Tor richtig benutzen

Anonymität im Internet ist für uns als Antifaschist:innen überaus wichtig, da Staats- und Verfassungsschutz viele Ressourcen zum Ausspähen linker und antifaschistischer Strukturen einsetzen. Online Telekommunikationsüberwachung, Bundestrojaner, Stille SMS und Co. sind nicht nur Schreckensgespenster, sondern Alltag der Repression und die Ergebnisse werden nicht selten in Verfahren gegen Antifaschist:innen eingesetzt. Die alte Weisheit „alles was der bürgerliche Staat über den Antifaschismus weiß, ist wie man ihn bekämpft“ stimmt heute noch genauso wie vor 100 Jahren und entsprechend müssen wir uns auch dagegen schützen.

Der Tor-Browser ist eine gute Möglichkeit weitgehend anonym im Internet zu surfen. Das Prinzip ist dabei recht einfach: Webseiten und Server werden nicht direkt aufgerufen, sondern über das sogenannte Tor-Netzwerk (auch onion-Netzwerk genannt) geleitet. Jeder Konten in diesem Netzwerk kennt dabei nur den vorherigen und den jeweils nächsten Knoten. Werden die Daten über mindestens drei Konten geschickt, kennt somit keiner der Knoten Ziel und Herkunft der Daten gleichzeitig. Zusätzlich findet die Kommunikation zwischen den Knoten verschlüsselt statt. Um all das kümmert sich der Tor-Browser automatisch. Der Browser ist auch so konfiguriert, dass Tracker und Anzeigen blockiert und Cookies automatisch gelöscht werden. Es gibt auch einige Websites, die direkt im Tor-Netzwerk gehostet sind. Websites mit sogenannten .onion-Adressen können nur mit dem Tor-Browser erreicht werden, erhöhen dafür aber die Sicherheit enorm und sind für Behörden auch wesentlich schwerer zu zensieren. Wo immer möglich (wie zum Beispiel bei riseup.net, indymedia.org oder antifa-info.net) sollte also die .onion-Adresse einer Website besucht werden. Ist auch eine .onion-Website verfügbar, wird dies in der URL-Leiste angezeigt.

Um das Tor-Netzwerk zu benutzen muss lediglich der Tor-Browser zum surfen verwendet werden. Diesen gibt es kostenlos und für alle gängigen Betriebssystem – auch für Android und iOS. Trotzdem empfehlen wir bei Treffen und Aktionen von der Nutzung oder überhaupt der Mitnahme von Smartphones abzusehen!

Leider hat der Tor-Browser auch einige Nachteile. So versuchen viele Websites wie Google, Youtube, Facebook und Co. anonymes Surfen zu verhindern und erschweren den Zugriff über das Tor-Netzwerk. Auch bietet der Tor-Browser keinen 100%-Schutz. Mit viel Aufwand ist es Ermittlungsbehörden schon einige Male gelungen einzelne Verbindungen zu rekonstruieren. Außerdem ist bei falscher Benutzung des Tor-Browsers die Anonymität schnell dahin. Werden zum Beispiel private Mails abgerufen oder sich in Sozialen Netzwerken angemeldet, können andere Websites oder Repressionsbehörden, die die Verbindung beobachten, die Identität in die Finger bekommen. Auch lassen die aufgerufenen Websites und verwendeten Suchbegriffe Rückschlüsse auf die Person vor dem Rechner zu. Wenn sich Spionagesoftware wie Viren oder Staatstrojaner auf eurem Computer befinden, ist es für andere möglich nachzuvollziehen, was ihr am Computer macht und die Anonymität ist zerstört! Darüber hinaus kann über direkte Beobachtung eurer Internetverbindung zumindest erkannt werden, wann ihr den Tor-Browser benutzt. Es ist bekannt, dass verschiedene Geheimdienste versuchen herauszufinden, wer alles das Tor-Netzwerk benutzt.

Wenn euer Computer selbst nicht verschlüsselt ist liegen darüber hinaus lokal gespeicherte Dateien recht einfach zugänglich auf dem PC. Verschlüsselt deswegen einzelne Dateien oder ganze Festplatten, zum Beispiel mit Veracrypt. Es ist wichtig sich die Grenzen des Tor-Netzwerks bewusst zu machen und es dementsprechend zu nutzen. Trotzdem ist es sinnvoll wann immer es möglich ist den Tor-Browser zu nutzen. Denn richtig angewendet bietet er einen sehr hohes Maß an Anonymität und das ohne viele IT- Kenntnisse. Dieser Schutz ist zudem um so besser, je mehr Menschen Tor nutzen und je mehr Daten über das Netzwerk geschickt werden.

Auch wenn diese kurze Vorstellung des Tor-Browsers die wichtigsten Punkte anspricht, ist sie eher eine Hinführung und Vorstellung des Tor-Browsers, als eine alles umfassende Darstellung der Grenzen und Möglichkeiten des Tor-Netzwerks. Weiter Informationen und den Browser selbst bekommt ihr auf der Website des Tor-Projekts unter www.torproject.org/de/