Seit einiger Zeit werden in einem ehemaligen Architekturbüro in der Friedrich-Ebert-Anlage 51b in der Heidelberger Altstadt Videos mit rechten Akteur:innen aus Baden-Württemberg gedreht.
Siamak Bozcheloi, AfD-Mitglied und Vorstand des rechtsoffenen Vereins „Initiative für Demokratie und Aufklärung“ (IDA) lud zuletzt den rechten Netzwerker Oliver Hilburger ein, was wir zum Anlass nehmen, über die Vorgänge dort zu sprechen.
Siamak Bozcheloi, Gunter Frank, Annett Haas und Kay Klapproth drehen seit über einem Jahr in einem ehemaligen Architekturbüro in der Heidelberger Altstadt Videos für die „Initiative Demokratie und Aufklärung“ (ab hier IDA, VR 703476). Die thematische Ausrichtung der rechtsoffenen Gruppierung, die bei der letzten Gemeinderatswahl zwei Sitze erlangte, fokussiert sich weitgehend auf die Corona-Maßnahmen, doch auch der angebliche „Schutz der Kinder“, der queerfeindliche Aussagen legitimieren soll, ist Teil ihrer reaktionären Haltung. Die IDA-Gemeinderäte Gunter Frank und Kay Klapproth pflegen gute Kontakte in die AfD und andere rechte Strukturen. Die IDA lud bereits mehrfach AfD-Politiker:innen als Redner:innen für ihre Veranstaltungen ein.
Zweiter Vorstand des Vereins ist Siamak Bozcheloi aus Heddesheim, der seit mehreren Jahren zahlreiche Aktionen lokaler AfD-Strukturen tatkräftig unterstützt. Er ist unter anderem Mitglied der AfD Schriesheim, Mitgründer des Vereins „Mit Migrationshintergrund für Deutschland“ (VR 84857) und beitreibt einen eigenen YouTube-Kanal („Siamak – klar und direkt“), auf dem er rechten Akteur:innen – zumeist aus der AfD oder ihrem unmittelbaren Umfeld – eine Bühne für ihre Propaganda gibt. Er führte dabei unter anderem Gespräche mit den AfD-Politiker:innen Christina Baum, Stephan Brandner. Maximilian Krah, Marc Bernhard und Martin Hess. Zudem versuchte er als angeblicher kritischer Journalist Teilnehmer:innen linker Veranstaltungen zu provozieren und später online bloßzustellen – ohne Erfolg. Seine Videos dreht er zum Teil ebenfalls im ehemaligen Architekturbüro, wie zuletzt auch das Gespräch mit Oliver Hilburger.
Oliver Hilburger ist ehemaliges Mitglied der Neonazi-Band „Noie Werte“, deren Songs als Hintergrundmusik der NSU-Bekennervideos verwendet wurden. Nachdem dieser Umstand bekannt wurde und er aus einer christlichen Gewerkschaft ausgeschlossen wurde, gründete er 2009 in Stuttgart die Scheingewerkschaft „Zentrum Automobil“ (seit 2022 nur noch „Zentrum“). „Zentrum“ bekämpft bestehende Gewerkschaften mit rassistischer Spaltung und pflegt dafür Kontakte in Neonazi-Parteien wie „Die Heimat“ (ehemals NPD) und den „Dritten Weg“ sowie rechte Netzwerke wie „Ein Prozent“. Hilburger tritt immer wieder auf rechten Veranstaltungen auf, beispielsweise in Leipzig 2018, als er auf Einladung des Chefs des zwischenzeitlich verbotenen rechtsradikalen COMPACT-Magazins Jürgen Elsässer gemeinsam mit dem Faschisten Björn Höcke und PEGIDA-Gründer Lutz Bachmann über die Zukunft der rechten Bewegung sprach. Zuletzt besuchte er am 05.07.2025 ein rechtes Vernetzungstreffen in Schnellroda auf Einladung von Götz Kubitschek. Dort traf er unter anderem auf Martin Sellner (Identitäre Bewegung), Neonazis wie den ehemaligen Bundesvorsitzenden der „Heimat“ Frank Franz und etliche AfD-Politiker:innen. Auch der Heidelberger AfD-Gemeinderat Timethy Bartesch und sein Parteifreund Albert Maul nahmen am Treffen teil.
Im Gespräch mit Siamak Bozcheloi im Altstadt-Büro nutzt Oliver Hilburger die Gelegenheit, um für seine „alternative Gewerkschaft“ zu werben, die eine klar „patriotische Organisation“ sei. Tatsächliche Kritikpunkte und Schwächen der Gewerkschaften greift er auf, um internationaler Solidarität unter Arbeiter:innen eine generelle Absage zu erteilen und die Gewerkschaften als eigentlichen Feind zu markieren. Das „Zentrum“ stand zwischenzeitlich auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD, was jedoch 2022 auf Drängen von Björn Höcke wieder zurückgenommen wurde. Oliver Hilburger drückt im Gespräch mit Siamak Bozcheloi seine Bewunderung für den Faschisten Björn Höcke („ein feiner Mensch“) und die rechtsradikale „Identitäre Bewegung“ („anständige junge Menschen“) aus. Seine Neonazi-Aktivitäten stellt er als Jugendsünde dar und versucht sich als Interessenvertreter von Arbeiter:innen zu inszenieren.
Dass mitten in der Heidelberger Altstadt ein rechter Vernetzungsort entsteht, werden wir nicht dulden. Dementsprechend sei Siamak, der IDA und all ihren Gästen gesagt, dass wir sie im Blick haben.
