Kein Schwabenkongress in Schwaben

Schwabenkongress der Identitären Bewegung
Was ist bekannt? Was können wir daraus ziehen?

Am 30. November lud das Rebranding der ‚Identitären Bewegung – Reconquista 21 zum 2. Schwabenkongress‘ in Ludwigsburg ein. Es scheint, dass der Kreis Ludwigsburg etwas großzügig interpretiert wurde, da die Veranstaltung tatsächlich in Nürtingen stattfinden sollte. Am Tag selbst war in der Presse zu lesen, dass der ‚Kongress‘ von Polizei und Staatsschutz ver- hindert wurde.
Staatliche Behörden gingen am Freitag auf den Inhaber zu; dieser bekam kalte Füße, und am Tag selbst war die Lokalität mit verschlossenen Türen, heruntergelassen Rolläden und abgehängten Speisekarten vorzufinden.

Es handelt sich um die Sportgaststätte Waldheim in Nürtingen Roßdorf.

Das ‚Waldheim‘ ist dabei kein unbeschriebenes Blatt – ganz im Gegenteil, als Eindruck zwei Beispiele aus dem letzten Jahr:

Es ist also davon auszugehen, dass der Betreiber des ‚Waldheim‘ aus Angst vor wirtschaftlichem Schaden das ‚Waldheim‘ geschlossen hat. Berührungsängste zu prominenten Vertretern der faschistischen Rechten bestehen offensichtlich nicht.

Am 10. November 2023 war Sellner bereits Gast im Waldheim, als er dort zu einer Lesung einlud.

Michael Seibold, Aktivist der ‚Identitären Bewegung’/’R21‘ unterstützt die AfD bei der medialen Aufarbeitung einer Veranstaltung im ‚Waldheim‘ am 17.11.22. Die Zusammenarbeit zwischen AfD und IB/R21 wurde seitdem weiter ausgebaut.

Hagen Rühle, 21 Jahre, li.) ist Mitglied der Jungen Alternative Schwäbisch Hall. Angemeldet wurde die Veranstaltung im ‚Waldheim‘ von der JA. Das Bild wurde im Hausprojekt der IB/R21 in Chemnitz aufgenommen, als dort gestern der ‚Schwabenkongress‘ statt fand. Die Vermutung, dass Rühle der Anmelder in Nürtingen war liegt nahe.


Der ‚Schwabenkongress‘ wurde verhindert, also ist doch eigentlich alles in Ordnung, oder…?

Naja, nicht wirklich.
Zwar hatte die Stadt Nürtingen diesmal scheinbar kein Interesse daran, dass die Stadt Negativschlagzeilen macht. Das hätte sie sicherlich sobald bekannt geworden wäre, dass sich R21 ungestört dort treffen kann. Die lange Vorgschichte an rechten Vernetzungstreffen und Hetzveranstaltungen im ‚Waldheim‘ besteht jedoch weiterhin. Nur weil es diesmal unsere Gegner getroffen hat heißt das nicht, dass der Staat auf unserer Seite steht. Erst recht nicht, dass wir uns auf ihn verlassen können. Außerdem sind die Faschisten alles andere als eingeschüchtert:


Paul Klemm, rechter Medienaktivist verhöhnt die staatlichen Behörden und verlässt Nürtingen zu Fuß – mit Polizeibegleitung.

Was den Faschisten Probleme bereitet hat, war die Absage der Räumlichkeiten. Begegnet man einer voranschreitenden Vernetzung der Rechten nun aber mit Selbstbeweihräucherung auf weit entfernten Plätzen und Abgrenzung nach Links, so ist es nur eine Frage der Zeit bis eigene rechte Hausprojekte auch hier entstehen.


Symbolischer Protest und gelegentliche Ansprachen staatlicher Behörden hätten wohl kaum dazu geführt, dass das erste Hausprojekt der IB in Halle geschlossen wird.
Ob in Ludwigsburg, Nürtingen, Chemnitz oder doch in Potsdam – Rechten müssen die Räume entzogen werden.
Dabei sind Bündniskundgebungen ein guter Ansatz. Allerdings nur dann wirklich effektiv, wenn sie vor Ort ausgerichtet werden, direkten Protest integrieren und den Druck aufbauen, der Betreiber kalte Füße bekommen lässt.