Demo: 90 Jahre Mössinger Generalstreik

 

Bündnisaufruf – 90 Jahre Mössinger Generalstreik gegen Hitler und Krieg

(27. Dezember 2022)

„Heraus zum Massenstreik!“

Unter dieser Losung zogen am 31. Januar 1933 achthundert Arbeiter und Arbeiterinnen durch Mössingen. Soeben war die Macht im Staat an Hitler übertragen worden. Diesen Verbrecher zu stürzen, war ihr Ziel. Darum folgten sie dem Aufruf der damaligen Kommunistischen Partei zum landesweiten Streik, auch Männer und Frauen aus der SPD, viele von ihnen waren in der Gewerkschaft. So früh und so einhellig wie in Mössingen regte sich nirgendwo im Land der Protest gegen die Nazidiktatur.

Schon beim Kapp-Putsch 1920 hatten die Arbeiterinnen und Arbeiter erfolgreich mit einem Generalstreik die Republik gerettet. Wäre dieses Mittel des zivilen Ungehorsams 1933 überall von einer einheitlich handelnden Bewegung eingesetzt worden, so wie in Mössingen, hätte die deutsche Geschichte einen anderen Verlauf genommen. Der Welt wäre wahrscheinlich viel erspart geblieben.

Zum 90. Jahrestag wollen wir mit einer Demonstration am Samstag, den 28. Januar 2023 an diese mutigen Männer und Frauen aus Mössingen, Nehren, Talheim, Belsen, Bodelshausen und anderen Nachbarorten erinnern. Sie riskierten viel und wussten das. Über einhundert Menschen standen danach vor Gericht – wegen “Hochverrat” und “Landfriedensbruch”. Sie zeigten in jener Zeit mehr politische Weitsicht als viele andere. Sie praktizierten Solidarität und Verständnis füreinander, ließen sich nicht gegeneinander ausspielen. An ihnen prallte die rassistische Hetze der Nazis ab. Sie wussten: Hitler bedeutet Krieg!

Demo in Mössingen 1983

Daran wollen wir anknüpfen:

Auch in den heutigen Zeiten sozialer und ökologischer Krisen gefährdet Rechtsextremismus unsere Demokratien. Die Gesellschaften in vielen Ländern sind bunter als damals und das ist gut so. Gleichzeitig zerstört neoliberaler Kapitalismus die natürlichen Lebensgrundlagen von immer mehr Menschen. Die Angst vor Standortnachteilen, Arbeitsplatzverlust und Verarmung befördert Nationalismen statt internationaler Solidarität. Standortinteressen sollen brutal und rücksichtslos durchgesetzt werden. In diesen Krisen wachsen Neofaschismus, Verschwörungsglaube und Rechtspopulismus. Sie bereiten die Machtbasis für gefährliche Populist*innen und Autokraten. Es werden Sündenböcke gesucht und in Minderheiten gefunden. Neofaschist*innen haben keine rationalen Lösungen und befeuern Kriege, ökologische Zerstörung und brutale Ungleichheit in unseren Gesellschaften.
Denken wir an die Mössinger Arbeiter von 1933 und stellen uns der AfD und anderen rechten Organisationen entgegen. Nationalistische Mobilisierungen von rechten Rattenfängern führen uns sicher nicht aus der Krise!

Verteidigen wir die Demokratie!

“Illegal” wäre die damalige Aktion in Mössingen auch heute. Wie schon seit den 1950er Jahren gelten politische Streiks immer noch als rechtswidrig. Aber ohne Mut zum zivilen Ungehorsam kann man sich weder einer Diktatur noch massiver Aufrüstung oder globaler kapitalistischer Zerstörung entgegenstellen. Deshalb braucht es auch den politischen Streik. Die Schüler*innen von „Fridays for Future“ haben damit begonnen. „People not Profit!“, das sollte auch unser Motto sein. In Tarifkämpfen und bei Sozialprotesten geht es immer und gerade jetzt darum, die Abwälzung der Krisenlasten auf die Beschäftigten und sozial Schwachen aufzuhalten. Demokratisierung der Wirtschaft ist eine alte gewerkschaftliche Forderung. Sie ist aktueller denn je. Nur sie kann umfassend die Daseinsfürsorge in den Gesellschaften sichern.

Kämpfen wir für eine solidarische Zukunft!

Bleiben wir der Weitsicht der 800 Mössingerinnen und Mössinger von 1933 verpflichtet!
Erinnern wir uns an sie, wenn uns heute gesagt wird, es gebe keine Alternative zu den Zwängen einer globalen Marktwirtschaft, zu Konkurrenz und Ausbeutung.

Für eine solidarische Lösung der Klima-, Energie- und Ausbeutungskrise!
Für eine Demokratisierung der Wirtschaft!

Nie wieder Faschismus und Krieg!

DGB KV Reutlingen und Tübingen

GEW Reutlingen/Tübingen

IG Metall Reutlingen-Tübingen

Linke im Steinlachtal LiST

Ver.di OV Tübingen

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschist*innen VVN-BdA

 


Aufruf des Offenen Treffens gegen Faschismus und Rassismus Tübingen

(08. Januar 2023)

Ende Januar jährt sich der Mössinger Generalstreik zum 90. Mal. Um an diesen einmaligen Akt des Widerstands gegen den deutschen Faschismus zu erinnern, rufen die VVN-BdA, die Gewerkschaften und die Linke im Steinlachtal (LiSt) am 28. Januar um 14 Uhr zu einer Kundgebung mit anschließender Demonstration durch Mössingen auf. Wir vom OTFR unterstützen den Aufruf und fahren gemeinsam von Tübingen nach Mössingen.

Im OTFR haben wir uns mit dem Ereignis des Mössinger Generalstreiks weiter beschäftigt und in Ergänzung zum Aufruf einen Text geschrieben, in dem wir versuchen kurz und knapp das Wesen des Faschismus zu charakterisieren und herauszuarbeiten, was das für uns Antifaschist*innen heute bedeutet.

Aber was ist in Mössingen eigentlich passiert?

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt, was den Übergang von der Weimarer Republik zum deutschen Faschismus markierte.

In der Hoffnung, die Machtübertragung noch verhindern zu können, rief die KPD deswegen im ganzen Land zu einem Generalstreik der Arbeiter*innen auf. Nur die Arbeiter*innen in Mössingen folgten diesem Aufruf und streikten am 30. und 31. Januar großflächig.

Der Streik wurde von Kommandos der Polizei gewaltsam aufgelöst, viele Streikende wurden verhaftet und später unter anderem wegen Landfriedensbruch und Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt. 80 Personen wurden zu Haftstrafen von einigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren verurteilt und viele Arbeiter*innen wurden fristlos entlassen.

Hinter dem Faschismus steht das Kapital!

Kommunistischer Widerstand gegen den Faschismus wird auch heute gerne noch von bürgerlicher Seite umgedeutet oder verschwiegen. Teil dieser Umdeutung ist meistens auch die Verschleierung des Faschismus als Form der kapitalistischen Klassenherrschaft. Lieber wird die faschistische Selbstbezeichnung „Nationalsozialismus“ genutzt, um die linke Idee des Sozialismus mit der der Nazis gleichzusetzen. Für uns als Teil der klassenbewussten antifaschistischen Bewegung ist klar: Der Faschismus an der Macht ist nicht das Werk von verrückten Einzelnen und hat mit der Diktatur des Proletariats absolut nichts zu tun. Er ist ein Bündnis aus Teilen des Großkapitals und der faschistischen Führung. Er ist eine Methode der reaktionärsten, imperialistischsten Teile des Kapitals, seine Klassenherrschaft über die Lohnabhängigen im Falle einer tiefen Krise des Kapitalismus aufrecht zu erhalten. Damals wie heute heißt es deshalb: als Lohnabhängige müssen wir antifaschistisch aktiv werden, uns organisieren und Mitstreiter*innen gewinnen!

Auch wenn sich der Faschismus in verschiedenen Ländern und Zeiten verschiedene Gesichter gibt, entsteht der Faschismus immer aus einer Krise des kapitalistischen Systems, einer Schwäche der bürgerlichen Herrschaft und dem Potenzial einer erstarkenden klassenkämpferischen Bewegung von unten. Gestützt wird der Faschismus von einer Massenbasis: durch geschürte Ängste, Sündenbocktheorien, Beteiligungsmöglichkeiten, Aufstiegschancen (wenn auch nur begrenzt) und einen oberflächlichen Antikapitalismus wird sie an den faschistischen Staat gebunden. Der Faschismus lenkt mit antikapitalistischer Demagogie und pseudosozialen Phrasen von seinem wahren Wesen ab und behauptet, die Interessen der Arbeiter*innen zu vertreten, während er gleichzeitig alle tatsächlich klassenkämpferischen Strukturen zerschlägt, die ihm gefährlich werden könnten. Die Folge des Faschismus ist eine noch effektivere und leichtere Ausbeutung der Arbeiter*innen durch Kapitalist*innen und die Möglichkeit, den Gewinn durch imperialistische Kriege zu steigern. Gerade deshalb wird er zur realen Option für die Herrschenden, die ihr Macht bedroht sehen von einer (in der Krise erstarkenden) Arbeiter*innenbewegung, die das kapitalistische System in Frage stellt und eine tatsächliche Alternative erkämpfen kann.

Für uns ist deshalb klar: Auch wenn wir in Deutschland nicht unmittelbar vor der Gefahr eines neuen Faschismus stehen, gibt es eine faschistische Bewegung, die wir im Hier und Jetzt bekämpfen müssen und solange der Kapitalismus besteht, der eine Krise nach der nächsten hervorbringt, bleibt auch die Gefahr des Faschismus weiter bestehen.

Deshalb: Für eine klassenkämpferische, antifaschistische Gedenkkultur!

Das Gedenken in Mössingen ist dabei eine wichtige Veranstaltung, um diese Zusammenhänge öffentlich zu benennen und um das Beispiel, das die mutigen Mössinger Widerstandskämpfer*innen gegeben haben, im öffentlichen Gedächtnis zu verankern.

Darum: Kommt mit uns am 28.01. auf die Straße nach Mössingen, für einen klassenkämpferische, antifaschistische Gedenkkultur!


Anreise des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Stuttgart & Region

(14. Januar 2023)

 

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt, was den Übergang von der Weimarer Republik zum deutschen Faschismus markierte. In der Hoffnung, die Machtübertragung noch verhindern zu können, rief die KPD deswegen im ganzen Land zu einem Generalstreik der Arbeiter*innen auf. Nur die Arbeiter*innen in Mössingen folgten diesem Aufruf und streikten am 30. und 31. Januar großflächig. Ende Januar jährt sich der Mössinger Generalstreik zum 90. Mal. Um an diesen einmaligen Akt des Widerstands gegen den deutschen Faschismus zu erinnern, ruft unter anderem das OTFR Tübingen am 28. Januar um 14 Uhr zu einer Kundgebung mit anschließender Demonstration durch Mössingen auf. Auch aus Stuttgart wird es eine gemeinsame Anreise geben: Treffpunkt hierzu ist um 12:30 Uhr am Linken Zentrum Lilo Hermann.


Anreise der Alboffensive

(24. Januar 2023)

Gedenk-Demonstration in Mössingen am 28. Januar: Erinnern heißt Kämpfen!

Am 31. Januar 1933 passierte etwas in Mössingen, was sonst nirgendwo stattfand: Es gab einen erfolgreichen Generalstreik gegen die neue Regierung unter Adolf Hitler, ein Bündnis zwischen Nazis und rechten bürgerlichen Kräften. Dieser Generalstreik wurde von der KPD initiiert.
Leider fand dieser Generalstreik nur in Mössingen statt. Dadurch war er zu isoliert und wurde von der herbei gerufenen Polizei zerschlagen. 80 Arbeiter*innen wurde in der Folge zu Haftstrafen verurteilt.

In Erinnerung an den 90. Jahrestag des Mössinger findet am 28. Januar 2023 in Mössingen auf dem Rathausplatz 14 Uhr die Gedenk-Demonstration „90 Jahre Mössinger Generalstreik gegen Hitler und Krieg“ statt.
Die Alboffensive unterstützt die Demonstration und den Bündnis-Aufruf. Wir finden es wichtig an den frühen Widerstand gegen die Nazi-Diktatur zu erinnern. Auch ist es wichtig daran zu erinnern das es auch in der Provinz Widerstand gab. In Mössingen, aber auch in Albstadt1https://alboffensive.noblogs.org/post/2022/09/27/widerstand-gegen-den-nationalsozialismus-in-albstadt/, gab es eine starke Arbeiter*innen-Bewegung aus der sich dieser Widerstand rekrutierte.

Wir laden euch an, mit uns an der Demonstration teilzunehmen.

Kommt zum gemeinsamen Zug-Treffpunkt von Balingen-Bahnhof nach Mössingen: 28. Januar 2023, 12.30 Uhr

 

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    https://alboffensive.noblogs.org/post/2022/09/27/widerstand-gegen-den-nationalsozialismus-in-albstadt/