Gemeinsam auf die Straße am Frauen*kampftag

Der 8. März ist seit über hundert Jahren ein Tag des feministischen Widerstands, der seine Wurzeln in der internationalen Arbeiter:innenbewegung hat. Weltweit wird an diesem Tag für ökonomische Gleichberechtigung, für gleiche Rechte aller Geschlechter und gegen sexistische Diskriminierung und Gewalt demonstriert.

Am 27. August 1910 schlug die Sozialistin Clara Zetkin1Clara Zetkin, geb. Eißner (1857-1933), war sozialistische Politikerin, Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin. Sie war aktiv in der SPD, USPD und KPD. 1920-1933 war sie Reichstagsabgeordnete und 1932 Alterspräsidentin des Reichstags. Sie gilt als Initiatorin des Internationalen Frauentages. auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentags vor. Durch ihre Initiative fand der erste Internationale Frauentag am 19. März 1911 in Deutschland und anderen Ländern statt, an dem sich über eine Millionen Frauen beteiligten. Damals war die Hauptforderung das Wahlrecht für Frauen, aber auch die Einführung des Acht-Stunden-Arbeitstages, ausreichender Mutter- und Kinderschutz, die Festsetzung von Mindestlöhnen und gleicher Lohn bei gleicher Arbeitsleistung.

Die Bewegung fand schnell über Ländergrenzen hinweg anklang und gipfelte im Frauenstreik 1917 während des Ersten Weltkriegs unter dem Motto „Für Brot und Frieden“. Die „Zweite Internationale Konferenz kommunistischer Frauen 1921“ in Moskau hat den 8. März schließlich in Ehren der streikenden Arbeiterinnen Petrograds als internationalen Gedenktag eingeführt. In den Folgejahren weiteten sich die Forderungen aus und umfassten etwa das Recht auf Abtreibung und den Schutz von Schwangeren. Auch die ökonomischen Forderungen nach Unabhängigkeit blieben, gerade in den kapitalistischen Krisen, eine zentrale Forderung.

Nachdem im deutschen Faschismus der sozialistische Kampftag der Frauen verboten wurde und der Muttertag im Zeichen des völkischen Kults‘ zum Feiertag wurde, gewann der 8. März als Frauenkapftag erst wieder in den 60er Jahren in der BRD an Bedeutung.

Die Geschichte zeigt uns, dass dieser Kampf ein wichtiger war, erzielte er doch viele Verbesserungen für Frauen. Die Forderungen nach Gleichberechtigung und einem selbstbestimmten Leben für Frauen* müssen auch heute lautstark eingefordert werden, denn ohne diesen Druck gibt es sie nicht. Diese Errungenschaften – sei es bessere Bezahlung oder insgesamt bessere Arbeitsbedingungen aber auch ein emanzipatorisches Frauenbild – müssen wir verteidigen und einen Rollback verhindern. Gleichzeitig sind die Kämpfe eine wichtige Erfahrung für die Arbeiter:innen-Klasse; in ihnen findet eine Politisierung statt, Auseinandersetzungen fördern das Klassenbewusstsein und kollektive und kraftvolle Momente machen klar: Gemeinsam können wir einiges erreichen. Deshalb stehen wir auch zusammen in der aktuellen TVöD-Tarifrunde um mehr für viele rauszuholen.


Dennoch muss uns klar sein, dass eine völlige Emanzipation von Frauen* und eine angemessene (finanzielle) Anerkennung in diesem System nie verwirklicht werden kann – der Kapitalismus braucht die Unterdrückung der Frauen* und stützt sich immens auf ihre viele unbezahlte Arbeit, die sie leisten. Sexismus und Patriarchat sorgen für die Spaltung unserer Klasse und somit zur Machtsicherung der Herrschenden.

Genau aus diesem Grund müssen wir als Linke die feministischen Kämpfe unterstützen und trotzdem klarstellen: Ein befreites Leben – für Frauen* aber auch für alle Lohnabhängigen – ist mit diesem System NICHT machbar.

Diese befreite Gesellschaft funktioniert nur ohne Ausbeuter:innen und Unterdrücker:innen und all jene, die die bestehenden Verhältnisse weiter verschärfen. Es ist ein gemeinsamer Kampf, gegen Frauen*-Unterdrückung, kapitalistische Ausbeutung und gegen Nazis.

Der Kampf FÜR eine befreite Gesellschaft schaffen wir nur Seite an Seite: Frauen*, Antifaschist:innen, Revolutionär:innen. Geht also heute mit auf die Straße, unterstützt den Frauen*kampftag und seid Teil davon. Eine befreite Gesellschaft können wir nur gemeinsam erkämpfen und aufbauen und daher ist der feministische Kampf antifaschistisch und der antifaschistische Kampf muss feministisch sein.


Hier findet ihr einige Möglichkeiten heute aktiv zu werden:

Augsburg
Demonstration: 17 Uhr – Rathausplatz →Aufruf

Basel
Demonstration: 19 Uhr – Bärfüsserplatz →Aufruf

Freiburg
Demonstration – 10 Uhr – Platz der Alten Synagoge → Aufruf

Ingolstadt
Demonstration: 16:30 – Münster Vorplatz →Aufruf (Instagram)

Karlruhe
Demonstration – 17 Uhr – Stephansplatz (hinter der Postgalerie) → Aufruf

Mannheim
Demonstration – 17:45 Uhr – Gewerkschaftshaus → Aufruf (Instagram)

München
Demonstration – 17 Uhr – Marienplatz → Aufruf

Nürnberg
Kundgebung: 18 Uhr – am Weißen Turm →Aufruf

Schwenningen
Demonstration: 18 Uhr – Bahnhof Schwenningen →Aufruf

Stuttgart
Demonstration – 16:30 Uhr – Marktplatz → Aufruf


Passend zum Thema hier noch eine Buchempfehlung:

Clara Zetkin: Eine rote Feministin

Aus der Reihe „Geschichte im Brennpunkt“ – Von Lou Zucker – Erschienen bei der Eulenspiegel Verlagsgruppe

Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin: Clara Zetkin initiierte mehr als nur den Internationalen Frauentag
Klug, mutig, unbequem – Der Name Clara Zetkin signalisiert Widerstand. Vehement trat sie für die Rechte der Frauen ein und gilt praktisch als Begründerin des Internationalen Frauentages am 8. März. Als Frauenrechtlerin, revolutionäre Sozialistin und Kommunistin in der Tradition Rosa Luxemburgs wurde sie in der DDR hoch verehrt, im Westen der Republik vor der Wende kaum erwähnt.
Gerade einmal 20 Jahre alt, schloss sie sich 1878 den Sozialisten an, als die Partei von Bismarck verboten wurde. Zehn Jahre später gehörte die Volksschullehrerin zu den Wortführern der Frauenbewegung. Für Clara Zetkin war Emanzipation keine Geschlechter-, sondern eine Klassenfrage. Gleichberechtigung für Frauen und für Männer in einer gerechten Welt forderte sie in der SPD-Frauenzeitschrift »Die Gleichheit«, die sie von 1891 bis 1917 herausgab. Ihr größter Erfolg: Gegen den Willen ihrer männlichen Genossen setzte sie 1910 auf der Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen den Internationalen Frauentag durch. Erstmals wurde er 1911 in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn und in der Schweiz begangen.
Der Band »Clara Zetkin: Eine rote Feministin« aus der Reihe »Geschichte im Brennpunkt« zeichnet die Biografie Zetkins nach, beleuchtet ihre politischen Ziele wie ihr bewegtes Privatleben und zeigt, wie sehr es heute lohnt, ihre Thesen zur Frauenerwerbstätigkeit, zur Schulbildung, zu Krieg und Frieden oder zum Faschismus neu zu entdecken. Clara Zetkin – eine umstrittene und streitbare Persönlichkeit, ohne die vielleicht noch immer uneingeschränkt das Patriarchat herrschte.

 

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    Clara Zetkin, geb. Eißner (1857-1933), war sozialistische Politikerin, Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin. Sie war aktiv in der SPD, USPD und KPD. 1920-1933 war sie Reichstagsabgeordnete und 1932 Alterspräsidentin des Reichstags. Sie gilt als Initiatorin des Internationalen Frauentages.