Vor 4 Jahren, am 19. Februar 2020 hat ein polizeibekannter Rechter beim rassistischen Terroranschlag in Hanau 9 Menschen erschossen. Die rassistischen Morde an Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov in Hanau haben erneut Migrant*innen den Boden unter den Füßen weggezogen. Der Blick auf das System zeigt: ständige gesellschaftliche und mediale Hetze und eine offen menschenverachtende Asylpolitik in den letzten Jahren haben einen Nährboden für eine Tat bereitet, die so jeder Zeit wieder passieren kann.
Von der Tat bis zum Prozess zeigte sich ein durchgehendes Behördenversagen gespickt mit immer mehr rassistischen Details die ans Licht kamen. So war der Täter bereits polizeilich als rechter bekannt, die Türe der Arena-Bar aufgrund rassistischer polizeilicher Auflagen verriegelt, der Notruf nicht erreichbar und so wurden Angehörige stundenlang über den Zustand ihrer Angehörigen im Dunkeln gelassen. Was bleibt ist weiterhin die Rede von „exzellenter Polizeiarbeit“ und das konstruierte Bild des „verwirrten Einzeltäters“, das rechte Morde entpolitisiert und den notwendigen Widerstand gegen Rassismus verunmöglichen will.
Was aber auch folgt ist die Gründung von Bildungsinitiativen, Ausstellungen, zahlreiche Demos und Kundgebungen für gemeinsame, solidarische, widerständige Lösungen. Denn es ist klar: Es gibt keine Einzelfälle, wenn Rassismus System hat und im Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse, gegen Rassismus und Ausbeutung können wir uns auf den Staat nicht verlassen! Rassismus ist ein historisch gewachsener Unterdrückungs- und Spaltungsmechanismus, der seinen Ursprung in der Anhäufung von Kapital durch Überausbeutung & Versklavung im Kolonialismus hat. Er dient als Brandbeschleuniger im Kapitalismus, der ein „oben“ und „unten“ zum funktionieren braucht und sich auf ihn stützt. Und so wird die Schuld bei Migrant*innen konstruiert und gesucht statt im kapitalistischen Ausbeutungsverhältnis.
Auch nach vier Jahren bleibt die Verantwortung, uns mit Rassismus und rechtem Terror auseinanderzusetzen und dagegen aktiv zu werden. Anlässlich der größer werdenden rassistischen Hetze, die sich nicht zuletzt auch in den Veröffentlichungen von Correctiv zu den Deportationsplänen von AfD und Co. in der „Potsdam-Konferenz“ zeigt, braucht es inhaltliche Auseinandersetzung und Widerstand.
Was es deshalb neben den aktuellen Massenprotesten braucht, ist die Verbindung lebendiger Erinnerungs- und Gedenkarbeit mit antirassistischer und antifaschistischer Praxis. Wir müssen gemeinsam gegen Rassismus und rechte Hetze aktiv werden und uns organisieren – ob in der Schule, in der Uni oder im Betrieb. Damit Hanau nie wieder passiert!
In diesem Jahr möchten wir deshalb im Rahmen einer Ausstellung und einer Veranstaltung gemeinsam informieren, erinnern und gedenken.
Ausstellung: „4 Jahre Hanau – Erinnern und Kämpfen in Tübingen“, am 19.02. von 16:00 bis 21:00 Uhr, Linker Laden Trude Lutz Tübingen.
Darin wollen wir die Ereignisse in Hanau am 19. Februar und in der letzten Jahre darstellen, einen Rückblick auf die Aktionen und Kämpfe hier in Tübingen geben und einen Raum für Austausch schaffen.
Wann? Am 19. Februar 2024 um 16:00 Uhr Wo? Linker Laden Trude Lutz (Münzgasse 4 )