Konfrontation mit Faschisten in Erfurt eskaliert zur Massenschlägerei. Störaktion von Neonazis gegen CSD-Umzug im Burgenlandkreis
Ihren Worten folgten Taten: In Erfurt sind Passanten am Freitag abend von mehreren Faschisten brutal angegriffen worden. Die Neonazis im Alter von 19 bis 23 Jahren waren nach Angaben der Polizei vom Sonnabend durch die Innenstadt gezogen, machten »volksverhetzende Aussagen und skandierten dabei rechtsradikale Parolen«. Nachdem die Rechten auf eine weitere Gruppe getroffen waren, sei die Lage zu einer Massenschlägerei eskaliert, wie Bild am Sonnabend berichtete. Laut Polizei waren »schlussendlich fast 20 Personen« involviert.
Dem Boulevardblatt zufolge soll einer der faschistischen Schläger einer am Boden liegenden Frau gegen den Kopf getreten haben, die die Situation zuvor deeskalieren wollte. Die 31jährige sei schwer verletzt worden. Eine zweite Frau, die ebenfalls habe schlichten wollen, sei von einem Neonazi »bis zur Atemnot gewürgt« worden. Schließlich habe laut Polizei ein 23jähriger Neonazi sein mitgebrachtes Tierabwehrspray versprüht. Gegen die Täter seien bereits unter anderem wegen Volksverhetzung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und gefährlicher Körperverletzung Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Bild berichtete am Sonnabend, die Neonazis seien aus Hessen in Thüringens Landeshauptstadt gereist.
Ebenfalls »Sieg Heil« rufend und den Hitlergruß zeigend störte am Wochenende eine Gruppe Neonazis im sachsen-anhaltischen Weißenfels den dort erstmals stattfindenden Christopher-Street-Day (CSD). Vor Beginn des Umzugs für die Rechte von Mitgliedern der LQBTQ+-Community, an dem sich laut Polizei rund 600 Menschen beteiligten, sollen mehrere Störer mit Gegenständen geworfen haben. Verletzt worden sei niemand. Von 20 Beteiligten der rechten Aktion seien die Identitäten festgestellt worden.
Zuvor hatte es laut Organisatoren des CSD und der Polizei Drohungen der neonazistischen Kleinstpartei »Der III. Weg« gegen den Umzug gegeben. Wegen der rechten Aktion am Sonnabend erstatteten die Einsatzkräfte nach eigenen Angaben eine Strafanzeige wegen Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen. Nach der Störung durch die Neonazis sei die Veranstaltung in der mit 40.000 Einwohnern bevölkerungsreichsten Stadt des Burgenlandkreises »ohne größere Vorkommnisse« verlaufen.
Auch die Partei Die Linke im Burgenlandkreis, aus deren Reihen die beiden Hauptorganisatoren kamen, bezeichnete die Stimmung im Kurznachrichtendienst X im weiteren Verlauf als »angenehm, freundlich und ausgelassen«. Die Linke sprach von 800 Teilnehmenden. Zugleich verwies die Partei auf »Probleme« und kritisierte die mangelnde Vorbereitung der Polizei »auf die rechtsextreme Bedrohungslage«. Deshalb habe der CSD-Umzug mit Verspätung starten müssen.