74 Jahre DGB

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat Geburtstag

Diese Gelegenheit1In der sowjetischen Besatzungszone wurde der „Freie Deutsche Gewerkschaftsbund“ bereits am 18. März 1945 gegründet und bestand ab 1949 in der DDR fort wollen wir nutzen, um auf die Bedeutung der Gewerkschaft für fortschrittliche, insbesondere den antifaschistischen Kampf hinzuweisen.

Die Gewerkschaft ist die größte Vertreterin der Werktätigen. Gewerkschaften in der Form, wie wir sie heute kennen, sind ein erkämpftes Recht unserer Klasse, und viele Rechte die wir heute als selbstverständlich erachten, sind wiederum Rechte die diese Gewerkschaften erkämpft haben.

Gleichzeitig ist der Rahmen der heutigen Gewerkschaften ein in das System eingepflegter. So ist die Gewerkschaft ein umkämpftes Gebiet zwischen Klassenkampf und Befriedung.

Der Klassencharakter des Faschismus, der den Klassengegensatz zu Gunsten der Kapitalist:innen mit der Ideologie der „Volksgemeinschaft“ verschleiert, macht Faschismus und Gewerkschaft zu unversöhnlichen Feinden.

Deswegen ist die Gewerkschaft einerseits besonders vom Faschismus bedroht, und andererseits selbst eine wichtige Waffe gegen den Faschismus. Deswegen ist die Gewerkschaft ein wichtiges Subjekt im Kampf gegen den Faschismus, und eine wichtige Bündnispartnerin wir uns als antifaschistische Aktivist:innen.

Da das, was an der Gewerkschaft naturgemäß antifaschistisch ist, aber ihr Klassencharakter ist, ist das Klassenbewusstsein und die Kampfbereitschaft der Gewerkschaft aber eine notwendige Voraussetzung für ihre Rolle im Kampf gegen den Faschismus.

Dieses Thema haben wir auch in unserem diesjährigen Artikel zum 1. Mai behandelt.

Die Bedeutung der Einheitsfront aller Organisationen der Werktätigen gegen den Faschismus, die Rolle der Gewerkschaften darin, aber auch die Gefahr die von einer Befriedung der Gewerkschaften mit den Verhältnissen – besonders mit dem Faschismus – ausgeht, werden in der Aufarbeitung der Ereignisse 1933 der Gewerkschaft Ver.di deutlich, den wir im folgenden spiegeln.


1933 – Gewerkschaften zwischen Anpassung und Widerstand

Grafik:K. Heinemann, ötv-magazin 1/1983

Am 30. Januar 1933 wird Hitler zum Reichskanzler ernannt. Die Nazis brauchen nur wenige Monate, um ihre Macht zu festigen und auszubauen. Propaganda und Terror: Das sind die Mittel, um das deutsche Volk „gleichzuschalten“. Die nationalsozialistische Ideologie durchdringt bald alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens. Wer den Nazis politisch im Weg steht oder ihrem „arischen“ Ideal nicht entspricht, den bekämpfen sie rücksichtslos. Zu den Opfern zählen auch Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Am 2. Mai 1933 besetzen die Nazis die Gewerkschaftshäuser und zerschlagen die freien Gewerkschaften.

Originaldokumente aus der Gewerkschaftspresse in chronologischer Reihenfolge machen deutlich, wie die Gewerkschaften damals die Ereignisse erfahren, diskutiert und bewertet haben.

Hitler zum Reichskanzler ernannt

30. Januar 1933: Hitler zum Reichskanzler ernannt

Aufruf der deutschen Gewerkschaften: „Kühles Blut und Besonnenheit erstes Gebot!“ in der „Gewerkschafts-Zeitung“, dem Organ des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, vom 4. Februar 1933

31. Januar 1933: Die Gewerkschaften und der Regierungswechsel

Keine deutsche Regierung wird die deutsche Arbeiterschaft und ihre Organisationen überwältigen können, weil sie ihren Geist nicht unterdrücken kann. Es wird auch dieser Regierung nicht gelingen.

heißt es im Bericht über die Sitzung des Bundesausschusses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) in der „Gewerkschafts-Zeitung“ vom 4. Februar 1933.

Bericht über die Sitzung des Bundesausschusses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) in der „Gewerkschafts-Zeitung“ vom 4. Februar 1933.

3. Februar 1933: Einstündiger Proteststreik in Lübeck – Arbeiter protestieren gegen die Verhaftung von Julius Leber

Dass die Arbeiterschaft nicht gewillt ist, alles kampflos zu schlucken, hat sie in Lübeck gezeigt

, steht in der „Gewerkschaft“, dem Organ des Gesamt-Verbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs, vom 11. Februar 1933 zu lesen.

Der Streik war die Antwort der Arbeiterschaft auf die Verhaftung von Julius Leber.


„Gewerkschaft“, dem Organ des Gesamt-Verbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs, vom 11. Februar 1933
2Die „Eiserne Front“ war ein Projekt der SPD – die drei Pfeile richteten sich gegen Monarchie, Faschismus und Kommunismus. Damit war die Eiserne Front eine klare Absage an die „Einheitsfront“ und die „Antifaschistische Aktion“ der KPD (kommentar: Antifa-Info-Redaktion)

Februar 1933: Klare Fronten! Rückblick auf die erste Woche der Reichskanzlerschaft Hitlers

In einem Rückblick auf die erste Woche der Reichskanzlerschaft Hitlers schreibt Anton Reißner, einer der beiden Vorsitzenden des Gesamt-Verbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs, in einem Artikel der „Gewerkschaft“ vom 11. Februar 1933:

Im Verlauf einer Woche hat sich die innenpolitische Lage Deutschlands geradezu überspitzt. Wir sehen der Reaktion ins Weiße des Auges.

Reißner ist Gegner eines gewerkschaftlichen Anpassungskurses.

15. Februar 1933: Wahlaufruf der Gewerkschaften zur Reichstagswahl

Am 1. Februar löst Hindenburg auf Wunsch Hitlers den Reichstag auf. Neuwahlen für den Reichstag finden am 5. März statt.

Mit einem Wahlaufruf wenden sich die freien Gewerkschaften – ADGB und AfA-Bund – Mitte Februar an die Gewerkschaftsmitglieder, aber auch an „Deutsche Arbeiter und Angestellte, Frauen und Männer“.

Quelle: „Gewerkschafts-Zeitung“, Organ des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, vom 25. Februar 1933


Anton Reißner in einem Artikel der „Gewerkschaft“ vom 11. Februar 1933

„Gewerkschafts-Zeitung“, 25. Februar 1933 – Organ des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes

17. Februar 1933: Göring-Erlass – Aufhebung der politischen Meinungsfreiheit

Reichsminister Göring, Kommisar des Reichs für das preußische Ministerium des Inneren,  schickt  am 17. Februar an alle Polizeibehörden einen Runderlass über die „Förderung der nationalen Bewegung“.

In einem Schreiben an Reichspräsident Hindenburg protestiert Peter Graßmann, stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, gegen diesen sogenannten „Göring-Erlass“.

Der Wortlaut des Protestbriefes wird in der „Gewerkschafts-Zeitung“ vom  25. Februar 1933 veröffentlicht.

18. Februar 1933: Nazis verbieten die Zeitung „Gewerkschaft“

Die „Gewerkschaft“, das Organ des Gesamt-Verbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs, wird auf Grund einer Verordnung des Reichspräsidenten und in Verbindung mit den §§ 81 bis 86 des Strafgesetzbuches bis zum 26. März 1933 verboten.

Grund bzw. Vorwand für das Verbot ist ein Leserbrief des Kollegen Grothe aus Berlin in der Ausgabe vom 11. Februar 1933.

Stimmen aus Kollegenkreisen

ADGB., SPD. und KPD. müssen sich zusammenfinden

Zwischen der SA. und dem Stahlhelm als den außerparlamentarischen Organisationen der Regierung Hitler-Hugenberg-Seldte ist eine Einigung erzielt worden, zu dem ausgesprochenen Zweck, die sozialen Errungenschaften der Arbeiterklasse zu beseitigen und deren Organisationen, insbesondere die Gewerkschaften, zu vernichten. Diesen drohenden Maßnahmen der faschistischen Reaktion gilt es jetzt eine einheitliche und geschlossene Abwehrfront der Arbeiterklasse gegenüberzustellen!

Unsere Organisation muß sich die Aufgabe stellen, alles zu tun, um an der Schaffung einer Einheitsfront mitzuarbeiten. Wir erachten es als unbedingte Pflicht, daß sich ADGB., SPD. und KPD. als die wichtigsten Arbeiterorganisationen sofort zu Besprechungen zusammenfinden, um eine Basis zu finden, auf der es möglich ist, trotz grundsätzlicher und taktischer Differenzen in der Stunde der höchsten Gefahr eine Einheitsfront aller Werktätigen zu organisieren. Höchste Alarmbereitschaft und ständige Kampfbereitschaft ist das Gebot der Stunde. Alle unsere Kollegen müssen schon jetzt dazu übergehen, in den Betrieben und auf den Arbeitsnachweisen unter Einbeziehung aller gewerkschaftlichen und politischen Organisationen und Gruppierungen Aktionsausschüsse zu bilden und die Arbeiterschaft zum politischen Massenstreik zur Beseitigung dieser reaktionären Hitler-Regierung zu mobilisieren. Nur wenn es gelingt, die Arbeiterschaft für diesen Kampf zu mobilisieren und in Bewegung zu setzen, wird es auch gelingen, alle Angriffe auf die Arbeiterklasse abzuwehren und deren Organisationen vor der Zerschlagung und Vernichtung zu retten.

H. Grothe, Berlin


18. Februar 1933: Nazis verbieten die Zeitung „Gewerkschaft“ – Grund bzw. Vorwand für das Verbot ist ein Leserbrief des Kollegen Grothe aus Berlin in der Ausgabe vom 11. Februar 1933.

27. Februar 1933: Der Reichstag brennt

Am 28. Februar 1933, einen Tag nach dem Brand im Reichstag, erörtert der Bundesausschuss des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) die politische Lage. Er wehrt sich gegen den Verdacht, der Brandstifter sei in den Reihen der Gewerkschaften zu finden, und erklärt:

Die Gewerkschaften nehmen die deutsche organisierte Arbeiterschaft entschieden in Schutz gegen den Verdacht, daß einer aus ihren Reihen zu den Anstiftern des Attentats gehöre.

Quelle: „Gewerkschafts-Zeitung“ vom 4. März 1933


„Gewerkschafts-Zeitung“ vom 4. März 1933 – Am 28. Februar 1933, einen Tag nach dem Brand im Reichstag, erörtert der Bundesausschuss des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) die politische Lage.

5. März 1933: 52 Prozent für die Regierung Hitler-Papen-Hugenberg

Nach der Wahl am 5. März 1933 hat die Regierung Hitler-Papen-Hugenberg eine Mehrheit im Reichstag. Die Gewerkschaften wollen trotzdem weiterhin ihre Pflicht erfüllen.

Die „Gewerkschafts-Zeitung“ kommentiert am 11. März:

Was die deutsche Arbeiterschaft an Einfluß auf die Gestaltung des sozialen Lebens durch Verluste in der Sphäre der Politik eingebüßt hat, muss sie wettmachen durch die Stärkung der Gewerkschaften.

Die „Gewerkschafts-Zeitung“ kommentiert am 11. März
„Gewerkschafts-Zeitung“ vom 11. März 1933

März 1933: SA und Polizei durchsuchen Gewerkschaftshäuser

Einen Tag nach der Reichstagswahl gibt es wieder Überfälle auf Gewerkschaftshäuser. Die ADGB-Bundesschule in Bernau wird von 300 SA-Leuten umstellt und von der Polizei durchsucht.

Am 8. März besetzen 30 SA-Leute erneut die Bundesschule und transportieren die Schüler nach Berlin. Nach Verhandlungen des Bundesvorstands des ADGB mit Göring und von Papen wird die Schule am Nachmittag wieder freigegeben, berichtet die „Gewerkschafts-Zeitung“ am 11. März 1933.

SA stürmt Münchner Gewerkschaftshaus

9. März 1933: SA stürmt Münchner Gewerkschaftshaus

Das Münchner Gewerkschaftshaus in der Pestalozzistraße wird durch SA gewaltsam gestürmt und besetzt. Im Vertrauen auf ihre Führung und auf die Hilfe der Polizei verzichten die Gewerkschafter auf eine Gegenwehr. Doch der Schutz bleibt aus. Auf welcher Seite steht die Polizei?

Appell an Hindenburg

10. März 1933: Gewerkschaften appellieren an Hindenburg

Nach den Überfällen auf mehrere Gewerkschaftshäuser verfasst der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, Theodor Leipart, am 10. März 1933 den nebenstehenden Appell an den Reichspräsidenten. Er wird in der „Gewerkschafts-Zeitung“ vom 18. März 1933 veröffentlicht.

 

 

„Gewerkschaft“ vom 18. März 1933

18. März 1933: Zeitung „Gewerkschaft“ erscheint wieder

Nach dem Verbot vom 18. Februar erscheint die „Gewerkschaft“, das Organ des Gesamt-Verbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs, erstmals wieder. Der Vorstand der Gewerkschaft mahnt zu Disziplin und Besonnenheit:

Gleichviel, wie die Regierungen auch heißen und zusammengesetzt sein mögen, zur Wahrung der Arbeitnehmerrechte brauchen wir die gewerkschaftliche Organisation

, heißt es im Leitartikel der „Gewerkschaft“ vom 18. März 1933.

21./22. März 1933: Die ersten Konzentrationslager

Die Konzentrationslager Oranienburg und Dachau zur Internierung von politischen Gegnern des Nazi-Regimes werden eingerichtet.

Die ersten Häftlinge der „wilden“ Konzentrationslager sind Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschafter.

23. März 1933: Reichstag beschließt Ermächtigungsgesetz

Der Reichstag billigt mit einer Zweidrittelmehrheit das Ermächtigungsgesetz und verzichtet damit auf seine Gesetzgebungskompetenz.

Viele Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter fürchten mehr als zuvor um die Zukunft ihrer Organisationen.

Die „Gewerkschaft“ vom 1. April 1933 versucht zu beruhigen:

Eine grundsätzliche Neuregelung der Gewerkschaften wird zur Zeit weder vom Reichskabinett behandelt noch besteht hierfür eine klar erkennbare Absicht.

Die „Gewerkschaft“ vom 1. April 1933

28. März 1933: Anpassungsversuch des Allgemeinen Freien Angestelltenbunds

Der Allgemeine freie Angestelltenbund (AfA-Bund) versucht, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, und stellt eine „organische Neuordnung“ des Bundes in Aussicht, berichtet die „Gewerkschafts-Zeitung“ am 1. April 1933.

Der Bundesvorsitzende des AfA-Bundes, Siegfried Aufhäuser, tritt von seinem Amt zurück. Einerseits ist er mit der passiven Haltung des ADGB nicht einverstanden, andererseits will der jüdische Bundesvorsitzende die AfA-Verbände nicht mit seiner Person belasten.

29. März 1933: Druck auf gewählte Betriebsräte

Gewählte Betriebsräte werden von den Nazis gezwungen, ihre Ämter niederzulegen. Am 29. März beschwert sich der ADBG darüber bei dem Reichsarbeitsminister Seldte. Er soll die Betriebsräte vor den Nazis schützen.

Der Brief wird am 1. April in der „Gewerkschafts-Zeitung“ veröffentlicht.

Brief in der „Gewerkschafts-Zeitung“ am 1. April 1933

5. April 1933: ADGB-Bundesvorstand soll Lebensrecht der Gewerkschaften wahren

Der Bundesausschuss des ADGB berät am 5. April zur Lage. Nach eingehenden Beratungen beauftragt er den Bundesvorstand,

seine Bemühungen fortzusetzen, das Lebensrecht der Gewerkschaften auch in dem neuen Staat zu wahren.

„Der Bundesausschuß des ADGB. zur Lage“ in: „Gewerkschafts-Zeitung“ vom 15. April 1933

 

„Auflösung des ADB“ in: „Gewerkschafts-Zeitung“ vom 15. April 1933

April 1933: Beamtenbund löst sich auf

Einige Mitgliedsverbände kehren dem Allgemeinen Deutschen Beamtenbund (ADB) den Rücken. Daraufhin beschließt der Bundesausschuss des ADB die Auflösung des Bundes und Gespräche mit der Beamtenabteilung der NSDAP über einen Umbau der Berufsvertretung der Beamten.

Die Gleichschaltung der Beamten beginnt.

 

 

Besetzung und Freigabe von Gewerkschaftshäusern

8. April 1933: Der Druck auf die Gewerkschaften nimmt zu

In Sachsen und Bayern werden die zum Teil seit 7. März besetzten Gewerkschaftshäuser zwar wieder für die Arbeit der Gewerkschaften freigegeben, doch nur unter strengen Auflagen, berichtet die „Gewerkschafts-Zeitung“ am  8. April 1933.

So sind in Sachsen Gewerkschafter verpflichtet,

sich jeder feindlichen Einstellung und Agitation gegenüber der neuen Regierung zu enthalten

Aufruf zum 1. Mai

April 1933: Aufruf zum 1. Mai

Der deutsche Arbeiter soll am 1. Mai standesbewußt demonstrieren und ein vollberechtigtes Mitglied der deutschen Volksgemeinschaft werden.

So der Aufruf des ADGB-Bundesvorstands zur Teilnahme an den Feiern zum nationalsozialistischen „Tag der nationalen Arbeit“, veröffentlicht am 22. April 1933 in der „Gewerkschafts-Zeitung“.

 

 

Neuwahl der Betriebsräte 1933

29. April 1933: Betriebsratswahlen werden ausgesetzt

Bei den Betriebsratswahlen zeichnet sich eine deutliche Mehrheit von fast 75 Prozent für die freien Gewerkschaften ab, berichtet die „Gewerkschafts-Zeitung“ am 29. April 1933.

Die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) erhält nur wenige Stimmen von den Arbeiterinnen und Arbeitern.

Daraufhin werden im ganzen Reich die Neuwahlen der Betriebsräte durch Länderverfügungen ausgesetzt.

 

 

1./2. Mai 1933: Nach der Maifeier – Nazis stürmen Gewerkschaftshäuser

Der 1. Mai ist von den Nazis zum „Feiertag der nationalen Arbeit“ erklärt worden. Propagandaminister Goebbels hatte bereits am 17. April notiert: „Den 1. Mai werden wir zu einer grandiosen Demonstration deutschen Volkswillens gestalten. Am 2. Mai werden dann die Gewerkschaftshäuser besetzt.“

Und so geschieht es. Der Sturm auf die Häuser der freien Gewerkschaftsbewegung beginnt in Berlin und im ganzen Reich pünktlich um 10 Uhr, ausgeführt von Rollkommandos der SA und SS. Den Befehl dazu gab es bereits am 21. April 1933.

ötv-magazin 5/1983
Sekretär des Gesamtverbandes – Julius Birck

Alle Verbandsvorsitzenden, aber auch den Nazis missliebige Gewerkschaftsfunktionäre werden in „Schutzhaft“ genommen. Sie müssen schwere Misshandlungen ertragen. In Duisburg werden vier Gewerkschaftsfunktionäre ermordet, unter ihnen Julius Birck, Sekretär des Gesamt-Verbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs.

Das Eigentum der Gewerkschaften wird konfisziert, Schriftgut beschlagnahmt und nicht selten verbrannt, so auch in Leipzig.

Die freie Gewerkschaftsbewegung ist zerschlagen.

 

  • 1
    In der sowjetischen Besatzungszone wurde der „Freie Deutsche Gewerkschaftsbund“ bereits am 18. März 1945 gegründet und bestand ab 1949 in der DDR fort
  • 2
    Die „Eiserne Front“ war ein Projekt der SPD – die drei Pfeile richteten sich gegen Monarchie, Faschismus und Kommunismus. Damit war die Eiserne Front eine klare Absage an die „Einheitsfront“ und die „Antifaschistische Aktion“ der KPD (kommentar: Antifa-Info-Redaktion)