus dem Raum Bautzen in Ostsachsen einen Boxkampf. Er tritt seit Jahren auf den Kampfsport-Events der Szene an und ist organisatorisch in die deutsch-österreichische Gruppierung «Wardon 21» eingebunden. Auch seine Begleitung in Budapest gehört der neonazistischen Sportgruppe an, deren knapp zehn Mitglieder seit 2017 als engste Unterstützer des KdN zählen. Mit «Wardon 21» organisierte Menzel auch am 20. April 2019 den «Führermarsch» im sächsischen Elbsandsteingebirge mit. Ein Leistungsmarsch zu Ehren Adolf Hitlers, der an dem Tag 130 Jahre geworden wäre.

In den Ring stiegen auch Vertreter des Brandenburger Teams «Preußen Gloria». Ein Zusammenschluss etlicher, teils langjährig aktiver Kampfsportler, der hauptsächlich aus dem Kreis der neonazistischen Bruderschaft «Northsidecrew» aus dem Süden Brandenburg rekrutiert. Für das Team traten in Ungarn zwei Personen an, u.a. Martin Ruckert, der in der Ringecke von Lucien Schönbach unterstützt wurde. Nicht Ruckert, sondern der bislang unbekannte Kämpfer des Brandenburger Teams, kämpfte gegen einen Finnen. Dieser vertrat die seit 2020 bestehende, im Altersdurchschnitt noch recht junge neonazistische Gruppierung «Veren Laki», die in Helsinki eng an die «Hammerskins Finland» angebunden ist.

Sören Radtke aus Schleswig-Holstein reiste wiederum ohne Team an, brachte dafür seine Lebenspartnerin und zwei Kleinkinder mit nach Budapest. Vor und nach seinem Kampf gegen einen der zwei angereisten italienischen Neonazis war er entweder mit der Bespaßung der Kinder beschäftigt oder pflegte seine Freundschaften und Bekanntschaften am Rand des Events. Zuletzt trat Radtke vermehrt als Model für die neonazistische Sportmarke «Resistend Sportswear» in Erscheinung. An seinem Wohnort im Kreis Steinburg ist er – trotz öffentlichen Druck – weiter im «Nordic Sport-Club» aktiv. Radtke, der schon 2018 in Ostritz auf einem Event des KdN kämpfte, war in dem Kampfsportverein u.a. für das „Selbstbehauptungstraining“ für Kinder zuständig. Der Sport-Club behauptete 2018, dass man über die Einbindung Radtkes in den Sport eine De-Radikalisierung bewirken könne, ganz im Sinne der akzeptierten Jugendarbeit der 1990er Jahre in Deutschland.

Ob der nach Budapest gereiste Dennis Dollberg aus Bremen ebenfalls in den Ring trat oder als Trainer aktiv war ist bislang nicht klar. Er gilt als Schlüsselfigur der neonazistischen Hooliganszene in Bremen und war in der Gruppe «Nordsturm Brema» aktiv. Gemeinsam mit zwei weiteren Personen aus Deutschland präsentierte er sich in Ungarn im Zuschauerbereich in einem Shirt der «AG Körper & Geist» der Partei «Der III. Weg». Für das letztlich verbotene Event des KdN im Oktober 2019 war er Trainer von Christian Steiner aus Bremen, der heute ebenfalls in der «AG Körper & Geist» aktiv ist. Im Juni des selben Jahres trainierte Dollberg André Bostelmann für das extrem rechte Turnier «Tiwaz» in Sachsen. Auf beiden Events war Dollberg Teil des «Nordic Fightclub».

Unmittelbar neben Dollberg fand sich im Publikum auch Jan Lukas Grech ein, der aus dem Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz stammt. Auch er ist in der «AG Körper & Geist» aktiv und stand beim «Tiwaz»-Turnier 2019 im Ring. Im selben Jahr musste er sich wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung von Gericht verantworten.

Unklar ist auch, ob der in Ungarn anwesende Martin Langner aus Schmölln in Ostthüringen selbst kämpfte. Bilder die in den sozialen Netzwerken kursieren sprechen dafür, dass er vor allem in die Kampfvorbereitung eingebunden war. Dass er mittlerweile zum inneren Zirkel des KdN gehört, zeigt auch die Tatsache, dass Alexander Deptolla am 1. Mai 2023 nicht wie erwartet an der Kundgebungstour von «Heimat Dortmund» teilnahm, sondern mit seiner Partnerin und Langner eine Veranstaltung von «Der III. Weg» im sächsischen Plauen besuchte.

Langner ist seit einigen Jahren in der neonazistischen Kleinstpartei «Der III. Weg» aktiv, gehört zum Stammklientel im Ring der Events des KdN und ist an seinem Wohnort Betreiber des extrem rechten «Barbaria Sportgemeinschaft e.V.». Nachdem der ursprüngliche Standort des Gyms im Frühjahr 2021 einem Brand zum Opfer fiel, ersteigerte Langner im Mai 2022 in Schmölln einen Industriekomplex mit über 7500m² Fläche. Mittlerweile finden dort Trainings des «Der III. Weg» statt. Im Dezember 2022 wurde außerdem versucht dort ein RechtsRock-Konzert durchzuführen.

Ähnlich wie Langner schien auch Marcel Zech bei der EFN in die Vorbereitung der Kämpfer involviert gewesen zu sein. Zech ist Führungsfigur der neonazistischen Bruderschaft «Barnimer Freundschaft», die seit zig Jahren im Norden Brandenburgs aktiv ist. Gemeinsam mit der in der Organisierten Kriminalität tätigen Neonazi-Bruderschaft «Turonen» war die «Barnimer Freundschaft» im Juli 2017 an der Organisation des RechtsRock-Großevents «Rock gegen Überfremdung II» in Themar, sowie am «Rock gegen Überfremdung III» in Apolda beteiligt. Bei Letzterem, wo es zu später Stunde zu schweren Angriffen durch die Neonazis auf die Polizeikräfte kam, war Zech mit dem mittlerweile inhaftierten Steffen Richter Hauptansprechpartner für die Behörden.

Neben acht Abgesandten der deutschen „Kampfgemeinschaft“ wurde die Fightcard der EFN vor allem von zwölf ungarischen Neonazis dominiert. Etliche Personen aus dem Kreis der «Légió Hungária» stellten Kämpfer. So kursiert in den sozialen Netzwerken ein Gruppenfoto mit drei bis vier Kämpfern. Posiert wurde mit den Symbolen der «Légió Hungária» und der Hooligan-Gruppen «Militant Jugend» und «Kispest Troubemakers», dazu entsprechende Banner. «Militant Jugend» ist die seit 2020 bestehende „Jugendgruppe“ der Hooligans des Fußballclubs Honvéd aus Budapest-Kispest. Kopf der Gruppe ist Zoltan Suhajda, der auf der EFN die Kämpfenden koordinierte. Er tritt selbst seit Mitte der 2010 Jahre auf diversen neonazistischen Kampfsport-Events als Kämpfer an, von Frankreich, über Italien nach Deutschland und natürlich in Ungarn selbst.

Die «Militant Jugend» fiel wiederum schon im Jahr ihrer Gründung mit ihrer deutlich neonazistischen Orientierung auf. Bei einem ausgemachten Kampf gegen eine andere Hooligangruppe trugen die Mitglieder um Zoltan Suhajda einheitlich rote Shirts mit aufgedruckten Hakenkreuz. Ein solches Shirt wurde auch auf der EFN in Csókakö präsentiert. Es ist auf dem beschriebenen Gruppenbild bei einem Teilnehmer zu erkennen, auch wenn es für die Veröffentlichung in den sozialen Netzwerken offensichtlich versucht wurde unkenntlich zu machen.

Bild 1: Gruppenfoto während der EFN u.a. mit Zoltan Suhajda (1.v.r.) und einer Person links von Suhajda mit Hakenkreuz-Shirt der Militant Jugend Kispest; Bild 2: Die Militant Jugend um Zoltan Suhajda (1.v.l.) im Rahmen eines Hooligan-Kampfes 2020

Mit einem T-Shirt, auf dem ein Hakenkreuz gedruckt ist, präsentierte sich Suhajda schon auf dem extrem rechten Kampfsport-Event «Pro Patria-Fest» im April 2019 in Athen. Dort war er Trainer des Ungarn Jakab Adám. Adam war bei der EFN in Csókakö ebenfalls vor Ort, trug dort eines der Kärtchen um den Hals, die auf eine organisatorische Rolle im oder außerhalb des Rings hin deutet. Er stieg schon 2015 bei einem Event von «White Rex» in Italien in den Oktagon.

Darüber hinaus stellte auch die extreme rechte ungarische Gruppierung «Betyársereg» („Banditenarmee“) mindestens einen Kämpfer. «Betyársereg» gelangte 2011 in die Schlagzeilen, nachdem sich zahlreiche Mitglieder der Gruppe maßgeblich an gewalttätigen Übergriffen auf Sinti*zze und Rom*nja im ungarischen Dorf Gyöngyöspata beteiligt hatten.

Aus der benachbarten Slowakei trat ein Kämpfer aus dem «Panzer Tattoo Team» an. Trainiert und begleitet wurde dieser von Michal Petris, der wie Tomasz Szkatulski bereits mehrfach bei «King Of The Streets» in den Käfig stieg.

Keine Überraschung war ebenfalls die Beteiligung der griechischen Neonazis um den «Pro Patria Fightclub». Die neonazistische Kampfsportgruppe forciert seit Anfang der 2010er Jahre die Wehrhaftmachung der Szene und richtet seit 2014 auch eigene Turniere aus, unterstützt durch das internationale Netzwerk. Als in Athen im April 2019 das bisher letzte «Pro Patria-Fest» ausgetragen wurde, reisten etliche Neonazis aus ganz Europa an, darunter auch eine 20-köpfige Gruppe aus dem engsten Kreis des KdN. Vertreter des «Pro Patria Fightclub» sind wiederum seit Jahren Teil der Events des KdN in Deutschland.

Themis Kanaris, einer der umtriebigsten griechischen Neonazis im Kampfsportmilieu, nahm gemeinsam mit einem weiteren Neonazi aus seinem Heimatland, an der EFN als Kämpfer teil. Sein Gegner war dort Michaël Biolley. Dieser wurde 2012 zum Vollmitglied der «Schweizer Hammerskins». 2017 verzog er nach Tschechien, wo er im Boxclub «SK Boxing z. s. České Budějovice» trainiert. Seine dort erlernten Fähigkeiten nutzt er nicht nur für kommerzielle Boxturniere im Amateurbereich, sondern vor allem für „Ackerkämpfe“, die er mit anderen Hooligans des «Dynamo České Budějovice» austrägt. Auch auf dem extrem rechten Turnier «Virtus et Honor II» im März 2023 bestritt er einen Boxkampf. Ob er heute noch der neonazistischen Bruderschaft «Hammerskin Nation» angehört ist unklar. Freundschaften mit aktiven Hammerskins pflegt er jedenfalls noch einige.

So auch zum französischen Hammerskin Jérémy Flament, mit dem Biolley und Themis Kanaris einen Tag nach der EFN noch reichlich Zeit verbrachten. Flament kämpfte schon 2014 in Deutschland, als der KdN noch «Ring der Nibelungen» hieß. Er war es auch, der 2015 das Clubhaus der «Lorraine Hammerskins» im Nordosten Frankreichs erwarb, in dem ebenfalls Kampfsporttrainings stattfinden. Im Rahmen der Zusammenkunft einen Tag nach den Kämpfen in Ungarn entstand auch ein Foto, das u.a. Biolley und seine Partnerin, Flament und Kanaris beim Essen zeigt.

Vieles deutet darauf, dass an diesem Essen auch der Schweizer Simon Andenmatten teilnahm. Die Person auf dem Foto weist eine frappierende Ähnlichkeit zu Andenmatten auf und wurde in den sozialen Medien als Schweizer bezeichnet. Soweit bekannt ist kämpfte genau ein Schweizer Neonazi auf der EFN. Andenmatten selbst stammt, wie Biolley, aus der französischsprachigen Schweiz und nahm laut Antifa Bern an Trainings der rechten Hooligangruppe «Radikal Sion» teil. Eine Gruppe, der auch Joël Moret angehört, welcher wiederum 2015 bei den «Schweizer Hammerskins» zum Vollmitglied aufstieg und damals zum engsten Kreis um Biolley zählte. Zudem kämpfte Andenmatten erst im September 2022 beim extrem rechten Turnier «Les Fils de Clovis» in Paris. 2021 wurde bekannt, dass er der Jugendorganisation der Schweizer Volkspartei (SVP) im Kanton Wallis angehört, der «Jeunes UDC Valais Romand». Außerdem war er Mitbegründer der Neonazi-Organisation «Militants Suisses».

Aus der Schweiz war offenbar auch Marco Stöckli bei der EFN in Ungarn zugegen. „Eine wahrhaft hochkarätige Veranstaltung“ kommentierte der Schweizer ein Bild der EFN in den sozialen Netzwerken. Bekannt ist er als K1-Kämpfer des «Fight-Basement Zürich», für das er im Herbst 2016 am «Day of the Fights» teilnahm. Damals wurde er von Mitgliedern und Anwärtern der Schweizer «Blood & Honour/Combat 18»-Sektion bekleidet. Auf Stöcklis Brust prangst als Tattoo der Leitspruch von «Combat 18»: „Whatever It Takes“.

Eine „paneuropäische Kampfsportgemeinschaft“ also, wie es der KdN in seiner Auswertung des Events beschreibt. Neben den erwähnten Personen aus Ungarn, Italien, Tschechien, Bulgarien, der Schweiz, Deutschland, Griechenland, Finnland und Frankreich, sollen laut eigenen Darstellungen weitere Kämpfer aus den Niederlanden, Rumänien und der Slowakei angetreten sein. Insgesamt sollen laut einem Auswertungsbericht der Veranstalter 18 Kämpfe stattgefunden haben.

Eine „paneuropäische Kampfsportgemeinschaft“ also, wie es der KdN in seiner Auswertung des Events beschreibt. Neben den erwähnten Personen aus Ungarn, Italien, Tschechien, Bulgarien, der Schweiz, Deutschland, Griechenland, Finnland und Frankreich, sollen laut eigenen Darstellungen weitere Kämpfer aus den Niederlanden, Rumänien und der Slowakei angetreten sein. Insgesamt sollen laut einem Auswertungsbericht der Veranstalter 18 Kämpfe stattgefunden haben.

Bestärkte Kampfgemeinschaft

Die Verkaufsstände der Kampfgemeinschaft auf der «European Fight Night»

Die «European Fight Night» sah sich vor allem seitens deutscher Behörden einer Reihe Hürden ausgesetzt. Dass die Ausreiseverbote und Meldeauflagen vor Gericht nicht stand hielten, mag verwundern. Scheint doch das extrem rechte Kampfsport-Netzwerk in Deutschland eine Menge Argumente zu liefern: Wehrhaftmachung der Szene, internationale Vernetzung gewalttätiger Gruppen, NS-Verherrlichung durch öffentliches Präsentieren der Tätowierungen und nicht zuletzt die Aufstachelung zum Straßenkampf und Vorbereitung auf den sogenannten „Tag X“. Das belegt u.a. verdecktes Videomaterial von einem Event des KdN in Ostritz im November 2018, wo Malte Redeker auf der Bühne erklärt: „Ich kann jeden von euch, der noch keinen Kampfsport macht oder Selbstverteidigung, nur ans Herz legen, sucht euch einen lokalen Boxclub aus, schnappt euch ein paar Freunde, trainiert im Keller. Im Sommer kann man am Strand, am Baggersee trainieren. Es ist für die Psychologie wichtig, für den Mehrwert auf der Straße, fürs Selbstvertrauen, für die körperliche Verfassung und für die viel beschworene Stunde, Tag X, ist es von Nöten sich verteidigen zu können.“(sic!)

Tomasz-Szkatulsi-Alexander-Deptolla-und-Incze-Bela-waehrend-eines-Sport-Camps-der-Legio-Hungaria-im-Sommer-2022

Eindrücklich zeigte sich im Rahmen der EFN, dass es ohne das deutsche Netzwerk um den «Kampf der Nibelungen» nicht läuft. 10 Jahre seit Gründung des Formats kennen die Organisierenden mittlerweile die Handgriffe und wissen über die Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitstreitenden. Innerhalb der Struktur verschiebt sich deswegen auch eher wenig. Und, ein Gelingen solcher Veranstaltungen setzt verlässliche Verbündete voraus, wie etwa die «Hammerskin Nation». Auch dies fiel in Ungarn auf, schließlich war es die weltweit agierende Bruderschaft, deren Mitglieder wichtige Positionen innerhalb der Ausführung der EFN übernahmen. Auch war für das Gelingen der «European Fight Night» das Mitwirken von Partner-Organisation wie «Pride France» und «Légió Hungária» zwingend notwendig. Nur dadurch konnte in der Kürze der Zeit ein Plan B entwickelt werden, der durchaus logistische Schwierigkeiten mit sich brachte. Mit den Ungarn sind vor allem die Neonazis um den KdN schon seit einigen Jahren im engen Austausch. Vertreter der «Légió Hungária» nahmen zuletzt an einem Aufmarsch von «Die Rechte» am 1. Mai 2022 in Dortmund teil, während u.a. Alexander Deptolla das Sport-Camp der ungarischen Organisation im Sommer 2022 besuchte.

Eindrücklich zeigte sich im Rahmen der EFN, dass es ohne das deutsche Netzwerk um den «Kampf der Nibelungen» nicht läuft. 10 Jahre seit Gründung des Formats kennen die Organisierenden mittlerweile die Handgriffe und wissen über die Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitstreitenden. Innerhalb der Struktur verschiebt sich deswegen auch eher wenig. Und, ein Gelingen solcher Veranstaltungen setzt verlässliche Verbündete voraus, wie etwa die «Hammerskin Nation». Auch dies fiel in Ungarn auf, schließlich war es die weltweit agierende Bruderschaft, deren Mitglieder wichtige Positionen innerhalb der Ausführung der EFN übernahmen. Auch war für das Gelingen der «European Fight Night» das Mitwirken von Partner-Organisation wie «Pride France» und «Légió Hungária» zwingend notwendig. Nur dadurch konnte in der Kürze der Zeit ein Plan B entwickelt werden, der durchaus logistische Schwierigkeiten mit sich brachte. Mit den Ungarn sind vor allem die Neonazis um den KdN schon seit einigen Jahren im engen Austausch. Vertreter der «Légió Hungária» nahmen zuletzt an einem Aufmarsch von «Die Rechte» am 1. Mai 2022 in Dortmund teil, während u.a. Alexander Deptolla das Sport-Camp der ungarischen Organisation im Sommer 2022 besuchte.

Zwar war die EFN nicht das größte Event seiner Art, mit bis zu 400 Anwesenden aber auch kein Misserfolg. Der Maßstab kann hier nicht die reine Anzahl der Teilnehmenden sein. Trotz Hürden und öffentlichen Druck so viele Neonazis aus ganz Europa zu versammeln – die zuhauf bereits von einer gelungenen Veranstaltung sprechen – verbuchen die Veranstaltenden nicht zu Unrecht als Erfolg.

Hinzukommt der gesamte Charakter der Veranstaltung: Die Dynamiken auf einem Kampfsport-Event unterscheiden sich etwa grundlegend von denen auf RechtsRock-Konzerten. Statt zu konsumieren und einem Kult um gewisse Bands zu fröhnen, funktionieren die Turniere interaktiv. Kampfsport animiert zum mitfiebern und zur Identifikation mit den Kämpfenden. Vor allem weil jederzeit die körperliche Unversehrtheit auf dem Spiel steht, was Zuschauenden imponieren dürfte.

Gut die Hälfte der in Ungarn anwesenden Neonazis war in die Vorbereitung, den Ablauf oder in die Betreuung der Kämpfe involviert, eine tatsächliche Abgrenzung zum Publikum gab es kaum. Dies schweißt die militante Kampfgemeinschaft auf eine besondere Weise zusammen. Zudem unterliegen Kampfsport-Events einer gewissen Ästhetik, die man auf RechtsRock-Konzerten vergeblich sucht. Statt mit betrunkenen grölenden Glatzen, verbrachten die Teilnehmenden der «European Fight Night» ihren Nachmittag mit Gleichgesinnten im Freien bei Sonnenschein. Die Medienteams werden das Bildmaterial ansprechend aufbereiten, um über soziale Medien weitere junge Menschen für ihren Kampf zu gewinnen. Dass zur EFN in Ungarn im Vergleich zu RechtsRock-Konzerten deutlich mehr Neonazis unter 30 Jahren anwesend waren, ist ein weiterer gravierender Unterschied, wie auch die Anwesenheit zahlreicher (Klein-)Kinder.

Das Überwinden der Repressalien in Deutschland und in Ungarn stärkt die Gemeinschaft, den Korpsgeist und schärft das Feindbild „Wir gegen den Rest“. Nach dem Austragungsverbot des KdN in Deutschland ist die gelungene Durchführung der EFN in Ungarn für die deutschen Strukturen richtungsweisend. Nach langem Stillstand um das Format KdN haben sie sich auf neues Terrain gewagt und dabei einen Kampf mit dem Rechtsstaat geliefert, aus dem sie zunächst gestärkt hervorgehen könnten. Das Orbán-Regime und die bis ins Hinterland verbreiteten faschistischen Strukturen in Ungarn bieten Neonazis aus ganz Europa den sicheren Hafen ihre militantes Netzwerk weiter auszubauen und zu festigen.

Bildergalerie der „European Fight Night“ in Ungarn