Wir müssen uns die Straße nehmen

In Landau tritt seit Kurzem die “Bürgerinitiative gegen Straßennamen-Umbenennung” auf. Sie möchten den Beschluss des Stadtrats abwenden, die Hans-Stempel-Straße, Kohl-Larsen-Straße und Hindenburgstraße umzubenennen. Ihr Argument: Geschichte könne nicht durch Namensänderung ausgelöscht werden. Dabei ist für sie ein QR-Code unter den aktuellen Schildern, welcher dann mal ab und an gescannt wird, wohl ausreichend um über die Geschichte aufzuklären. Laut ihnen „geht es ja nicht um den AdoIf-HitIer-PIatz.“

Doch genau hier liegt der Punkt: Faschistische Denkweisen bleiben im Stadtbild bestehen, solange ihre Namen dort verewigt sind. Die Umbenennung ist ein notwendiger Schritt, um eine antifaschistische Gedenkkultur zu fördern und durch die Benennung nach Antifaschist*innen die Geschichte gut aufzuarbeiten. Es sollte selbstverständlich sein, dass Personen mit faschistischer Vergangenheit nicht mehr mit einem Straßennamen geehrt werden. Der Stadtratsbeschluss geht in die richtige Richtung, bleibt dabei jedoch oberflächlich und verpasst vor allem die Chance, diejenigen zu ehren, die gegen koloniale Ausbeutung und Faschismus kämpften.

Wir unterstützen weder das Anliegen der Bürgerinitiative noch sind wir mit dem aktuellen Beschluss für die Umbenennung zufrieden. Deshalb haben wir die Umbenennung selbst in die Hand genommen und die Straßen nach Antifaschist*innen und Antikolonialist*innen umbenannt.

Dabei haben wir die Hans-Stempel-Straße in die Käthe-Brunner-Straße umbenannt, um das Andenken und Wirken der kommunistischen Widerstandskämpferin zu ehren. Die Kohl-Larsen-Straße wurde von uns in die Bibi-Titi-Mohammed-Straße umbenannt, um ihren Widerstand gegen die deutsche Kolonialmacht zu ehren. Die Hindenburgstraße wurde von uns in die Clara-Zetkin-Straße umbenannt, um das Andenken des Widerstandes gegen den deutschen Faschismus und das Wirken Zetkins für die internationale Frauenbewegung zu ehren.

Diese Umbenennungen sollen auch darauf hinweisen, dass viele Widerstandskämpfer*innen, die sich den Nazis widersetzten, auch nach der NS-Zeit in Deutschland wegen ihrer politischen Ansichten verfolgt wurden.

Im Allgemeinen ist eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Stadtbild und eine ehrliche Erinnerungskultur dringend erforderlich.

Der Kampf gegen Faschismus endet nicht mit der Änderung von Straßennamen!