Farbe und brennende Barrikade für Burschenschaft Germania

Das ist fast wie Weihnachten und Silvester zugleich!

Wir haben in der Nacht vom 29.12. auf den 30.12.2024 der Burschenschaft Germania in Hamburg mit Farbkugeln und brennender Barrikade einen besonderen Jahresausklang beschert.

Seit über zwei Jahren hat die extrem rechte Hamburger Burschenschaft Germania (HBG) ihr zu Hause in der Jüthornstraße 104. Vorher hatte die pflichtschlagende und farbentragende Studentenverbindung seit 1959 ihr Haus in der Sierichstraße im noblen Winterhude, wo sich auch die „Identitäre Bewegung“ traf. Immer wieder waren die Nachbar*innen von den Burschis und deren Gästen genervt, die besonders durch Lärm während ihrer Feiern und auch mehrmals durch „Sieg Heil“-Rufe auffielen. Immer wieder wurden Ruhestörungen gemeldet. 2017 erwirkten Anwohner*innen ein Unterlassungsurteil. Und Ende 2022 musste die HBG ihre Sachen packen, da sie ihr Haus verloren hatte. Ein Erfolg, der auf das Öffentlichmachen von Naziaktivitäten, aktives Engagement aus der Nachbar*innenschaft und kontinuierlichem antifaschistischen Protest zurückzuführen ist.

So richtig willkommen ist HBG in der neuen Nachbar*innenschaft in Hamburg-Wandsbek auch nicht. Schon mehrfach gab es Demonstrationen, die am Haus der Burschis vorbeizogen. Vor fast einem Jahr, am 27. Januar 2024, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, demonstrierten 400 Menschen, um an die Opfer des Nationalsozialismus im Stadtteil zu erinnern. Während der Schlusskundgebung vor dem Haus der Germanen, zeigte ein Bursche den Demonstrant*innen den Hitlergruß. Eine sich wiederholende Ausnahme? Nein! Bis heute würdigt die Germania ihre nationalsozialistischen Bundesbrüder oder gewalttätige Straßenkämpfer. Bis heute präsentiert die Germania einen Alten Herren stolz in den sozialen Medien, weil er von Adolf Hitler persönlich mit „Ritterkreuz und Eichenlaub“ für seine massenhaften Mordtaten als Panzer-Kommandeur in der Wehrmacht ausgezeichnet wurde.

Auch die eingeladenen Referent*innen sprechen für sich – z. B. Holocaustleugner David Irving, Neonazi und Anwalt Jürgen Rieger, NPDler Bernd Rabehl oder der vor allem durch seinen antimuslimischen Rassismus bekannte Schriftsteller Akif Pirinçci. Dieser veröffentlicht seit 2016 im neurechten Verlag Antaios von Götz Kubitschek. Bereits 2006 veranstalteten die Germanen zusammen mit dem in diesem Jahr von Kubitschek aufgelösten „Institut für Staatspolitik“ ein Tagesseminar.

Bei den Waffenstudenten wird nicht nur die Verteidigung der Ehre bei der Mensur, sondern auch die des Vaterlandes mit der Waffe verlangt. In der Vergangenheit war die Germania sogar in Wehrsport involviert. So wundert es wenig, dass ihre „Alte Herren“ im Reservistenverband der Bundeswehr organisiert sind und aktive Verbindungsstudenten an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr studier(t)en. Auch ihre Veranstaltungen widmet die Germania gerne soldatischen Themen.

Durch das Lebensbundprinzip, einer lebenslangen Mitgliedschaft, wird in allen Verbindungen sichergestellt, dass die „Alten Herren“ den jungen Studenten in hohe und einflussreiche Positionen der Politik und Wirtschaft verhelfen. Ein Interesse, daran etwas zu ändern und damit die Machtverhältnisse innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft zu destabilisieren, hat hier keiner. Damit sind Verbindungsstudenten Profiteure genau dieser Umstände, in denen Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder ihrer Sexualität auf- und abgewertet werden. Damit erfüllen sie eine herrschaftsstabilisierende Aufgabe im Kapitalismus.

Einer dieser „Alten Herren“ ist Jörg Schneider, der seit 2017 für die AfD im Bundestag sitzt. Er studierte u.a. an der Universität der Bundeswehr in Hamburg Maschinenbau. Seit dem Wintersemester 1988/1989 ist er Mitglied der Germania, war dort von 1988 bis 1992 aktives Mitglied und ist seitdem „Alter Herr“. Und im Januar 2024 wurde der Rassist Michael Schumann aus der schlagenden Verbindung Mecklenburgia Rostock neuer Vorsitzender der Jungen Alternative in Hamburg. Schumann nahm in der Vergangenheit an Aktionen der „Identitären Bewegung“ teil. Zu jener Zeit besuchte er die HBG. Schon ein halbes Jahr vor den bekannten Correctiv-Recherchen sprach Schumann offen von Remigration, also Deportation derjenigen, welche nicht zum „deutschen Volk“ gehören würden. In seiner Rede auf dem Bundesparteitag der AfD 2023 behauptete er, dass es „eine Ersetzungsmigration“ gäbe, die „die Deutschen“ austauschen würde, und bediente damit das extrem rechte Ideologem vom „Großen Austausch“, welches insbesondere die „Identitäre Bewegung“ propagiert.

In dem Magazin „Burschenschaftliche Blätter“ des Dachverbands »Deutsche Burschenschaft« wird mit dem 2017 erfolgten Einzug der AfD in den Deutschen Bundestag eine „Trendwende“ vorhergesehen. Man sei sehr erfreut darüber, dass von den neun Bundestagsabgeordneten, die in einer Burschenschaft sind, gleich vier aus der AfD kommen. Denn im Vergleich zu anderen Jahren sei dies ein Anstieg.

Alles Gründe genug, um der Burschenschaft Germania tagsüber und nachts zu zeigen, dass wir keinen Bock auf sie haben – weder in der Sierichstraße noch in der Jüthornstraße oder anderswo!

Kämpferische und solidarische Grüße allen von Repression betroffenen Antifas!
Besonders grüßen möchten wir Nanuk, dem vorgeworfen wird, eine Burschenschaft in Leipzig angegriffen zu haben.
Freiheit und Glück für alle Antifas!