Am letzten Sonntag den 15. September haben wir, gemeinsam mit vielen weiteren Antifaschist*innen sowie der VVN, der Mannheimer Widerstandsgruppe Lechleiter gedacht, welche sich einst mutig dem Hitlerfaschismus entgegenstellten.
Am 15. September 1942 wurden 14 Mitglieder der Gruppe hingerichtet, weitere 5 am 24. Februar 1943. Drei Mitglieder starben durch Folter oder nahmen sich in der Haft das Leben.
Hier unser Redebeitrag:
Heute sind wir erneut zusammengekommen, um den tapferen Frauen und Männern zu gedenken, die ihre Freiheit und ihr Leben gaben, um dem verbrecherischen Hitlerfaschismus die Stirn zu bieten. Wir werden sie und ihren Widerstand nie vergessen:
Georg Lechleiter, Jakob Faulhaber, Rudolf Langendorf, Käthe Seitz, Alfred Seitz, Philipp Brunnemer, Ludwig Moldrzyk, Anton Kurz, Eugen Sigrist, Robert Schmoll, Max Winterhal-ter, Daniel Seizinger, Johann Kupka, Rudolf Maus, Henriette Wagner, Albert Fritz, Ludwig Neischwander, Richard Jatzek, Bruno Rüffer, Hans Heck, Fritz Grund und Willi Probst.
Der Mut, den sie aufbrachten, ihre Entschlossenheit und ihr ungebrochener Wille in den dunkelsten Zeiten muss uns ein Auftrag sein – ein Auftrag ihre Kämpfe konsequent weiterzuführen, ihre Ideen weiterzutragen. Georg Lechleiter schrieb am Tag vor seiner Hinrichtung: „Der Gedanke an den nahen Tod schreckt mich nicht. Ein Mensch, der nicht fähig ist, sich für eine Idee aufzuopfern, ist einem höheren Sinn nach kein Mensch. Ich tat das mit meinen Freunden, was erst den Menschen ausmacht leiden für eine Idee, wie sie zum Leben gehört. (…)“
Immer schon mussten diese Ideen, seine und unsere, Ideen von Gleichheit, Frieden und Freiheit verteidigt und erkämpft werden, gegen Herrschende und Mächtige, gegen die Umstände und ganz besonders gegen Rechte Kräfte – auch heute.
Seit dem 1. September sind Faschist*innen wieder die stärkste Kraft in einem deutschen Parlament und ihr Aufstieg scheint auch im Rest der Republik nicht zu stoppen. Auf den Straßen sind militante Rechtsextreme unterwegs, voll neuem Selbstbewusstsein, bewaffnen, vernetzen, organisieren sich, greifen Minderheiten und politisch Andersdenkende an. Die Antwort der bürgerlichen Parteien auf diese Entwicklungen ist es seit Jahren, die Diskursverschiebung nach rechts ohne zu zögern mitzumachen. Einst unsagbares wird sagbar, nicht diskutierbares diskutierbar. Inmitten von Sozialabbau, gedrückten Reallöhnen und Militarisierung wird sich Debatten hingegeben, die die wahren Gründe für die sich verschärfende Krisen verschleiern sollen: Kein Tag ohne Hetze gegen Geflüchtete, gegen Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, gegen Errungenschaften der feministischen Bewegung, gegen gesellschaftliche Minderheiten und so weiter.
Lasst uns deshalb zusammenrücken, über Lager und Strömungsgrenzen hinaus. Lasst uns wirkliche Alternativen bieten, Perspektiven abseits der Krisen und des Elends unserer Zeit. Lasst uns konsequent sein und auf allen Ebenen, mit allen Mitteln den Rechten den Kampf ansagen.
Wir stehen hier, weil mutige Menschen ihren Kampf für den Frieden und die Freiheit unermüdlich bis zum Ende gekämpft haben. Wir stehen hier, weil genau dieser Kampf und sein schreckliches Ende Auftrag und Verpflichtung ist. Wir stehen hier, weil wir uns erinnern, an diese und viele weitere tapfere Antifaschistinnen, die verfolgt, inhaftiert, gefoltert und ermordet wurden.
Auch in ihrem Sinne muss es heißen, für jetzt und alle Zeit: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg.
Es ist Zeit zu handeln, bevor es wieder zu spät ist.