Am 8. März machen wir gemeinsam mit unseren feministischen Schwestern weltweit klar: Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der die bestehenden Herrschaftsverhältnisse überwunden sind, in der Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Alter ihr Zusammenleben organisieren können! Für eine Welt, in der Rassismus und Antifeminismus ebenso wie Unterdrückung, Kriegund Ausbeutung der Vergangenheit angehören.
Immer wieder sind die von Frauen erkämpften Rechte und Verbesserungen ihrer Lebensbedingungen in Gefahr, da die Regierenden regelmäßig den Rückwärtsgang in Sachen Frauenrechte einlegen. Es ist unübersehbar, dass Patriarchat und Kapitalismus wirklicher Frauenbefreiung und einem selbstbestimmten Leben im Wege stehen. Solange wir also das Problem nicht an der Wurzel packen, wird es weiter Angriffe und Rückschläge auf bereits Erkämpftes geben.
Krieg, Krise und Rechtsentwicklung bestimmen aktuell die politische Lage nicht nur in der BRD, sondern weltweit.
Dies ist mit einem massiven Angriff auf frauenpolitische Errungenschaften, auf die Lebensverhältnisse wie auch auf das Leben von Frauen* selbst verbunden. Im Krieg sind vor allem Frauen und Kinder die Opfer. Die bereits bestehende Gewalt gegen Frauen nimmt zu.
Wenn von der Bundesregierung das Ziel neuer Kriegsfähigkeit ausgerufen wird, massive Aufrüstung betrieben wird und die Waffenexporte steigen, kennen wir die Folgen für die Frauen hier und anderswo. Die Bundesregierung handelt nicht in unserem Interesse! Eine Politik, die sich nicht an den Bedürfnissen der Menschen, sondern an der Profitmaximierung und an nationalen Interessen orientiert, ist eine Kampfansage an uns Frauen*!
Geld ist offensichtlich vorhanden, es ist wie immer die Frage, für was es ausgegeben wird: Der neoliberale Umbau der Gesellschaft führte bereits zur Krise der sozialen Reproduktion, wie wir es im Gesundheitswesen, in der Pflege, im Bildungsbereich und generell im Bereich der Reproduktionsarbeit erleben. Im sozialen Bereich drohen aktuell weitere Sparmaßnahmen. Sorgearbeit wird noch stärker in den privaten Bereich abgedrängt werden, was kostenlose Mehrarbeit für uns Frauen* bedeutet. Die Schere zwischen Arm und Reich wird weltweit immer größer. Armut ist weiblich! Dies ist keine Parole, sondern bittere Realität.
Diese Politik der Krisenverschärfung ist der Boden, auf dem rechte oder faschistische Parteien Zulauf bekommen. Zur DNA rechter Ideologie gehört Antifeminismus.
Dabei geht es den Rechtspopulisten und Nazis nicht nur um die Durchsetzung eines reaktionären Frauen- und Familienbildes, sondern um einen Generalangriff auf alle emanzipatorischen Vorstellungen von Frauenleben, wirklicher Gleichberechtigung und der Vielfalt von Lebensformen. Sie wollen neue innere und äußere Grenzen, rassistische Spaltung und Ausgrenzung. In unseren Reihen ist kein Platz für solche Ziele, solches Denken und Handeln. Unser Widerstand ist antirassistisch.
Am Internationalen Frauentag geht es deshalb darum, neue feministische Offensiven voranzubringen.
Entschlossen und solidarisch stellen wir uns den aktuellen Entwicklungen entgegen und erobern uns die Straße wie auch die politische Einflussnahme. Das gute Leben für alle zu erkämpfen bedeutet, sich zusammenzuschließen, sich zu organisieren, zivilen Ungehorsam zu üben, feministisch zu streiken, zur Rebellion überzugehen!
Stellen wir der Stellvertreterpolitik der bürgerlichen Parteien, der Politik zur Aufrechterhalten von Kapitalismus und Patriarchat, eine grundlegend andere Perspektive entgegen.
Machen wir den Feminismus zu einer Kampfansage gegen kapitalistische und patriarchale Verhältnisse.
Mut machen uns die Kämpfe vieler Frauen* weltweit. Am internationalen Aktionstag gegen Gewalt gegen Frauen sind im November 2023 allein in Rom über 500.000 Menschen auf die Straße gegangen. In Argentinien beteiligen sich Frauen in der ersten Reihe an den Protesten gegen die neue rechte Regierung, die angekündigt hat, das erkämpfte Recht auf Schwangerschaftsabbruch zurückzunehmen. In Rojava verteidigen die Frauen ihre emanzipatorischen Errungenschaften gegen militärische Angriffe durch das Nato-Land Türkei und den mit diesen verbündete Islamisten. Vor allem Frauenrechtsaktivistinnen wurden durch Drohnenangriffe des türkischen Militärs gezielt getötet. Auch im Iran geht der Kampf um Frauenbefreiung unter dem Ruf „Frau. Leben. Freiheit“ weiter.
Lassen wir uns durch die politischen Realitäten nicht entmutigen. Lasst uns unsere Kämpfe weiter international verknüpfen, unsere Gemeinsamkeiten herausstellen, uns vernetzen und voneinander lernen.
Wir werden nicht auf die Befreiung von patriarchalen Herrschaftsverhältnissen und kapitalistischer Ausbeutung warten, sondern wir sagen: Schluss mit Gewalt, Ausbeutung, Diskriminierung und Bevormundung.
Wir sind Teil des Kampfes für eine soziale Revolution, die es ohne Frauen nicht geben wird!
Was bedeutet uns der Internationale Frauentag?
Es wird sich von selbst nichts ändern!
In diesem Bewusstsein riefen die Teilnehmerinnen der II. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 191O in Kopenhagen den Internationalen Frauentag ins Leben. In den Jahren zuvor hatten Tausende Tabak- und Textilarbeiterinnen in den USA monatelang für höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten gestreikt. Viele wurden verhaftet und kamen ins Gefängnis. Während dieser Frauenstreiks entstand die Idee eines gemeinsamen jährlichen Kampftages zur Durchsetzung von Frauenforderungen. Die Idee des Internationalen Frauentages breitete sich aus. Der Internationale Frauentag steht politisch in der Tradition gemeinsamer Kämpfe für eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg. Die Befreiung der Frauen – nicht Gleichheit in der Ungleichheit – war das Ziel. Dem schließen wir uns an. Deshalb ist Feminismus ohne Kapitalismuskritik für uns undenkbar. Kampf um Emanzipation und Frauenrechte hier darf nicht auf Kosten der Frauen* in anderen Teilen der Welt erfolgen. Frauenarmut, Gewalt gegen Frauen und Frauenhandel, geschlechtsspezifische Arbeitsteilung sind nach wie vor zentrale frauenpolitische Themen. Viele Frauen* in aller Welt setzen sich mit ihrem Herzen, ihrem Verstand, ihrem Mut und oft auch mit ihrem Leben für emanzipatorische Veränderungen ein, kämpfen gegen Patriarchat und die Auswirkungen neoliberaler kapitalistischer Politik gleichermaßen. Mit ihnen fühlen wir uns verbunden, ihnen gilt unsere Solidarität, mit ihnen suchen wir nach kollektiven Lösungen und neuen Welten.
Am Internationalen Frauentag machen wir deutlich, dass der Kampf für ein selbstbestimmtes Leben immer noch auf der Tagesordnung steht. Nicht nur am 8. März, sondern 365 Tage im Jahr.
Wann? Am 8. März 2024 um 17:00 Uhr Wo? Stephanplatz