Die Abschaffung des §219a im Juni diesen Jahres ist das Ergebnis langjähriger feministischer Kämpfe – und sicher nicht ihr Ende! Diese Gesetzesänderung wurde zwar von linker und liberaler Seite bejubelt, doch noch gibt es keinen Grund zum feiern! Denn die Abschaffung des §219a, der das Verbot von Werbung für Schwangerschaftsabbrüche regelte, ist längst überfällig. Es gibt keine Werbung für Schwangerschaftsabbrüche! Die Ärzt*innen, die durch den Paragraphen verfolgt wurden, haben dringend notwendige Aufklärungsarbeit über Abtreibung in Deutschland geleistet. Auch wenn es hierzulande theoretisch die Möglichkeit für einen Abbruch gibt, haben viele Schwangere keinen bzw. einen sehr erschwerten Zugang. Denn Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland nach wie vor rechtswidrig und nur in bestimmten Situationen straffrei. Wir fordern daher die Abschaffung des §218 StGB und damit die vollumfängliche Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland und überall!
Doch damit nicht genug. Reaktionäre Stimmen von konservativ über fundamentalistisch bis offen faschistisch wollen körperliche Selbstbestimmung noch weiter einschränken. Die Folgen des reaktionären Rollbacks zeigten sich zuletzt in den USA und Polen. Doch es gibt ihn auch direkt vor unserer eigenen Haustür. Ob in Offenbach oder in Frankfurt – kirchliche und fundamentalistische AbtreibungsgegnerInnen betreiben Hetze gegen körperliche Selbstbestimmung. Dabei ist ihr Handeln rücksichtslos und gefährlich: Ärzt*innen werden bedroht und Schwangere auf dem Weg zu Beratungsgesprächen bedrängt. In Frankfurt stehen christliche FundamentalistInnen zwei Mal jährlich 40 Tage lang vor profamilia und propagieren ihre patriarchalen und reaktionären Gesellschaftsbilder. Dabei stehen und beten sie direkt vor der Beratungsstelle und versuchen aktiv, Schwangere einzuschüchtern.
Aus antifaschistischer Perspektive überrascht nicht, dass die Kontakte der AbtreibungsgegnerInnen bis weit in das extrem rechte Milieu hineinreichen. Ein lokales Beispiel hierfür ist der Pfarrer der kroatisch-katholischen Kirche in Offenbach, der sich in seiner Gemeinde – in der auch die Gründungsversammlung des hiesigen Ablegers der Initiative “40 Tage für das Leben” stattfand – gerne mit nationalistischen PolitikerInnen und PublizistInnen umgibt. Dort können sie weitgehend ungestört ihre menschenverachtenden und antiemanzipatorischen Ansichten verbreiten und sogar den Holocaust relativieren. In Kroatien zeigt sich deutlich, wohin ultrakonservative Propaganda führen kann: Jene Kräfte haben dazu beigetragen, dass seit einer Volksabstimmung 2013 die Ehe verfassungsrechtlich nur zwischen Mann und Frau bestehen kann.
Seit Jahren widersetzen sich antifaschistische und feministische Gruppen und Initiativen diesen DemagogInnen mit verschiedenen Aktionsformen vor profamilia. In diesem Jahr tragen wir den Kampf vor ihre Tore, denn die Gemeinde der FundamentalistInnen sitzt unweit vom Offenbacher Stadtzentrum:
Wir treffen uns am 23.10. um 11 Uhr zur feministischen und antifaschistischen Demo auf dem Wilhelmsplatz in Offenbach, um lautstark zu verkünden: Über eine Schwangerschaft oder ihren Abbruch hat keine Kirche, kein Staat und erst recht keine Gruppe radikalisierter AbtreibungsgegnerInnen zu entscheiden! Alle Schwangeren müssen das Recht auf und den Zugang zu einem selbstbestimmten, sicheren und kostenfreien Schwangerschaftsabbruch haben!
Ob Kinder oder keine – entscheiden wir alleine!
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