Demonstration zum Tag der Befreiung

Der 8. Mai 1945 markiert die Kapitulation der faschistischen Wehrmacht im Kampf gegen die Alliierten und somit das Ende des zweiten Weltkriegs in Europa sowie in Deutschland das Ende des Faschismus an der Macht. In vielen Ländern ist der 8. Mai Feier- bzw. Gedenktag, während er in Nachkriegsdeutschland oft noch als Tag der Niederlage verstanden wird. Mit einer Demonstration haben wir den 8. Mai daher angemessen als Tag der Befreiung gefeiert und an die Gräueltaten von Hitler-Faschismus und Weltkrieg erinnert.

Als Antifaschist:innen verstehen wir den Tag der Befreiung natürlich als Grund zum Feiern und um auf die Straße zu gehen. Dabei müssen wir allerdings auch beobachten, dass rechte und konserative Kräfte den 8. Mai in diesem Jahr noch mehr versuchen für geschichtsverdrehende Ziele um zu deuten. Im Kontext des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wurde so beispielsweise in Berlin das Zeigen der Flagge der Sowjetunion, die den größten Blutzoll in der Niederringung des deutschen Faschismus zahlen musste, polizeilich untersagt. Während die Berliner Gedenkstätten für die gefallenen Rotarmist:innen von der Polizei abgeriegelt wurden, wurde das Flaggenverbot spontan auch auf weitere rote Fahnen ausgeweitet und Besucher:innen der Gedenkstätten durchsucht. Kriegsrhetorik und Nationalismus machen eben auch nicht vor antifaschistischem Gedenken halt und so sehr bspw. die Friedensbewegung aktuell diffamiert wird, ist es leider wenig verwunderlich, dass unliebsame Fahnen und Symbole mal eben schnell von den Herrschenden mit dem vorgeschobenen Grund der „öffentlichen Sicherheit“ verboten werden.

In Landau versammelten sich am 8. Mai rund 200 Antifaschist:innen um den Tag der Befreiung mit einer würdigen Demonstration zu feiern und allen zu gedenken, für die die Befreiung zu spät kam. Auf der Auftaktkundgebung wurde nach einem Grußwort des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) mit der Forderung den 8. Mai zum Feiertag zu ernennen, in Redebeiträgen der Geschichtsrevisionismus im Deutschland nach 1945 thematisiert und auf Antiziganismus eingegangen. Antiziganismus mündete in der Zeit des Faschismus in Menschenexperimenten, Verfolgung und Ermordung an Sinti, Roma und Jenischen, ist auch heute noch weit verbreitet und erfährt kaum Aufmerksamkeit. In der Rede des Offenen Treffens gegen Krieg und Militarisierung Karlsruhe wurden aktuelle Kriege, die Rolle Deutschlands und der Zusammenhang von Kapitalismus, Imperialismus und Krieg nochmal treffend dargelegt, ehe die Demonstration startete.

Mit einheitlichen Masken und vielen Fahnen zog die Demonstration durch Landau und machte mit lautstarken Parolen und verschiedenen Aktionen auf sich aufmerksam. Unter der Parole „Hinter Krieg und Krise steht das Kapital – der Kampf um Befreiung ist international“ wurden Schilder mit der Aufschrift „No war… but classwar“ hochgehalten und mittels Sprühschablonen gefordert, den 8. Mai zum Feiertag zu machen. Auf Höhe des Rathausplatz machte die Demo Halt für eine unangemeldete Zwischenkundgebung. Auf dem Rathausplatz fand am 10. Mai 1933 die Bücherverbrennung in Landau statt, bei der von den Nazis vor allem marxistische Literatur verbrannt wurde. Die Moderation ordnete den Akt der Bücherverbrennung politisch ein und verlas anschließend das Gedicht „Lob der Dialektik“ von Bertold Brecht.

Nachdem die Demonstration ihren Weg durch die Innenstadt fortsetzte, ließen Antifas am Rande der Demo ein großes Transparent mit der Aufschrift „Gestern – heute – morgen: Kampf dem Faschismus“ vom VR-Bank-Parkhaus herunter und roter Rauch unterstrich den Charakter des 8. Mai als Feier- und Kampftag. Wir zogen nach einem kurzen Stopp durch die Cops weiter über den Westbahnhof in den Goethepark, wo unsere Abschlusskundgebung mit Redebeiträgen der DKP und des OAT stattfand. Der Vertreter der DKP legte nochmal die Verbindungen von Kapitalismus und Krise dar und forderte im Hinblick auf den Ukraine-Krieg den Stopp aller Aggressionen und die Rückkehr an den Verhandlungstisch. Im Beitrag des Offenen Antifaschistischen Treffen unterstrich die Rednerin die Notwendigkeit von konsequenter antifaschistischer Politik, die sich beim Kampf gegen Rechts nicht auf den Staat verlässt sondern selbstbewusst den Nazis entgegen tritt und ihre Rolle in Massenbewegungen angreift. Mit dem gemeinsamen Singen des Lieds „Die Moorsoldaten“ und einer Blumenniederlegung am Mahnmal für die Opfer des Faschismus auf dem Friedhof endete unsere Kundgebung. Im Anschluss bestand noch die Möglichkeit bei leckerem Essen und Getränken den Tag der Befreiung im Goethepark ausklingen zu lassen und sich auszutauschen.

Wir werten die Mobilisierung sowie die Demonstration zum Tag der Befreiung als Erfolg. Mit 200 Teilnehmer:innen wurden unsere Erwartungen übertroffen. Auch in Zukunft werden wir antifaschistische Gedenk- und Erinnerungsarbeit weiter als wichtigen Teil unserer Politik auf die Straße tragen um die Parole „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg“ praktisch zu machen.