Nach dem Scheitern der Bürgerinitiative Franken zeigten sich Erschöpfungserscheinungen bei Rhein-Main-steht-auf (RMSA), insbesondere bei Michael Hetzel. Die Mobilisierungskraft der Gruppe ist geschwunden, ihre Aktivitäten konzentrierten sich in der ersten Jahreshälfte von 2024 auf Gegenproteste bei Kundgebungen von Demokratiebündnissen in den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg. Zusätzlich veranstaltete sie unter dem Label Bürgerbewegung Unterfranken (BBU) »Brückentage« in Kooperation mit dem AfD-Kreisverband Miltenberg, dem inzwischen Teile der Gruppe augenscheinlich angehören. Das Programm beschränkte sich darauf, bei Bratwürsten und Gigi D’Agostinos »L’amour toujours« Flaggen in den Farben schwarz-rot-gold oder schwarz-weiß-rot über Autobahnbrücken in Niedernberg und Großwallstadt zu schwenken. An diesem Spektakel beteiligte sich neben der AfD selbst nur der harte Kern der rechten Verschwörungsszene, wie beispielsweise Daniel Kosian, Petra Kraft, Marika Hartmann und Lars Schüßler (ehemals Falko Schüßler).
AktivistInnen von Rhein-Main-steht-auf am 18. Mai 2024 auf dem »Volksfest« des kürzlich verbotenen Compact-Magazins in Wertheim. Rechts steht Michael Hetzel. © dokunetzwerk rhein-mainWenig erfreulich dürfte zudem sein, dass der Betreiber der Gaststätte »Zum Engel« in Röllbach die Miltenberger AfD vor die Tür gesetzt hat. Er verkündete in sozialen Medien: »es gibt keinen Stammtisch mehr für irgendeinen Politiker oder diese Partei oder jene Partei« und reagierte damit wohl auf öffentlichen Druck. Am 25. Mai 2024 beteiligte sich die Gruppe um Hetzel an der »Grossdemo zur Europawahl« in Frankfurt, zu der das Netzwerk Deutschland steht auf – Neustart Demokratie mobilisiert hatte. Die Versammlung wurde von Gegenprotesten begleitet und intern als »Tiefpunkt« bezeichnet.
Nach der Veranstaltung veröffentlichte Hetzel Bilder von Gegendemonstrierenden und setzte sogar ein Kopfgeld auf eine Person, die angeblich gegen sein Auto getreten hätte. Eine Einladung zu seiner privaten Geburtstagsfeier am 22. Juni in Niedernberg beinhaltete den Zusatz: »Wer Antifafreunde mit bringt, muss mit üblen Konsequenzen rechnen. Sollte sich ein aggressiver Antifa-Mob bei uns blicken lassen, dann eröffnen wir die Jagd […] Das ist keine Drohung«. Drohgebärden in den sozialen Netzwerken gegen politische Gegner*innen sind bei RMSA zwar nichts Neues, doch scheinen diese zunehmend wahllos und realitätsferner zu werden. In Veranstaltungsankündigungen werden immer wieder »die Antifanten« als Feindbild aufgegriffen und über ihre bevorstehende Anwesenheit auf Versammlungen sinniert – obwohl es in manchen Fällen überhaupt keine Aufrufe zu Gegenprotesten gab. Auf seinem TikTok-Kanal veröffentlichte Hetzel schließlich am 8. Juli ein Video seines »Antifa-Schiess-Stands«. Darin können seine fast 11.000 Follower*innen ihn sehen, wie er mit einer Armbrust des Modells Jaguar II auf eine Zielscheibe schießt, die mit »Antifa« beschriftet und mit EU-und Ampelsymbolik versehen ist.
Politische Frustration, zunehmende Radikalisierung und eine daraus folgende Beziehungskrise – Michael Hetzel scheint derzeit keine besonders gute Zeit und nicht sonderlich viel zu verlieren zu haben. Seine verbalen Entgleisungen im digitalen Raum lassen jedenfalls wenig Zweifel daran aufkommen, zu wessen Problem er all das in der nächsten Zeit machen könnte.