Von Knast bedroht zu sein gehört schon seit jeher und weltweit zur linken Bewegung. In den letzten Jahren war die deutsche Linke davon aber weitestgehend verschont geblieben. Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Präventionshaft als neues Repressionswerkzeug wird gerade in Bayern erprobt, U-Haft ist keine rein abstrakte Bedrohung mehr und mehrere Antifaschist:innen sind im vergangenen Jahr zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Mit sich zuspitzenen gesellschaftlichen Verhältnissen wird sich dieser Trend auch nicht mehr umkehren.
Auch als Antifaschist:innen werden wir uns also die Erfahrungen im Umgang mit dem Knast und im Kampf um die politschen Gefangenen (wieder) aneignen müssen. Wie schaffen wir es diese auch über Jahre hinweg nicht im Stich zu lassen? Wie bewahren wir unsere Bewegung davor rein auf die Knast-Soliarbeit zurück gedrängt zu werden? Wie schaffen wir es unseren Genoss:innen neue Perspektiven zu bieten, wenn sie wieder heraus kommen und wie bereiten wir uns eigentlich selbst auf die Bedrohung, auch einmal hinter Gittern zu sitzen, vor?
Zur Annäherung an die letzte Fragen, haben wir folgenden Text herausgesucht.
Klaus Viehmann reflektiert in diesem 2003 erschienenen Aufsatz das Gefängnisleben und wie man es schaffen kann, seine Gesundheit und seine politische Integrität in einer Gefängnisumgebung zu bewahren, die von Feindschaft und Unterdrückung geprägt ist. Die Erfahrungen musste er sich dafür selbst schmerzhaft aneignen. 15 Jahre saß er für die Bewegung 2. Juni in verschiedenen deutschen Knästen, meist unter verschärften Bedingungen. Der Text gibt einem eine Vorstellung von Knast, ohne dabei trostlos und demotivierend zu sein.