Am 1. September, war Antikriegstag. Wir werfen daher einen Blick auf die Frage, wie der Kampf gegen Aufrüstung, Krieg und Militarisierung historisch mit dem antifaschistischen verbunden ist.
Die Ablehnung des Militärs und die Ablehnung der Hochrüstung desselben durch die linke antifaschistische Bewegung ist kein Ausdruck des Pazifismus – Gewalt kann in manchen Situationen notwendig sein – aber sie darf dabei nie der imperialistischen Ausdehnung oder der Unterdrückung gesellschaftlicher Gruppen dienen.
Der Militarismus wird dabei unter anderem von Karl Liebknecht als Mittel der herrschenden Klasse beschrieben, um die arbeitende Klasse zu unterdrücken: Durch die ungleiche Mittelverteilung im kapitalistischen System wird es der herrschenden Klasse ermöglicht sich waffentechnisch einen Vorteil gegenüber der arbeitenden Klasse zu schaffen, was wiederum dazu führt, dass eine Minderheit eine Mehrheit unterdrücken kann. Liebknecht nimmt hierbei vorweg, was Mao Zedong einmal auf die kurze Formel brachte „Alle Macht der Welt ruht auf einem Gewehrlauf.«
Am 1. Mai 1916 forderte Karl Liebknecht vor 20.000 Arbeiterinnen und Arbeitern auf dem Potsdamer Platz in Berlin: „Nieder mit dem Krieg – nieder mit der Regierung!“ – Das war die erste große Antikriegskundgebung in Deutschland.
In einer befreiten Gesellschaft kann es laut Liebknecht nicht zum Militarismus kommen, weil dort keine Ungleichverteilung der Bewaffnung herrscht, die diesen überhaupt möglich oder aus Sicht einer die Herrschaft anstrebenden Gruppe notwendig macht.
Die antifaschistische Bewegung hat ihren Ursprung in der Arbeiter*innenbewegung des 19. Jahrhunderts – und schon die 1. Internationale 1864 ließ ganz klar verlauten, dass Kriege nicht mehr von widerstreitenden Interessen von Königen, Staatsoberhäuptern oder ähnlichem geleitet würden, sondern durch die Wirtschaftsform des Kapitalismus entstünden. Die wirtschaftlichen Interessen von Staaten Würden notfalls mit Gewalt durchgesetzt. Deshalb ist Antimilitarismus automatisch Bestandteil linker Bewegungen.
Auch weil jeder Krieg als „Bürgerkrieg“ betrachtet werden müsse, da die arbeitende Bevölkerung immer die Hauptlast des Kriegs trägt und dabei gezwungen ist gegen ihre eigentlichen Klasseninteressen zu handeln, da Kriege ihr die Lebensgrundlage entziehen.
Friedrich Engels kritisierte in seinem im März 1893 in der Vorwärts erschienen Artikel „Kann Europa abrüsten?“ den Militarismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Dabeikritisierte er die andauernde Hochrüstung aller europäischen Großmächte, da diese die Staaten so belasten würden, dass diese entweder zusammenbrechen würden oder es auf einen großen Vernichtungskrieg hinauslaufen müsste. Außerdem stellt er in diesem Artikel fest, dass das Militär zwar einerseits als Waffe nach außen gedacht sei, aber mindestens genauso sehr, wenn nicht sogar stärker als Waffe nach Innen.
Im August 1924, um den 10. Jahrestag des Kriegsbeginns des 1. Weltkriegs, finden in ganz Deutschland Massendemonstrationen statt, zu denen – seit 1920 jedes Jahr der Aktionsausschuss der „Nie wieder Krieg Bewegung“ aufgerufen hat. Mit dem Plakat für die „Sozialistische Arbeiterjugend“ in Leipzig schafft Käthe Kollwitz das bis heute wohl bekannteste deutsche Anti-Kriegsplakat.
Das macht er daran fest, dass die arbeitende Bevölkerung die Hauptlast der Militarisierung tragen müsse, einmal durch die zu zahlenden Steuern, aber auch weil sie ja die Mitglieder dieser Armee stellt.
Darüber hinaus kann eine Armee natürlich auch immer zur Unterdrückung revolutionärer Bewegungen eingesetzt werden, egal ob diese gewaltsam oder friedlich sind. Laut Engels müssten deshalb internationale Verträge und Abrüstung das Ziel der Arbeiter*innenbewegung sein.
Auf der 2. Internationalen (1889) wurde der Frieden als Voraussetzung für die Emanzipation der Arbeiter*innen definiert, vor allem angesichts der damals weiterhin stattfindenden aggressiven Expansion der europäischen Großmächte im Rest der Welt. Auf dem Internationalen Sozialistenkongress der 2. Internationalen 1907 wurde die Resolution „Über Militarismus und internationale Konflikte“ verabschiedet, die vor allem die Ablehnung höherer Militärausgaben, die Opposition gegen stehende Heere und eine Präferenz für Volksmilizen formulierte.
Prüfung für den Antimilitarismus der Arbeiter*innenbewegung: Die meisten sozialistischen Parteien Europas stimmten für den Krieg, aber auch fast überall gab es innerhalb dieser Parteien Menschen, die sich gegen den Krieg stellten. So kämpfte Rosa Luxemburg dafür, dass die Parole „Krieg dem Krieg“ zu einem der Eckpfeiler der Arbeiter*innenbewegung wurde und stellte klar, dass die „Klassenaktion des Proletariats aller Länder“ immer darauf ausgelegt sein müsse Imperialismus und Kriege zu verhindern.
Auch im Kampf gegen das Patriarchat ist der Kampf gegen den Militarismus ein wichtiger Bestandteil, das konnten damals Frauen wie Clara Zetkin, Alexandra Kollontai oder Sylvia Pankhurst und auch wieder Rosa Luxemburg aufzeigen.
Rosa Luxembemburg auf einer Kundgebung 1914: „Wir sind der Auffassung, daß Kriege nur dann und nur so lange geführt werden können, als die arbeitende Volksmasse sie entweder begeistert mitmacht, weil sie sie für eine gerechte und notwendige Sache hält, oder wenigstens duldend erträgt.“
Der Militarismus wird also von der antifaschistischen Bewegung deshalb abgelehnt, weil er es erlaubt, dass eine Minderheit die Mehrheit in einem ausbeuterischen System unterdrückt und Ausdruck patriarchaler, kapitalistischer Gewalt ist, die genutzt wird, um die wirtschaftlichen Interessen von Staaten durchzusetzen und gegen diese Ordnung gerichteten Bewegungen zu bekämpfen.
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
Der Hauptfeind (… steht in Deutschland: der deutsche Imperialismus, die deutsche Kriegspartei, die deutsche Geheimdiplo-matie. (…) Wie lange noch sollen die Glücks-spieler des Imperialismus die Geduld des Volkes mißbrauchen? Genug und übergenug der Metzelei! Nieder mit den Kriegshetzern diesseits und jenseits der Grenze!
Aus dem von Karl Liebknecht verfassten Flugblatt „Der Hauptfeind steht im eigenen Land!“, Mai 1915.