Beteiligung am CSD

Am letzten Samstag (05.09.) haben wir uns vom Offenen Antifaschistsichen Treffen VS zusammen mit anderen Antifaschist:innen am CSD in Balingen beteiligt. Zunehmend geraten trans-, queere und homosexuelle Menschen ins Visier rechter und faschistischer Mobilisierungen rund um CSD-Veranstaltungen.

Antifaschismus bedeutet (nicht nur) für uns: Überall dort, wo Faschist:innen und andere Rechte versuchen den Raum für sich einzunehmen und auf die Straße zu drängen, sich diesen konsequent in den Weg zu stellen.

Rund 400 Menschen waren in Balingen zum CSD auf der Straße. Dass den CSDs zunehmend ihr politischer Charakter genommen und stattdessen zu einer großen bunten Party umgedeutet wird, ist nichts Neues. Wenig überraschend, aber dennoch völlig unangebracht war, dass die hiesige SPD den Balinger CSD bereits jetzt für Wahlkampfzwecke nutzte. Auch die Grüne Jugend und ‚Volt‘ konnten nicht darauf verzichten, den CSD dafür zu nutzen ihre Fähnchen in den Wind zu heben. Ebenso wurde in den Redebeiträgen, dominiert von Jusos, der SPD und den Kirchen, der 2026 anstehende Wahlkampf deutlich und ließ den CSD doch eher wie ein buntes Dorffest mit Regenbogenfahnen erscheinen, statt als eine Veranstaltung für sexuelle Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und gegen Trans- und Queer- Feindlichkeit. Fast schon radikal wirkte vor diesem Hintergrund die Rede des Jugendhauses in Balingen, die zunächst daran erinnerte, wo die CSDs – in der Gegenwehr und im Aufstand gegen homophobe Gesetze und Bullengewalt herkommen, und den Schwenk zum hier und heute machte und unter anderem die Notwendigkeit betonte, gegen Sozialabbau aktiv zu werden.

Etwas befremdlich war, dass von der Moderation konsequent von den ‚Damen und Herren der Technik‘ oder einfach von den ‚Teilnehmern‘ des CSDs gesprochen wurde. Ohne jetzt die Debatte über die „richtige Art“ zu gendern aufmachen zu wollen: Auf einer Parade, auf der für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung demonstriert wird, ist dies eher als politisches Armutszeugnis zu werten

Im Vergleich zum letzten Jahr, als das rechte Lager rund um die Jungnazi-Revolte-Gruppe Unitas Germanica und die Zollernjugend gegen den CSD in Albstadt mobilisierte, blieb eine faschistische Mobilisierung dieses Jahr aus. Dennoch versuchte eine Handvoll junger Nazi am Rande der Abschlusskundgebung zu provozieren. Antifaschist:innen machten den Typen klar, dass sie hier nichts zu suchen haben. Als die Bullen, die mit starker Präsenz vor Ort waren, hinzukamen, wurden die Nazis wegeskortiert und auf das örtliche Revier gebracht. Auch einer anderen Gruppe sehr junger Rechter wurde deutlich gemacht, dass sie mit ihrer Deutschlandfahne fehl am Platz sind.

Bei unserer Beteiligung am CSD verteilten wir Flyern zum Thema ‚Selbstschutz‘, und machten mit einem Soli-Banner für die in Ungarn inhaftierten Antifaschistin Maja, auf die harte Repression gegen die Angeklagten im Kontext der „Budapest-Verfahren“ aufmerksam. Gerade in Zeiten, in denen Pride-Veranstaltungen immer weiter durch bürgerliche Kräfte vereinnahmt werden, der politische Charakter bewusst in den Hintergrund gedrückt wird und der gesellschaftliche Rechtsruck spürbar ist, braucht es kämpferische und widerständige CSDs sowie eine bewusste Auseinandersetzung mit den gezielten Angriffen auf uns. Das sind nicht „nur“ körperliche Angriffe, sondern auch die politischen Angriffe, die nicht nur aus dem faschistischen, sondern immer offener auch aus dem konservativen Lager kommen, und auf uns und auf unsere erkämpften Errungenschaften zielen.

Es wird in der kommenden Zeit nicht reichen punktuell auf die Straße zu gehen, wir müssen aktiv sein, uns organisieren und gemeinsam, nicht stellvertretend, antifaschistischen Selbstschutz aufbauen.