„Gemeinsam für Deutschland“ ist eine neue Protestwelle aus dem rechten Querdenkenspektrum und neuen jungen Nazi-Gruppen.
Hier findet ihr alle bisherigen Recherchen, Hintergründe und politischen Einschätzungen zu den Protesten und den teilnehmenden Gruppen.
- Rechte Beteiligung am 26.04. in Balingen
- Nazis von der Kundgebung „Gemeinsam für Deutschland“ am 26.04. in Karlsruhe
- Neue Neonazis und die Demonstration am 22. März 2025
- 22. März 2025: Gescheiterter Neonaziaufmarsch in Berlin
- Recherche und Symbole der rechten jung Nazi Gruppen am 22.3 in Stuttgart
- Gemeinsam Rechtsradikal: Demonstration am 22. März in Düsseldorf
- Übersicht der Nazis auf der „Gemeinsam für Deutschland“- Demo
- Über die Jungnazi-Gruppe „Zollern-Jugend Aktiv“
- Unitas Germanica – Neue Nazigruppe im Südwesten
Rechte Beteiligung am 26.04. in Balingen
Am 26.04.2025 fanden zum zweiten Mal bundesweit rechte Mischdemos unter dem Motto “Gemeinsam für Deutschland” statt. In Baden- Württemberg waren Veranstaltungen in Karlsruhe, Reutlingen und Balingen angekündigt. Initiiert wurden die Demonstrationen aus dem rechten Rest des Querdenken- Spektrums. Schon am ersten bundesweiten Aktionstag versammelten sich zusammen mit einer wilden Querdenkenmischung bundesweit auch Neonazi- Gruppierungen unter dem Motto. Auch für den Aktionstag am 26.04. mobilisierten neue und alte (Jung)neonazi- Gruppierungen zu den Veranstaltungen. Hier wollen wir die Teilnehmenden der „Gemeinsam für Deutschland“- Demonstration in Balingen dokumentieren, die entweder durch Fahnen/ Banner erkennbar extrem rechten Gruppen angehörten oder durch eindeutig extrem rechts einzuordnende Kleidung aufgefallen sind.
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Am 26.04.2025 fanden zum zweiten Mal bundesweit rechte Mischdemos unter dem Motto “Gemeinsam für Deutschland” statt. In Baden- Württemberg waren Veranstaltungen in Karlsruhe, Reutlingen und Balingen angekündigt. Initiiert wurden die Demonstrationen aus dem rechten Rest des Querdenken- Spektrums. Schon am ersten bundesweiten Aktionstag versammelten sich zusammen mit einer wilden Querdenkenmischung bundesweit auch Neonazi- Gruppierungen unter dem Motto. Auch für den Aktionstag am 26.04. mobilisierten neue und alte (Jung)neonazi- Gruppierungen zu den Veranstaltungen. Hier wollen wir die Teilnehmenden der „Gemeinsam für Deutschland“- Demonstration in Balingen dokumentieren, die entweder durch Fahnen/ Banner erkennbar extrem rechten Gruppen angehörten oder durch eindeutig extrem rechts einzuordnende Kleidung aufgefallen sind.
In Balingen nahmen rund 200 Deutschlandfans an der rechten Demonstration teil. Diese sammelten sich um die Stadtkirche. Ihre „Demonstration“ beschränkte sich, wohl auch aufgrund des effektiven antifaschistischen Gegenprotest, auf einige Runden um die Kirche – sie verließen den Kirchplatz nie. Unter ihnen befand sich eine Gruppe, die scheinbar der Partei “Die Heimat” angehört (Nr. 19-24). Sie kamen gemeinsam mit einer Parteifahne an einem langen Fahnenstock an. Diese konnten sie eine gute halbe Stunde bei der Auftaktkundgebung schwingen, bevor sie verschwand. Vermutlich wurden sie von OrdnerInnen oder Anmelder angesprochen. Ansonsten fielen sie nicht großartig auf.
Noch bevor die Demonstration loslaufen konnte, stießen immer wieder kleiner Gruppen von Antifaschist*innen an den Versammlungsrand. Daraufhin stiegen einige Personen aus der Versammlung (Nr. 1,3,4,5,7,9) auf eine Bank und breiteten teils vermummt ein Banner der Zollernjugend Aktiv aus. Die Zollernjugend aktiv, die im Nachgang der „Gemeinsam für Deutschland“- Demonstration in Stuttgart im März 2025 von der extrem rechten Partei “Die Heimat” als ihre Jugendorganisation bezeichnet wurden, rief über Social Media auf nach Balingen zu kommen. Sie zeichnen sich, wie so viele der neuen (Jung)neonazi- Gruppierungen durch einen martialischen Social- Media Auftritt mit schnellen Schnitten aus. Davon war in Balingen wenig zu erkennen. Das Banner blieb 30 Sekunden ausgebreitet, dann klappten sie es auf Ansage des Veranstalters ein und trugen es das restliche Demonstrationsgeschehen eingerollt mit. Eine Person (Nr. 3), filmte offensichtlich immer wieder kurze Videoclips, die im Nachgang auf den Zollernjugend Aktiv Social- Media Kanälen hochgeladen wurden. Auch Nr. 11 fotografierte das gehaltene Banner, vermutlich diese Fotos werden später auf dem Instagramaccount @rottweil_revolte veröffentlicht. Auffällig war das Nr. 2 ein Schlauchtuch der Jungen Nationalisten (JN), der Jugendorganisation der Partei “Die Heimat” zusammen mit einem Unitas Germanica T- Shirt, eine weitere der zur Zeit immer wieder neu auf Social Media auftauchenden (Jung)- Neonazigruppen, trug. Nr. 6, trug außer einem Hitler-esken Oberlippenbart, ein T- Shirt mit dem Aufdruck “Defend Europe” und ein Schlauchtuch der Neonazi- Marke Ansgar Aryan.
Sie bewegten sich durchgehend als Gruppe (Nr. 1-17), die vor allem aus Jugendlichen bis jungen Erwachsenen bestand. Auffällig war eine ältere Person mit schwarz- weiß- roter Tor Steinar Jacke und auffälligen Ringen/ Tattoos (Nr. 12). Dieser stand meist etwas abseits der jüngeren Leute, war aber im regen Austausch mit ihnen. Es wirkte so, als ob er Anweisungen geben würde. Mit ihm interagierten vor allem Nr. 13-16, sie bewegten sich aber meist in unmittelbarer Nähe zu der Gruppe Jungnazis.
Er interagierte auch mit einer Gruppe (Nr. 27-29), die am Rande der Demonstration standen und sich alles ansahen. Sie schienen sich zu kennen. Nr. 18 war Ordnerin der Demonstration und lief zweimal mit dem Gruppe mit. Es war nicht erkennbar, ob sie eine Person aus der Gruppe war, die Ordneraufgaben übernahm oder ob sie abgestellt war, die Gruppe zu betreuen. Sie blieb allerdings auch nach dem Demonstrationsgeschehen in der Nähe der Gruppe. Ansonsten befanden sich auch einzelne als Neonazis erkennbare Menschen unter den Demonstrierenden. So z. B. die Nr. 25 und Nr. 26, Träger einer Mütze mit einem Logo des neonazistischen Kampfsportevents “Kampf der Nibelungen (KDN)”.
Insgesamt war der Auftritt der Zollernjugend Aktiv eher belächelnswert. Allerdings zeigt er, dass hinter den zahlreichen Social- Media- Kanälen doch eine mobilisierbare Menge steckt. Auch wird hier deutlich, wie diese offen extrem rechten AkteurInnen versuchen anschlussfähig an andere Protestgruppen, wie die Reste der rechten Querdenken- Bewegung, zu sein, um schlussendlich extrem rechte und völkische Positionen zu normalisieren.
Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir gemeinsam aufdecken wer hinter diesen Strukturen steckt. Ihr erkennt jemanden? Meldet euch unter: dokubalingen@proton.me
Gefunden auf de.indymedia.org
Nazis von der Kundgebung „Gemeinsam für Deutschland“ am 26.04. in Karlsruhe
Unter dem Deckmantel der bundesweiten Veranstaltungsreihe: „Gemeinsam für Deutschland“ versammelten sich am 26.04. zwischen 200 und 250 Personen. Grundsätzlich lassen diesem sich vor allem dem „Querdenkenspektrum“ zuordnen. Vor einigen Wochen galt die Veranstaltungsreihe als Bühne für die organisierte Neonaziszene. So waren dort unter anderem die relativ neue Gruppe Unitas Germanice, der DST, aber auch der Dritte Weg vertreten. Vor allem das Auftreten und die verhältnismäßig hohe Zahl, verlieh der Veranstaltung in Stuttgart einen stark faschistisch geprägten Charakter und es wird von einem der größten Naziaufmärsche im Südwesten Deutschlands der letzten Jahre gesprochen. Viele Nazis erschienen in Karlsruhe letztendlich jedoch nicht. Die organisierten Gruppen wie Unitas Germanica oder der DST, welche sich vorab großspurig angekündigt hatten, waren letztendlich nicht vor Ort, sondern verteilten sich nach Balingen und Aschaffenburg, während die Veranstaltung in Karlsruhe primär wie eine der klassischen Großveranstaltung wirkte, wie es sie während der Corona Pandemie zu Hauf überall gab. Nichtsdestotrotz lockte die Veranstaltung natürlich trotzdem einige Nazikleingruppen an, welche aber eher unorganisiert und planlos wirkten.
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Relativ zu Beginn näherten sich zwei klassische Springerstiefelträger (Bild 1), welche sich von der Innenstadt Marktplatz den Protesten bewegten, um sich dort aus von den Bullen zu ihrer Kundgebung eskortieren zu lassen.. Dort unterhielten sie sich angeregt über mehrere Stunden mit drei weiteren Rechten, beteiligten sich jedoch nicht weiter am restlichen Kundgebungsgeschehen.

Am Rand des Gegenprotests trieben sich vier junge Rechte herum (Bild 2), welche den Gegenprotest beobachteten, jedoch weder aktiv pöbelten, noch sich zu erkennen zu gaben, sondern eher planlos durch die Kundgebung liefen. Die Gruppe war bereits in der Vergangenheit beim verbalen stören von linken Veranstaltungen aufgefallen und konnte daher erkannt werden.

Des weiteren gab es eine Gruppe von drei sehr jungen Rechten (Bild 3), welche sich eine verbale Konfrontation mit Gegendemonstrant:innen vor dem Schloss lieferten. Die Situation endete für die drei Jungspunde, als auch für die Antifaschist:innen in einer mehrstündig anhaltenden Polizeimaßnahme und einem Platzverweis, woraufhin sie auch auf direktem Weg abzogen.
Auf der Schwurblerveranstaltung generell fiel vor allem eine größere Gruppe gemischten Alters auf (Bild 4 bis 8), welche über mehrere Stunden zusammen stand und sich unterhielt und primär unter sich blieb. Zu einem späteren Zeitpunkt zogen einzelne Faschos zu den Gittern um den Gegenprotest zu provozieren und halb vermummt vereinzelte Naziparolen zu grölen. Nach diversen Streitgesprächen mit Bullerei und Veranstaltern, sowie einer weiteren Polizeimaßnahme zogen die größten Teile der Gruppe vereinzelt auf unterschiedlichen Wegen ab. Der Großteil machte sich auf den Weg Richtung Hauptbahnhof, um dort den Zug Richtung Mannheim zu nehmen.
Die Anmelder:innen und Ordner:innen der Veranstaltung waren generell eher darauf bedacht, dafür zu sorgen, dass die Veranstaltung nach außen einen gemäßigteren Eindruck macht als noch vier Wochen in Stuttgart. So schrieb der Anmelder Andreas in der internen WhatsApp Gruppe vorab mehrfach, dass keinerlei Nazis geduldet seien, und auch keine Partei oder Organisationslogos gezeigt werden dürfen. Mitgebrachte Reichskriegsflaggen mussten also wieder eingepackt (Bild 9), SS Totenkopfpullover (Bild 10) ausgezogen werden. Der Inhalt der Reden blieb jedoch durch und durch rechtskonservativ und rassistisch, halt nur unter der Optik von zahlreichen Deutschlandfahnen und Friedenstauben.
Alle Recherchefotos vom Tag sind hier zu finden: https://www.flickr.com/photos/202703628@N07/
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Neue Neonazis und die Demonstration am 22. März 2025
Am 22. März 2025 wurde auf den Straßen Stuttgarts sichtbar, dass auch in Baden-Württemberg eine neue junge Generation von Neonazis existiert.
Das „Antifaschistische Dokumentations- und Informations-Zentrum Baden-Württemberg“ (ADIZ BaWü) ordnet diese Entwicklung allgemein und speziell die Demonstration in Stuttgart ein.
Rückkehr der Neonazi-Gruppen?
In den letzten Jahren gab es in Baden-Württemberg kaum noch öffentlich auftretende Neonazi-Gruppierungen, sogenannte „Kameradschaften“, eine partei-unabhängige Organisationsform, die sich selbst teilweise auch als „Freie Kräfte“ bezeichneten und in den 1990er Jahren entstanden ist.
Ihr Verschwinden verwundert im Rückblick. Waren doch die 1990er Jahre bis in die 2010er Jahre vielerorts auch in Baden-Württemberg diese Gruppen anzutreffen, die alle Menschen in ihrer Region terrorisierten, die nicht in ihr rechtsextremes Weltbild passten.
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Spätestens mit dem staatlichen Verbot der „Autonomen Nationalisten Göppingen“ (AN GP) 2013 konnte das klassische Modell der Neonazi-Kameradschaft im Ländle als gescheitert gelten. Gleichzeitig verlor auch allgemein die klassische Neonazi-Polit-Identität an Attraktivität. Auch der Versuch ab 2005 als „Autonome Nationalisten“ Kleidungsstile der linksradikalen Autonomen zu kopieren, änderte nach einem kurzen Hype, nichts daran. Extrem rechte Jugendliche und junge Erwachsene orientierten sich ab 2011 eher in Richtung der neofaschistischen, sich selbst als neurechts verstehenden „Identitären Bewegung“ (IB) oder ab 2013 hin zur AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ (JA). Ein anderer Teil formte über eine gemeinsame Musik, Symbolik und historische NS-Referenzen eine Neonazi-Subkultur, die aber kaum nach außen hin öffentlich auftrat.
Zwar tauchten immer mal wieder neue kleine Neonazi-Kameradschaften auf, diese Gruppen erwiesen sich allerdings fast immer nicht als sonderlich beständig.
Auch das Phänomen der extrem rechten Bruderschaften hielt in den 2010er Jahren in Baden-Württemberg Einzug, erfuhr aber nur eine sehr begrenzte Verbreitung. Dieses Modell richtete sich eher an Ältere, kopierte Hierarchien und Strukturen von Motorradrocker-Gruppen, war ideologisch flexibler (Neonazis waren willkommen, aber nicht alle Mitglieder waren klassische Neonazis) und häufig fungierte man auch als Ersatz-Familie.
In Baden-Württemberg gab es etwa Bruderschaften wie die „Berserker Pforzheim“, die „Brothers of Honor – Süddeutschland“ oder die „Bruderschaft Deutschland – Sektion Süd“.
Gleichzeitig machten Gerichtsprozesse oder geleakte Bilder und Kommunikationen immer wieder sichtbar, dass es auch extrem rechte Zusammenhänge vornehmlich junger Männer gab, die kleine Gruppen, oft als ‚Sauf-Kameradschaften‘, gebildet hatten, aber das Licht der Öffentlichkeit scheuten und nur als Gruppe im Verborgenen existierten. Vermutlich um staatlicher Repression und antifaschistischer Gegenwehr und Recherche zu entgehen. Das Schicksal des „Sturm Nord-Württemberg“ zeigte wie schnell so etwas gehen konnte. Der „Sturm Nord-Württemberg“ gründete sich 2020, löste sich aber nach kritischen Medien-Berichten und Hausdurchsuchungen schnell wieder auf.
So fand sich lange Zeit kaum eine einzige öffentlich auftretende Neonazi-Kameradschaft in ganz Baden-Württemberg. Das änderte sich auch mit der Gründung der AfD und deren ersten Wahlerfolg in Baden-Württemberg 2015 nicht. Interessanterweise folgte dem Rechtsruck auf der parlamentarischen Ebene keiner in außerparlamentarischen Bereich und schon gar nicht in der neonazistischen Subkultur, die in Baden-Württemberg weitgehend unorganisiert existierte.
Neonazi-Kleinstparteien wie „die Heimat“ (ehemals: NPD) sowie deren Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ (JN), die fragmentierte NPD, „Die Rechte“, „Neue Stärke-Partei“ (NSP) oder „Der III. Weg“ und deren „Nationalrevolutionäre Jugend“ waren und sind in Baden-Württemberg schwach bis gar nicht mehr („Die Rechte“, NSP) vertreten und werden zum Teil auch in antifaschistischen Kreisen überschätzt.
Die einzige länger aktive, öffentlich autretende Neonazi-Kameradschaft in Baden-Württemberg entstammte einer Abspaltung von „Der III. Weg“ und nannte sich „Nationale Sozialisten Württemberg“.
Nach deren Verschwinden entstanden zwei neue Kameradschaften im Umfeld der zwar neofaschistischen, aber nicht neonazistisch ausgerichteten „Identitären Bewegung“ (IB). Beide entfernten sich allerdings mit der Zeit von der IB. Offenbar waren beide eher als identitärer Wildwuchs entstanden denn als gezielte IB-Ortsgründung. Zuerst entstand 2021 die „Revolte Pforzheim“ (RP) und im Herbst 2023 „Zollern-Jugend Aktiv“ (ZJA) im Zollernalbkreis.
Ursprünglich aus dem IB-Dunstkreis stammend zog es sie in neonazistische Gefilde. Die PR näherte sich „Der III. Weg“ und die ZJA der „die Heimat“ bzw. deren Jugendorganisationen an. Diese Nähe schließt aber keinesfalls eine gewisse Sympathie für die AfD aus, deren Veranstaltungen und Demonstrationen man teilweise auch besucht.
Bereits mit den rechts-offenen Corona-Protesten ab 2020 kam es zur Neugründung von Gruppen („Pforzheim Revolte“) oder zu einem Wachstum bestehender Strukturen (z.B. „Der III. Weg“), die die Demonstrationen als Treffpunkte und Rekrutierungs-Orte benutzten. Spätestens ab Mitte 2024 war bundesweit eine Gründungsboom von ‚Jungfascho‘-Gruppen festzustellen. Besonders in der Mobilisierung gegen Pride- und CSD-Paraden fand sich auf der Straße zusammen, was sich bereits im Internet als eine Art Online-Kameradschaft gebildet und vernetzt hatte. Davon berichtet auch die sehenswerte ZDF-Dokumentation „Jung. Radikal. Organisiert.“
Die Demonstrationen gegen queere Veranstaltungen schufen ein gemeinschaftsbildendes Ereignis. Neue Gruppen-Namen auch in Baden-Württemberg tauchten auf, wie z.B. „Jung und Stark“ Baden-Württemberg, der „Deutsche Stör-Trupp South“, „Unitas Germanica Baden-Württemberg“.
Ebenso tauchten neue Accounts mit Baden-Württemberg-Bezug auf, wie etwa „Stabile Patrioten Gomaringen“, „Rhein-Neckar-Revolte“ „Kinzigtal-Revolte“ oder „Ostalb-Revolte“. Vermutlich waren bzw. sind das Projekte von Einzelpersonen oder Kleinstgruppen, die versuchen durch Sympathisanten-Sammlungen online Gruppen zu initiieren. Bilder belegen immerhin, dass sich vereinzelt Gruppen auch offline zusammen gefunden haben.
Inhaltlich vertraten die neuen Jungnazi-Gruppen einen ideologischen Mix aus Neonazismus (Bezug auf den historischen Nationalsozialismus), Neofaschismus (Bezug auf faschistische deutsche und ausländische Traditionen) und Deutschnationalismus. Während ‚alte‘ Neonazis die republikanischen Farben des Schwarzrotgold als Fahne der „Judenrepublik“ noch abgelehnt hatten, hat die junge Generation da weniger Bedenken. Das republikanische Schwarzrotgold findet ebenso Verwendung wie das antirepublikanische Schwarzweißrot. NS-Symbolik wie die Schwarze Sonne wird ebenso verwendet wie der Bundesadler. Man scheint ideologisch flexibler, auch im Freund*innen-Kreis einzelner Mitglieder schlägt sich durchaus die Realität des Einwanderungs-Bundesland Baden-Württemberg nieder.
Man ist gegen queere Menschen, gegen Linke, gegen Geflüchtete und abstrakt auch gegen Migrant*innen allgemein, aber teilweise auch bereit zu einer gewissen Toleranz bei Freund*innen oder z.B. gegenüber gleichgesinnten Menschen mit Migrationsgeschichte.
Die Demonstration in Stuttgart mit starker Neonazi-Beteiligung am 22. März 2025:
Am 22. März 2025 fand unter dem Motto „Gemeinsam für Deutschland“ in der Innenstadt von Stuttgart zu einem extrem rechten Aufmarsch, der zeitgleich in den meisten anderen Bundesländern stattfand.
Die Demonstrationen forderten „flächendeckende […] Grenzkontrollen“ und „Schutz der Bevölkerung“, aber eigentlich ging es vor allem zum eine Stärke-Demonstration und Vernetzung.
Initiiert wurde zeitgleiche Demonstrations-Serie von Dennis Prakenings und Sascha Dominikowski aus Schleswig Holstein.
Insgesamt gingen etwa 1.500 extreme Rechte und Reaktionäre in Stuttgart auf die Straße und 2.500 protestierten dagegen. Die Beteiligten der extrem rechten Demonstration waren aber nicht nur Neofaschisten/Neonazis, sondern stammten vor allem aus dem noch aktivierbaren rechtsradikalisierten Rest der Pandemie-Leugner*innen. Vertreten waren aber auch AfD-Mitglieder und -Fans. In der Symbolik kam es dadurch zu einer seltsamen Mischung. Sie reichte von der blauen PACE-Fahne bis zum Reichsadler.
In Stuttgart war ein Orga-Team verantwortlich, welches bereits ab 2022 zahlreiche medienfeindliche Demonstrationen vor dem SWR-Gebäude in Stuttgart organisiert hatte.
Versammlungseiter waren Ralf Behr und Andreas R.. Als Mitorganisatorinnen fungierten die Gruppen „Baden-Württemberg steht auf“ und „Politik und Medien Hand in Hand – Das schadet unserem Land“, die dem Milieu der Corona-Proteste entstammen. Von ihnen stammte auch die Infrastruktur.
Neben Ralf Behr und Andreas R. sprach zu Demo-Beginn auch eine Astrid. In den Redebeiträgen beschwor man die Demokratie („Wir sind Demokraten.“), distanzierte sich formal von Gewalt, Antisemitismus und ‚Extremismus‘ und lobte den Querdenken-Chef Michael Ballweg. Außerdem sprach man sich gegen die Schuldenbremse und gegen Spaltung aus.
Ralf Behr erzählte dass sein Orga-Team die Anmeldung und Organisation der Demonstration in Stuttgart erst spät übernommen habe.
Die eher wutbürgerlichen Inhalte dürften nicht so ganz nach dem Geschmack der antibürgerlichen Neonazis gewesen sein. Denn diese waren auch da und nutzen die Demonstration als Präsentations-, Rekrutierungs- und Vernetzungs-Ort.
Folgende klassische neonazistische/neofaschistische Gruppen bzw. Gliederungen größerer Gruppen konnten wir vor Ort oder über ihre Social-Media-Berichte identifizieren:
- die Neonazi-Kleinstpartei „Der. III. Weg“ und und ihre Jugendorganisation „Nationalrevolutionäre Jugend“ mit 15 bis 20 Personen
- „Der Stör-Trupp South“ und „Der Störtrupp Stuttgart“ mit etwa 30 Personen
- die Neonazi-Kleinstpartei „die Heimat“ und ihre Jugendorganisation „Junge Nationalisten“, u.a. in Form ihrer Landesvorsitzenden Marina Djonovic und Sebastian Thalheimer
- „Revolte Pforzheim“
- „Unitas Germanica Baden-Württemberg“
- „Zollern-Jugend aktiv“, mit starken Überschneidungen zu den „Jungen Nationalisten“
Es ließen sich noch weitere extrem rechte Einzelpersonen wie Michael Stecher oder Rico Heise (Betriebsprojekt „Zentrum“) identifizieren.
Außerdem waren noch jüngere rechte Jugendliche vor Ort, die offenbar auf der Suche nach Anschluss waren.
Neben diversen Pandemie-Leugner*innen waren auch Angehörige der AfD vor Ort, ohne das aber durch Partei-Symbolik zu zeigen. In einem internen Chat hatten z.B. Uwe Foltan aus Haigerloch, 1. stellvertretender Sprecher des AfD-Kreisverband Zollernalb, oder Ralph Floeter, Beisitzer AfD-KV Ludwigsburg, ihr Kommen angekündigt. Ein Bericht der AfD-Kreisverband Ludwigsburg vom 24. März zeigt mehr als zwei Dutzende Personen auf einem Foto von der Demonstration.
Daneben ließen sich einzelne Alt-Neonazis, Mitglieder der Identitären-Regionalgruppe „Reconquista 21“ oder bekanntere Reichsbürger*innen in Stuttgart blicken.
Bewertung: ungesunde Mischung mit braunen Kern
Zu einer Nur-Neonazi-Demonstration hat es in Baden-Württemberg ganz offensichtlich nicht gereicht. Den Anteil von gewaltbereiten Neonazis bzw. Jungfaschos schätzen wir auf mehr als 200 Personen, also etwa 1/7 aller Teilnehmenden. Damit war diese Demonstration zwar die größte Neonazi-Veranstaltung der letzten Jahre, war insgesamt aber eine Misch-Veranstaltung und erreichte noch nicht das Potenzial klassischer Neonazi-Demonstrationen wie in den 1990er, 2000er und 2010er Jahren im Südwesten. Beispielsweise fand am 1. Mai 2011 eine große Neonazi-Demonstration in Heilbronn mit fast 830 Beteiligten statt, die durchgängig dem Spektrum der parteigebundenen und parteifreien Neonazis entstammte.
Immer noch ist es als relative Schwäche zu interpretieren, wenn Neonazis in Baden-Württemberg keine eigene Demonstration hinbekommen, sondern auf die rechts-offenen Pandemie-Leugner*innen und ihre Infrastruktur zurückgreifen mussten.
Einigen Pandemie-Leugner*innen ist selber aufgegangen, dass da am Samstag klassische Neonazis mitmarschierten. Zu dicht waren die NS- und Neonazi-Symboliken wie Reichsadler, Landser-Pullover oder White-Power-Gruß. Hier existiert offenbar bei einigen ein Anteil von Restvernunft. Die Kritik einiger an der Neonazi-Beteiligung führte aber nur bei wenigen zu Abwendung und Distanzierung, die Mehrheit, inklusive des Orgateams, griff die internen Kritiker*innen als „Spalter“ an.
Die nächste bundesweite Demonstration ist bereits angekündigt. Sie soll am 26. April 2025 stattfinden.
Das Antifaschistische Dokumentations- und Informationszentrum recherchiert und publiziert zum gesamten Spektrum der Rechten in Baden-Württemberg, um über diese aufzuklären und deren Entwicklung zu besseren Einschätzung nachvollziehbar zu machen. So erscheinen beispielsweise monatlich ausführliche Chroniken rechter Aktivitäten. Wer viel über die extreme Rechte in Baden-Württemberg wissen will, sollte unbedingt beim ADIZ vorbeischauen!
Gefunden am 02. April auf adiz.info
22. März 2025: Gescheiterter Neonaziaufmarsch in Berlin
Am Samstag, den 22. März 2025, fand ein Aufmarsch von Neonazis in Berlin-Friedrichshain statt. Tausende Menschen beteiligten sich an Gegenprotesten und Blockaden, die die geplante Demonstration der knapp 800 Neonazis verhinderten.
Initiator der rechten Demonstration war wieder der ehemalige Aachener AfD-Politiker Ferhat Sentürk. Es war bereits die dritte von ihm angemeldete Versammlung in Berlin seit letztem Dezember.
Mit von der Partie war auch diesmal Maximilian Fritsche, AfD-Stadtverordneter aus Eberswalde (Brandenburg), der die Demonstration unterstützte. Begleitet wurde er von David Streich, ebenfalls Stadtverordneter für die AfD in Eberswalde.
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Zum Auftakt fand ein Live-Auftritt des Sängers Hannes Ostendorf von der rechten Hooligan-Band „Kategorie-C“ statt, der von einem Anhänger aus zwei Lieder spielte.
Ostendorf war 1991 an einem Brandanschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft beteiligt und ist in der Szene einschlägig bekannt.
Im Anschluss wurde unter anderem eine abgewandelte Version des „Teufelslieds“ abgespielt, ursprünglich ein Marschlied der Waffen-SS. Sentürk bezeichnete es als eines seiner „Lieblingslieder“.
Wie bereits bei Sentürks bisherigen Veranstaltungen nahmen auch diesmal wieder überwiegend jugendliche Neonazis an der Demonstration teil.
Die älteren Anwesenden schienen vor allem aufgrund der Ankündigung des Auftritts von Hannes Ostendorf angereist zu sein, viele von ihnen ließen sich der älteren rechten Hooligan-Szene zuordnen.
Während die Polizei bei der letzten Demonstration der Neonazis im Februar deren Vermummungen und auch „Schutzbewaffnung“ duldete, kam es diesmal zu zahlreichen Festnahmen aufgrund von verfassungsfeindlichen Symbolen, Beleidigungen, Vermummungen und dem Zeigen des Hitlergrußes.
Ähnlich wie bei den letzten Versammlungen traten auch dieses Mal viele junge Neonazi-Gruppierungen in Erscheinung. So waren etwa Teilnehmende der Gruppen „Urbs Turrium“ aus dem Raum Bautzen, von der „Gerschen Jugend“, den „Jungen Patrioten Deutschlands“, von der „Chemnitzrevolte“ und der „Kampf Brigade Berlin“ vertreten.
Aufgrund der antifaschistischen Blockaden mussten die Neonazis stundenlang an ihrem Startpunkt ausharren und konnten ihre Demonstration nicht beginnen, die Stimmung verschlechterte sich im Laufe der Zeit merklich und wurde aggressiver. Schon früh zogen einzelne Teilnehmende frustriert ab.
Sentürk geriet angesichts der ungeduldigen Menge zunehmend unter Druck, konnte er seinem jungen Publikum doch diesmal nicht die von ihnen erhoffte „Erlebsniswelt rechter Aufmarsch“ bieten. Er verlor immer wieder die Fassung und schlug verbal um sich.
Sein bemüht „bürgerliches Auftreten“ warf er dann endgültig über Bord, als die Polizei seiner Aufforderung, ihnen doch endlich „den Weg frei zu schlagen“ nicht ausreichend nachkam und er kurzerhand dazu überging, unbeholfen mit anderen Teilnehmern Ketten zu bilden und auf die Polizeiabsperrung zuzumarschieren.
Die Demonstration durfte daraufhin wenige Meter weit gehen. Sentürks Auftreten verlor dabei nicht an Bizarrheit: Er stand posierend auf einem fahrenden PKW-Anhänger, schwenkte eine Deutschlandfahne und ließ sich von den Jugendlichen bejubeln.
Trotz des Misserfolges seiner veranstaltung genoss er augenscheinlich das Bad in der Menge, während er erneut versuchte, sich selbst bei lautstarker Marschmusik in Szene zu setzen.
Die Stimmung der Anwesenden kippte jedoch endgültig, als bereits nach weniger als 100 Meter das endgültige Ende der Demonstrationsstrecke veründet wurde und Sentürk die Veranstaltung vorzeitig beendete.
Die angereisten Neonazis zeigten sich frustriert und gaben an, dass sich der Weg nach Berlin für sie überhaupt nicht gelohnt hätte.
Bereits am Abend nach der gescheiterten Demo rief Sentürk wieder einmal über Instagram dazu auf, ihm Geld für zukünftige Demos zukommen zu lassen.
Gefunden am 22. April auf instagram.com.
Übersicht der Nazis auf der „Gemeinsam für Deutschland“- Demo
Am Samstag, den 22. März 2025, versammelten sich ca. 1500 Leute in Stuttgart zu einer Demo unter dem Motto „Gemeinsam für Deutschland“. Das Orgateam aus dem ehemaligen Querdenken-Spektrum brachten neben zahlreichen Durchschnittsbürgern auch den Großteil der organisierten Naziszene aus der Region auf die Straße. Im Folgenden werden die bekanntesten Akteure dokumentiert (im angehängten PDF finden sich sämtliche Bilder).
Die Präsenz von Nazis wurde von der Orga weder anerkannt noch als Problem gesehen. Stattdessen wurde sich darüber gefreut, dass man so viele unterschiedliche Leute auf die Straße gebracht hatte. Die Reden auf der Bühne sprachen reale Probleme an, wie das kürzlich beschlossene Schuldenpaket und die Aufrüstung der BRD für die Kriege der Zukunft, und verbanden sie mit abstrusen und menschenverachtenden Forderungen, wie die automatisierte Grenzüberwachung mittels KI-gesteuerten Killerdrohnen.
Für den Großteil der Nazis dürfte die inhaltliche Ausrichtung der Veranstaltung ohnehin von geringem Interesse gewesen sein. Vielmehr ging es für sie darum, um eine Bündelung der eigenen Kräfte zur Schau zu stellen. Vor allem Unitas Germanica und Der Störtrupp (DST) schienen darauf Wert zu legen. So organisierten sie verschiedene Vorteffpunkte (wie z.B. die Mannheimer Anfahrt am Eckensee, siehe Foto) und liefen als ein gemeinsamer Mob auf die Kundgebungsfläche.
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Außerdem konnte man sehen, dass Unitas meist gemeinsam mit anderen Gruppen wie Zollernjugend Aktiv oder Ostalbrevolte unterwegs war. Vermutlich geht diese Zusammerarbeit schon länger.
Außerdem haben sie ein gutes Verhältnis zu DST. Diese waren mit über 30 Leuten die zahlenmäßig größte organisierte Nazigruppe auf der Kundgebung. Sie machten vor allem durch ihre einheitliche Kleidung und Auftreten, sowie das gemeinsame Provozieren und Beleidigen am Rand auf sich aufmerksam. Sie waren auch im Gegensatz zu Unitas und Konsorten sichtlich keine Jugendgruppe.
Der Dritte Weg dürfte noch am ehesten politische Widersprüche mit der Demo gehabt haben, denn unter ihren zentralen Forderungen fanden sich Dinge wie „keine Tauruslieferung“ oder „keine weiteren Milliarden für die Ukraine“. Sie nahmen auch nicht am Demozug nach den Kundgebung teil. Dem Alter der Leute nach zu urteilen war auch hauptsächlich die NRJ vertreten.
Von Die Heimat waren u.a. Marina Djonovic und Sebastian Thalheimer vertreten. Djonovic versuchte Kontakt zu den rechten Nachwuchsgruppen zu knüpfen, währen Thalheimer wie gewohnt herumpöbelte und ein eher unseriöses Bild abgab. Insgesamt scheint das Personenpotential von Die Heimat eher begrenzt zu sein.
Ebenfalls mit wenigen Leuten vertreten war die Identitäre Bewegung, von ihnen waren nur die Franz-Brüder aus Althütte und zwei Begleitpersonen anwesend. Im Gegensatz zu Unitas oder DST nahm die IB den Tag nicht zum Anlass zur Selbstdarstellung. Sie blieben die gesamte Zeit über unauffällig und schlichen sich nach Veranstaltungsende dezent von dannen, als andere Nazis neben ihnen von wütenden Mengen durch die Straßen gejagt und teilweise zusammengeschlagen wurden.
Anekdote am Rande: auf der gesamten Veranstaltung waren keine AfD-Symbole o.ä. zu sehen (vermutlich gab es entsprechende Verordnungen auf Parteiebene dazu) – mit Ausnahme des Trikots von Aaron Franz, das mit einem Autogramm von Maximilian Krah versehen war.
Außerdem waren verschiedene rechte Einzelpersonen anwesend, wie der Telegram-Spinner Michael Stecher oder Rico Heise vom rechten Betriebsprojekt Zentrum.
Auch sonst gab es zahlreiche Grüppchen, die wahrscheinlich keiner festen Organisation zugehörig sind, aber sich dennoch für Gelegenheiten wie diese mobilisieren lassen. Damit hat die Veranstaltung einen Charakter gehabt, die an die Zeiten der Corona-Demos erinnert. Damals hatte es die radikale Linke versäumt, eine schnelle und konsequente Haltung zu Krise zu präsentieren. Heute muss das anders sein. Der Widerstand gegen Krieg und Verarmung darf nicht den Faschisten überlassen werden!
Die Nazigruppen leiteten den Protest zwar nicht an, doch prägten ihn durch ihre Präsenz maßgeblich. Andere Versammlungsteilnehmer ließen sich durch die Gruppendynamik immer wieder zu unseriösem Verhalten hinreißen. Auch Hitlergrüße waren immer wieder zu sehen.
Außerdem waren weite Teile der Demo vermummt. All das schien die Polizei jedoch nicht zu stören. Im Kontrast dazu stehen linke Demos, wo Vermummung regelmäßig zum Anlass für Schikanen und auch brutale Angriffe durch die Polizei genommen wird.
Insgesamt bleibt ein gemischtes Fazit: Sowohl die faschistische als auch die antifaschistische Bewegung hat an dem Tag gezeigt, was sie kann. Wir sollten Großereignisse wie diese trotz der eigenen Erfolge (personelle Überzahl, erfolgreiche Blockade der Demoroute, mehrere verletzte Faschisten) als Weckruf verstehen. Die Zeiten werden rauher- Zeit für uns, in die Offensive zu gehen.
Die ausführliche Recherche mit weiteren Fotos könnt ihr als Dossier hier anschauen: Nazis auf der GFD-Demo in Stuttgart am 22.03.2025.
Auf flickr finden sich alle verwendeten und weitere Fotos bei Re Cherche.
Gefunden am 25. März 2025 auf de.indymedia.org.
Gemeinsam Rechtsradikal: Demonstration am 22. März in Düsseldorf
Am 22. März 2025 fand in Düsseldorf eine Demonstration unter dem Motto „Gemeinsam für Deutschland“ statt.
Die Veranstaltung reihte sich in eine Serie ähnlicher Proteste ein, die bundesweit als Friedensdemonstrationen beworben, jedoch vor allem aus dem Umfeld der Querdenker-Bewegung organisiert wurden.
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Viele der Parolen erinnerten an Inhalte früherer Proteste aus dem Kreis der Verschwörungsgläubigen, die gegen die Corona-Maßnahmen demonstrierten. Zu den Teilnehmenden in Düsseldorf gehörten auch eine mehrere Hunder Personen umfassende Gruppe aus dem ultra-nationalistischen bis offen neonazistischen Milieu.
Etliche der Teilnehmenden nahmen auch vergangene Woche an einer Demonstration von Neonazis im nordrhein-westfälischen Essen teil.
Während des Aufzugs waren vor allem nationalistische und fremdenfeindliche Sprechchöre zu hören, die das Bild der Demonstration prägten.
Auffällig war die erneut hohe Beteiligung von Jugendlichen an der ultra-nationalistischen Zusammenkunft.
Begleitet wurde die Versammlung von rechten Online-Aktivisten, die das Geschehen dokumentierten und in sozialen Netzwerken verbreiteten.
Ähnliche Demonstrationen gab es am vergangenen Wochenende in mehreren Städten – das verbindende Thema war der Wunsch nach einem autoritären Umbau des Bestehenden und einer rechten Kulturrevolution.
Gefunden am 23. März 2025 auf instagram.com.
Recherche und Symbole der rechten jung Nazi Gruppen am 22.3 in Stuttgart.
Am 22.3 wollen verschiedene jung Nazi-Gruppen und rechte Teile Querdenkens auf die Straßen Stuttgarts. Nicht mit uns – lasst uns gemeinsam den rechten Aufmarsch verhindern! Im Folgenden wollen wir uns mit der Entwicklung der Jugendgruppen und im Detail mit einigen der mobilisierenden Gruppen auseinandersetzen.
Solche Aufmärsche faschistischer Jugendgruppe kennen wir von den zahlreichen bundesweiten Mobilisierungen gegen Christopher Street Day-Veranstaltungen (CSD), (vermeintlich) linke Politiker*innen werden im Wahlkampf angepöbelt oder direkt angegriffen, Übergriffe aus rassistischer und antisemitischer Motivation nehmen zu und linke Hausprojekte werden mit Brandsätzen angegriffen – das Jahr 2024 hat das Gefahrenpotential und die Organisierung von militanten, rechtsradikalen Gruppen und Einzelpersonen sehr deutlich gemacht und eine erhöhte rechte Straßendynamik aufgezeigt. Auch hier in der Region lässt sich diese Entwicklung beobachten. Sie macht deutlich: Antifa bleibt notwendig!
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Gruppen aus der Region wie „Der Deutsche Störtrupp“, „Pforzheim Revolte“ oder „Unitas Germania“ organisieren sich dabei meistens nach folgendem Konzept mit jeweils eigener Prägung: Vorwiegend (sehr) junge Männer bilden unter der Anleitung erfahrener faschistischer Kader, eine soziale Gruppe. Diese Gruppen unternehmen Aktionen wie gemeinsamen Wanderungen oder Sporteinheiten, werden aber auch politisch aktiv. Dabei waren letztes Jahr besonders CSDs ein beliebtes Ziel solcher faschistischer Mobilisierungen. Aber auch organisierte Angriffe auf den politischen Feind stehen auf dem Programm. Ein anderer Schwerpunkt der Arbeit bildet ein gegenkulturelles und rebellisches Auftreten im Internet, flankiert von Onlineshops und Telegramgruppen für einen niederschwelligen Einstieg und soziale Zugehörigkeit.
Grund für den Erfolg der Rechten ist, neben einer bewussten strategischen Ausrichtung und eines gut greifenden Propaganda-Apparats, die allgemeine Krise. Wirtschaftliche und politische Unsicherheit, Perspektivlosigkeit bei jungen Leuten und eine vermeintlich linke Regierung (wahlweise auch gerne der gesamte „linke Mainstream“, „woke Meinungsdiktatur“ usw.) bilden den Nährboden für eine Weiterentwicklung und Eskalation von rechter Straßenpolitik. Eine besondere Rolle spielt hier auch das Zugehörigkeitsgefühl zu einer sozialen Gruppe in Zeiten zunehmender Isolation und Vereinsamung.
Das organisierte und militante Auftreten der Rechten und bewusste Rekrutieren von Jugendlichen wird sich weiter fortsetzen, so zum Beispiel diesen Samstag in Stuttgart. Das werden wir nicht ohne Widerstand zulassen! Als AABS rufen wir – als Teil vom Bündnis Stuttgart gegen Rechts gemeinsam mit weiteren lokalen und regionalen Gruppen – dazu auf, sich dem rechten Aufmarsch am Samstag massenhaft entgegenzustellen!
Unitas Germania
Ursprünglich aus dem Internet heraus entstanden, ist Unitas Germania eine seit Mitte 2024 aktive aktivistische Neonazigruppe aus Südwestdeutschland.
Sie ist v. a. auf TikTok oder Instagram aktiv und gibt sich dort als Kampange der „Deutsche Jugend Voran“ (DJV) aus. Über die sozialen Medien lässt sich auch eine Spur zu dem Onlineshop Defend Europe verfolgen, bei dem es sich vermutlich um den Materialversand von Unitas handelt. Eine feste Organisation oder Anbindung an eine bestehende Gruppierung ist nicht abschließend erkennbar. Wenn, dann scheint die Anbindung sehr lose zu sein: Zum einen sind keine bekannten Gesichter zu sehen, zum anderen ist das Auftreten nicht sehr professionell, was darauf schließen lässt, dass die Gruppe nicht direkt von erfahrenen Nazi-Kadern angeführt wird.
Ideologisch zwar stramm faschistisch, fehlt es der Gruppe (noch) an einem schärferen politischen Profil, auch innerhalb einer rechten Bewegung. Die eingesetzte Ästhetik lässt allerdings auf Kontakte oder zumindest Bezüge in Richtung von NPD/JN schließen.
Mit (versuchten) Störaktionen gegen CSDs, Provokationen gegenüber antifaschistischen Kräften und einem dementsprechenden Online-Auftritt präsentiert sich Unitas Germania als aktionistisch und bereit für die Konfrontation mit dem Feind. Dieses politische Angebot wird dabei vor allem von männlichen Jugendlichen angenommen. Hier wird auf erlebnisorientierten politischen Aktivismus mit klaren Feindbildern einerseits und auf das Angebot eines sozialen Gefüges andrerseits gebaut.
Der Störtrupp
Der Störtrupp (DST) ist eine noch relativ junge, jedoch gewaltbereite Neonazigruppe, die seit dem Frühsommer 2024 aktiv ist. DST hat bundesweit bisher fünf regionale Ableger: Süd, Nord, West, Ost und Bayern und ist mit weiteren Jugendgruppen wie der Ostalb Revolte und der rechtsextremen DJV verbündet. Auf ihren Social Media Kanälen präsentieren sie sich als patriotisch, kameradschaftlich und traditionell und zielen damit besonders auf junge Männer und Jugendliche ab. Im vergangenen Jahr fiel die Gruppe vor allem durch die Teilnahme an „Anti-CSD-Demos“ auf, bei denen DST nicht vor Schikane, Hass und versuchter körperlicher Gewalt gegen CSD Teilnehmer:innen zurückschreckt. Mittlerweile mobilisiert DST allerdings auch zu Demos gegen „Linksextremismus“, für “Remigration” und verherrlichendes “NS-Gedenken”. Als junge faschistische Gruppierung sind sie Teil der neuen Generation von Neonazis, die noch nicht fest in der Neonazi-Szene etabliert sind, jedoch bereits mit dem III. Weg, der Partei „Die Heimat“ (ehem. NPD) und den Jungen Nationalisten (JN) auf Demos unterwegs sind. Zwar ist das Polizeiaufgebot auf den Demos immens, ein Einschreiten der Cops findet allerdings nur dann statt, wenn es zu körperlichen Angriffen kommt. Somit wird es DST möglich, ihre rassistische, queerfeindliche und menschenverachtende Propaganda auf die Straßen zu tragen.
Pforzheim Revolte
Die rechtsextremistische Gruppe Pforzheim Revolte war noch vor ein paar Jahren eine Gruppe der Identitären Bewegung (IB). Ab Ende 2021 trat die Gruppe Pforzheim Revolte hauptsächlich in Verbindung mit Protesten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen hervor.
Eine von der IB veröffentlichte Übersichtskarte zeigte sie als Untergliederung. In den letzten Monaten wurde jedoch auf den Social-Media-Kanälen der Gruppe festgestellt, dass Pforzheim Revolte zunehmend Inhalte veröffentlichte, die sich von der ideologischen Ausrichtung der IB unterscheiden und die einen Schulterschluss mit anderen rechtsextremen Gruppierungen nahelegten. Eine Kampagne namens „Gegengift“, die ihrerseits personelle Überschneidungen zur „Nationaldemokratischen Partei Deutschlands“ (NPD) und deren Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ aufweist, wurde daher bereits mehrfach von der Gruppe verbreitet. Auch die Partei „Der III. Weg“ äußerte sich im Jahr 2023 positiv auf ihrer Homepage gegenüber der rechtsextremistischen Gruppe „Pforzheim Revolte“. Ein richtiger Bruch mit der IB lässt sich aber nicht ausmachen – es scheint vielmehr, als würden die Grenzen zunehmend verschwimmen.
Der Schulterschluss rechtsextremer Akteure geht tiefer: Pforzheim Revolte lässt sich auch einem neuen, besorgniserregenden Phänomen zuordnen. In den vergangenen Monaten haben sich in Deutschland mehrere rechtsextreme „Active Clubs“ (AC) gegründet, die dem US-Modell folgen. Es handelt sich dabei um dezentrale, parteiunabhängige Gruppen junger, gewaltbereiter Männer, die über gemeinsame (Kampf-)Sport-Aktivitäten weitere für ihre rechtsextreme Sache gewinnen wollen. Pforzheim Revolte ist eine der ACs.
Die Gruppe bespielt Instagram, TikTok, Twitter und Telegram. Inhaltlich sind oft queerfeindliche und rassistische Beiträge zu sehen. Im Juni 2023, anlässlich zum Pride Month, postete die rechtsextreme Gruppe ein Bild mit Transparenten mit den folgenden Sätzen: „Keine Akzeptanz! Kein CSD in Pforzheim!“.
Weitere Gruppen
Zu dem rechten Aufmarsch rufen eine ganze Reihe von neuen, kleineren Nazi-Gruppen auf und Gruppen, mit denen wir uns hier nicht ausführlicher beschäftigten. Bei vielen gibt es kaum mehr Infos als einen gewissen Social Media Auftritt. Ein kurzer Überblick über einige Akteure, die diesen Samstag nach Stuttgart mobilisieren.
Ostalb-Revolte
Neuer Instagram Account seit März 2025, offensichtlich mit Kontakten zu Unitas Germania und DST. Sie legen ihren Mobilisierungsfokus, neben der innerrechten Vernetzung, auf den Kampf gegen „Linksextremismus“(ein Thema, das in letzter Zeit verstärkt aufgegriffen wird).
Zollern-Jugend aktiv
Auf Social Media sind sie seit Oktober 2023 aktiv und beim CSD in Albstadt erstmals auf der Straße in Erscheinung getreten. Für den 22.3. haben sie einen gemeinsamen Post mit Unitas, DST-Süd und Ostalbrevolte, hier wird die angestrebte Vernetzung in Baden-Württemberg sichtbar.
Stabile.patrioten gomaringen / ehemals gegen_die_gruenen_gomaringen,
Seit 2021 hetzen sie vor allem gegen die Grünen, auf ihrem Account lässt sich die Rechtsentwicklung schön beobachten. Sie sind auf Instagram sehr aktiv und versuchen, sich mit anderen zu vernetzen. Zum Beispiel erstellten sie zum 22.3. eine deutschlandweite Karte mit allen Demonstrationsorten.
nie_wieder_altparteien
Ein Social Media Account mit Massen an KI-gerierten Posts, mit Hetze gegen alle, die nicht in ihr Weltbild passen. Für den 22.3. mobilisieren sie vor allem unter dem Motto „Demo gegen Linksextremismus.“
Identitäre Bewegung – reconquista.21
Die Gruppe hat einen neuen Instagramauftritt seit Januar 2025, bisher haben sie zu einer Wanderung im Rems-Murr-Kreis eingeladen. Es gibt Anzeichen, dass auch sie am 22.3. in Erscheinung treten werden.
wuerttemberg_verteidi_gen (steht in Verbindung mit der Heimat ehemals NPD), sie sind mit der Deutsche – Jugend Baden-Württemberg vernetzt.
Gefunden am 21. März 2025 auf aabstgt.wordpress.com.
Über die Jungnazi-Gruppe „Zollern-Jugend Aktiv“
Stand: März 2025
Am 22. März 2025 soll in Stuttgart eine extrem rechte Demonstration stattfinden, zu der diverse Gruppen, darunter auch die „Zollern-Jugend Aktiv“, mobilisieren.
Diese Gruppe soll im Folgenden aus antifaschistischer Perspektive kritisch porträtiert werden.
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Geschichte und Aktivitäten
Die extrem rechte Gruppe „Zollern-Jugend Aktiv“ (ZJA) wurde im Oktober 2023 gegründet. Damals demonstrierten in Albstadt bis zu 1.000 Personen auf rassistischen Demonstrationen gegen eine Unterbringung von Geflüchteten in einer Turnhalle.
Im Windschatten dieser rassistischen Proteste bildete sich offenbar die Gruppe „Zollern-Jugend Aktiv“. Ihre Aktivisten verfolgten und bedrohten damals schon mehrfach (vermeintlich) linke und antirassistische Gegendemonstrant*innen.
Die ZJA veranstaltet interne und externe Aktionen. Intern veranstalteten sie eigene Treffen bzw. Wanderungen und nahmen an Vernetzungstreffen teil.
Nach außen tritt die Gruppe seit ihrer Gründung durch Online- und Offline-Propaganda in Erscheinung.
Online verfügt die ZJA aktuell über Kanäle auf Instagram, Telegram (im November 2023 eröffnet) und Tiktok. Auf Instagram existiert außerdem das Konto „Württemberg_verteidi_gen“, mit dem in der Vergangenheit gemeinsame Beiträge veröffentlicht wurden.
Offline existieren von der Gruppe zwei Aufkleber. Bereits 2023 erschien ein Aufkleber mit der Botschaft „Deutsche Jugend Voran“, was ein Slogan und gleichzeitig auch der Name einer Neonazi-Gruppe ist.

Am 6. September 2024 mobilisierte die ZJA zu einer neonazistischen Demonstration gegen den CSD in Albstadt, an der sich mindestens 118 Personen beteiligten, auch wenn nicht alle davon an den Demonstrations-Aufmarsch oder der Spontan-Demonstration teilnahmen.
Auch 2025 nahmen Mitglieder der „Zollernalb-Jugend Aktiv“ an extrem rechten Veranstaltungen teil, etwa am 22. Februar 2025 in Aschaffenburg an einer „Demo gegen linke Hetze und Gewalt“ und am 23. Februar 2025 in Pforzheim an einer Neonazi-Mahnwache.
Die ZJA hat aktuell etwa fünf bis acht männliche Mitglieder, wozu noch ein erweiterter Kreis von SympathisantInnen kommt, darunter auch Frauen. Mehr als acht Personen tauchen auf den veröffentlichten Banner-Bildern, wie sie z.B. am 13. Oktober 2024 mit dem Banner „Weiß / Normal / Hetero“ im Raum Bisingen gemacht wurden, bisher nicht auf.

Vernetzung
Seit Mitte 2024 hat sich die ZJA der neonazistischen Kleinstpartei „Die Heimat“ angenähert, die bis Juni 2023 NPD hieß. Mehrfach gab es direkte Kooperationen:
* laut einem Tiktok der ZJA unterstützte diese „die Heimat“ beim Wahlkampf, unter anderem durch das Aufhängen von Wahlplakaten. Auch der bereits erwähnte Instagram-Kanal „wuerttemberg_verteidi_gen“ wirbt in seinen Posts für die Jugendorganisation der „die Heimat“, die „Jungen Nationalisten“ (JN).
* Am 28. Juli 2024 fand „in der Nähe von Lichtenstein“ (Kreis Reutlingen) eine gemeinsame Veranstaltung von der Neonazi-Kleinstpartei „Die Heimat“ und deren Jugendorganisation JN mit angeblich „ca. 30 Personen“ statt.
Edda Schmidt aus Bisingen hielt einen Vortrag über den „Nationaldemokratischen Hochschul-Bund“, der NPD-Hochschulorganisation, der sie einst angehörte. An der Veranstaltung nahmen auch drei Mitglieder der „Zollernjugend-Aktiv“ teil.
* Mindestens eine Person der ZJA war Ende August 2024 mit der „die Heimat“ in Ulm unterwegs.
* ZJA-Mitglieder nahmen vermutlich am 31. August 2024 am Sommerfest des „Die Heimat“-Regionalverbands Nordbaden teil.
Neben „die Heimat“ und deren Jungendorganisation JN hat die ZJA Kontakte zu den ebenfalls neu gegründeten „Deutscher Stör-Trupp South“ und „Unitas Germanica BW“ / „Deutsche Jugend Voran“ bzw. deren Label „Defend Europe“.
Mindestens zwei Mitglieder, nämlich David G. und Mike N., waren aktiv in der Balinger-Fußballfangruppe „TSG-supporter“, die zwar keine Ultra-Gruppe sein will, aber wie eine Ultra-Gruppe auftritt.
Ein Teil der Mitglieder ist auch bei einer lokalen Narrenzunft organisiert.
Ideologie
Legten das erste Auftreten der ZJA in den sozialen Medien eine Nähe zur neofaschistischen „Identitären Bewegung“ an den Tag, so scheint sich die ZJA inzwischen dem subkulturellen bzw. organisierten Neonazismus angeschlossen zu haben.
Das zeigen u.a. Reals auf Instagram die mit klassischem Neonazi-Rechtsrock musikalisch unterlegt sind (z.B. von „Confident of Victory“) oder die Wiedergabe von Inhalten aus anderen neonazistischen Kanälen z.B. auf Instagram. Auch das Zeigen des White Power“-Handsymbols spricht für sich.
Ansonsten vertreten sie die übliche extrem rechte Ideologie, die z.B. Rassismus und Queerfeindlichkeit beinhaltet. Auch körperliche Ertüchtigung spielt eine Rolle. In einem Video auf Instagram werden die Mitglieder beim Kampfsport-Trainig in der Natur gezeigt. Diese Gewaltbereitschaft unterstreicht das Gefahrenpotenzial der Gruppe.
Auffällig ist, dass die Gruppe oder einzelne Mitglieder versuchen linke, queere und antifaschistische Demonstrationen auszuspähen oder gegen die zu protestieren.
So beobachtete das ZJA-Mitglied David mit einer fünfköpfigen Gruppe die Klimastreik-Demonstration am 20. September 2024 in Tübingen.
Zuletzt mobilisierte die Gruppe gegen die feministische 8.März-Demonstration am 8. März 2025 in Tübingen. Wobei es keine sichtbaren extremen Rechten direkt bis zu der Demonstration schafften.
Fazit
Im Herbst 2023 ist im Zollernalbkreis eine extrem rechte Jugendgruppe entstanden, die sich nach rechts zum Neonazismus radikalisiert haben. Die meisten ihrer Mitglieder sind noch relativ jung, teilweise minderjährig. Trotzdem darf die Gruppe nicht unterschätzt werden. Ihre Mitglieder sind derzeit dabei auszuprobieren wie weit sie gehen können.Zum Beispiel schlich mindestens ein ZJA-Aktivist mit mehreren Gesinnungsgenossen um die Klimastreik-Demonstration in Tübingen am 20. August 2024 herum. Vermutlich war es eine Mischung aus Provokation und Austesten, die diese Kleingruppe zu dieser Aktion motiviert hat.
Außerdem vernetzen sie sich mit gewaltbereiten Neonazis aus anderen rechten Gruppen, was ihr Gefahrenpotential weiter steigert.
Gefunden am 21. März 2025 auf alboffensive.noblogs.org
Unitas Germanica – Neue Nazigruppe im Südwesten
Die Bilder von Störaktionen und Gegendemonstrationen von Faschisten anlässlich der CSD’s u.a. in Bautzen, Leipzig oder Magdeburg gingen durch die Medien und zeigen, dass dieses Thema zunehmend von Faschisten aufgegriffen wird.
Auch im Südwesten gab es den Sommer über am Rand von mehreren CSDs immer wieder Anfeindungen, Pöbeleien und das Interesse von Faschos. So war rund um den CSD in Mannheim eine Gruppe Leute, die am Rande pöbelten und koordiniert unterwegs waren (https://justpaste.it/4dn2t). Auch beim Stuttgarter CSD gab es einen ähnlichen Vorfall.
Schließlich fand Anfang September der CSD in Albstadt statt, zu dem verschiedene Organisationen wie die Jungen Nationalisten, Dritter Weg, Pforzheim Revolte, Zollernalb-Aktiv zu Gegenaktionen aufriefen. (https://antifa-info.net/2024/09/11/protest-gegen-die-heimat/).
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Während die Proteste im Osten von Gruppierungen wie der NPD-nahen „Elblandrevolte“ angestoßen und mit organisiert wurden, ist auffällig, dass es sich bei den Protesten im Süden überwiegend um dunkel gekleidete junge Faschisten handelt, die koordiniert am Rande, aber ohne erkennbar feste Anbindung an eine bestehende Organisation auftraten.
Dennoch gibt es Überschneidungen im Auftreten und in der Personenzahl.
Dies bringt Vermutungen nahe, dass sich seit einigen Monaten eine neue Nazigruppierung formiert. Ihre Hauptaktivität nach außen scheint sich derzeit auf die Störung von CSDs zu konzentrieren.
Aufgrund ihres Auftretens mit einheitlich schwarzer Kleidung, schwarz-rot-goldenen Sturmhauben, Symbolik der sogenannten „Altrechten“ wie Frakturschrift-T-Shirts oder schwarzen Sonnen ist davon auszugehen, dass sie dem Spektrum um NPD/JN zuzuordnen sind.
Inspiration und Aktionserfahrung holen sie sich auch von den Protesten im Osten: So war ein Teil der Faschisten, die rund um den CSD in Mannheim präsent waren, auch in Bautzen. Ebenfalls dabei, Lionel Mächtlen, der in der Vergangenheit durch seine Rolle bei der Pforzheimer Revolte auffallend war, war dort.
Um wen handelt es sich hier?
Vermutungen legen nahe, dass es sich um eine Gruppe Namens „Unitas Germanica“ handelt. Sie ist v.a. auf TikTok oder Instagram aktiv und gibt sich dort als Projekt des „Deutsche Jugend Voran“ aus.Über die sozialen Medien lässt sich auch eine Spur zu dem Onlineshop Defend Europe verfolgen, bei dem es sich vermutlich um den Materialversand von Unitas handelt. Hier gibt es auf der Website einen Link sowohl zu Unitas als auch zu Deutsche Jugend voran / German Sports Division.
Die Gruppe hier im Südwesten versucht das DJV-Konzept bei sich anzuwenden, bisher mit überschaubarem Erfolg. Sie haben es nicht geschafft, alleine CSD’s zu stören, und haben sich bisher nur an andere Mobilisierungen wie im Osten oder in Albstadt gehängt. Eine feste Organisation oder Anbindung an eine bestehende Gruppierung ist nicht erkennbar. Wenn, dann scheint die Anbindung sehr lose zu sein: zum einen sind keine bekannten Gesichter zu sehen, zum anderen ist das Auftreten nicht sehr professionell, was darauf schließen lässt, dass keine erfahrenen Leute dabei sind. Vor diesem Hintergrund dienen die Fahrten nach Ostdeutschland neben der Vernetzung wohl vor allem der Motivation und dem Sammeln von Erfolgserlebnissen und Erfahrungen, die sie alleine nicht erreichen könnten.
Anders sieht es bei Pforzheim Revolte aus: war es noch vor ein paar Jahren eine IB-Gruppe, die im Zuge des Rebrandings u.a. aus Angst vor Repression entstanden ist (ähnlich wie Wackre Schwaben, R21 etc.), orientiert sie sich jetzt neu und bandelt mit dem III. Weg, bzw. ihrer Jugendorganisation der National Revolutionäre Jugend, sowie mit „Deutsche Jugend Voran“ und Co an.
Warum entstehen gerade jetzt solche Gruppen?
Dafür gibt verschiedene Gründe:
1) Gesellschaftliche Krise und vermeintliche linke Regierungspolitik
Die Gesellschaftlichen Verhältnisse sind zugespitzt und die Krisenerscheinungen werden spürbarer: zunehmend Kriege und eine Kriegsgefahr, Nachwirkungen der Coronapandemie, Inflation und anbahnende
Wirtschaftskrisen. Während ein Großteil der Bevölkerung (un)mittelbar von den Folgen betroffen ist oder Zukunftsängste hat, heizt die aktuelle Regierung den Kriegskurs an, legt Sparpläne auf und versucht, die Krise durch reaktionäre Verschärfungen zu korrigieren. Das schafft ein Klima, in dem die Rechte an Boden gewinnt. Sie können an Ängste und Unzufriedenheit anknüpfen, sich als Opposition zur aktuellen Regierungspolitik inszenieren, die zu Recht für die Missstände verantwortlich gemacht wird und als links wahrgenommen wird, und gleichzeitig von der permanenten Rechtsentwicklung profitieren, die sich auch real-politisch niederschlägt.
2) Strukturelle und strategische Veränderungen innerhalb der Rechten
Im Zuge dieser Entwicklungen passt sich auch die Rechte strukturell an. Ein Teil davon ist, die Fokussierung auf die Jugend als widerständigen, mobilisierbaren Akteur und damit die Schwerpunktsetzung auf den Aufbau von Jugendgruppen. Am erfolgreichsten scheinen hier bisher „Die Heimat“ und der „Dritte Weg“ zu sein. Während die AfD durch das Erstarken des rechten Flügels immer stärker wird und in den ersten Bundesländern bereits stärkste parlamentarische Kraft ist, haben sich Teile der NPD zu „Die Heimat“ umstrukturiert, weg von der Fokussierung auf eine Wahlpartei hin zu einer Basis für Aktivismus. Die derzeit entstehenden Gruppen wie DJV und „Unitas Germanica“ gehen auf sie zurück.
Gleichzeitig verschwindet die „Identitäre Bewegung“ immer mehr in der Bedeutungslosigkeit. Trotz ihrer Umstrukturierung und Dezentralisierung vor einigen Jahren bleibt die IB in einem Dilemma gefangen: Einerseits will sie eine Jugendbewegung sein, andererseits elitäres Vorfeld der AfD. Während IB-Chef Sellner den Regimewechsel von rechts propagiert, beschränken sich die Aktionen auf die Selbstdarstellung im Internet inklusive Abgrenzung von Gewalt und Militanz. In der Vergangenheit war es die IB, welche mit ihrer aktiven und attraktiven Struktur glänzen konnte. Derzeit drängen sich jedoch immer mehr Jugendgruppen in den Vordergrund und bieten durch niederschwelligen Aktivismus und einen militanten Charakter, Teil der organisierten Rechten zu werden.
Was tun?
Der Krieg in der Ukraine und in Gaza wird weitergeführt, die Militarisierung nach Innen und Außen geht ungehindert weiter, begleitet von Kürzungen und Sanktionen. Die Rechte wird in absehbarer Zeit wieder in Regierungsverantwortung kommen, wodurch auch der militante Teil der Rechten mehr Kraft und Rückenstärkung bekommen wird. Kurz: Die derzeitigen Verschärfungen bieten einen idealen Nährboden für organisierte Faschisten.
Darauf müssen wir uns vorbereiten. Doch es hilft wenig, von den neuen Baseballschlägerjahren zu reden und in Schockstarre zu verfallen. Als Antifaschist:innen ist es auf der einen Seite unsere Aufgabe den Nährboden der Rechten zu verstehen und die Verantwortlichen dafür zu benennen. Auf der anderen Seite müssen wir eine Gegenposition entwickeln, eigene Antworten auf Krisen formulieren, um so den Rechten nicht den Raum zu überlassen.
Und vor allem müssen wir uns klarmachen, dass wir die Rechten jeder Art bekämpfen müssen.
Im Falle der „Unitas Germanica“ heißt das auch, ihre Unerfahrenheit zu erkennen und ihre Anfangsphase zu nutzen, um so früh wie möglich einzugreifen. So beunruhigend der derzeitige Aufschwung auch ist, stehen wir ihnen als über Jahrzehnte gewachsene antifaschistische Bewegung gegenüber.
Wir können diesen Kampf durchaus selbstbewusst führen. Und vor allem müssen wir es.
Nazis gibt’s in jeder Stadt – bildet Banden, macht sie platt!
„Unitas Germanica“ das Handwerk legen!
Hier findet ihr die pdf-Datei aus dem Original-Beitrag auf Indymedia, der die einzelnen Akteure und Aktivitäten konkreter aufschlüsselt.
Gefunden am 03. Oktober 2024 auf de.indymedia.org.































































