In einer Thüringer Gemeinde wurde der erste Bürgermeister mit Parteibuch der extremen Rechten gewählt
Was Wikipedia über die kleine Gemeinde Moxa verrät, ist übersichtlich. Ein Dorf im Südosten Thüringens, als Highlight des Ortes dürfte das Geodynamische Observatorium der Universität Jena gelten. Dennoch sorgt Moxa dieser Tage über die Grenzen des Freistaates hinaus für Schlagzeilen. Der Grund: Das Dorf hat mit Johannes Linke Thüringens ersten Bürgermeister mit AfD-Parteibuch gewählt.
Der 27-Jährige bekam bei der Abstimmung am vergangenen Sonntag 75 Prozent der abgegebenen Stimmen. Linke profitierte dabei von einem Umstand: Sein einziger Konkurrent, der parteilose Dirk Schulze, hatte vor der Stichwahl erklärt, im Fall eines Sieges den Posten des ehrenamtlichen Bürgermeisters nicht antreten zu wollen. Trotz dieser Ankündigung stimmten dennoch 25 Prozent für ihn. In absoluten Zahlen relativieren sich die Ergebnisse allerdings. Schulze erhielt 10 Stimmen, Linke bekam 30, es gab eine Enthaltung, die Wahlbeteiligung lag bei nur 57 Prozent. Demnach gingen 30 Wahlberechtigte aus Moxa nicht zur Stichwahl, obwohl die großen Chancen für den AfD-Kandidaten absehbar waren. Bereits im ersten Wahlgang im Januar hatte Linke 20 Stimmen geholt, Schulze kam damals auf sechs. Beide sitzen bereits im Gemeinderat.
Linke ist diplomierter Volkswirt und arbeitet seit 2019 als Büroleiter für den Thüringer-Landtagsabgeordneten Uwe Thrum (AfD), der sich ausweislich seiner Social-Media-Aktivitäten eifrig um Bürgernahe bemüht. Auf einer Dörfertour durch den Saale-Orla-Kreis, zu dem auch Moxa gehört, verteilte Thrum Geldspenden an eine Freiwillige Feuerwehr und einen Sportverein. Ähnlich volksnah gibt sich auch Linke, der seit 2022 als Nachrücker im Kreistag sitzt. Gegenüber der »Ostthüringer Zeitung« erklärte er, Moxa müsse eine unabhängige Gmeinde bleiben, damit kurze Entscheidungswege zum Wohl der Einwohner erhalten blieben.
In der AfD wird dieser kleine Wahlerfolg groß bejubelt. Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke sprach von »einem beeindruckenden Vertrauensbeweis«, die Hamburger AfD-Kommunalpolitikerin Nicole Jordan schrieb bei Twitter, der Osten zeige, dass die AfD längst zu einer Partei geworden sei, »die im Volk angekommen ist«, und nannte die Wahl in Moxa »ein überragendes Ergebnis.« Angesichts von nur 30 Stimmen für Linke mag das übertrieben klingen, einen wahren Kern hat die Behauptung allerdings. Die AfD ist in Thüringen vor allem in den ländlichen Regionen erfolgreich; in Moxa erhielt sie bei der letzten Landtagswahl 2019 39 Prozent der Stimmen, was sogar deutlich über dem Zweitstimmenergebnis von 27 Prozent im Wahlkreis Saale-Orla-Kreis I lag.
In Thüringen gab es schon einmal einen AfD-Bürgermeister, auch wenn die Umstände andere waren: Der kleinen Gemeinde Weira, die wie Moxa im Saale-Orla-Kreis liegt, stand bis letztes Jahr Martin Jacob vor. Er gehörte bei seiner ersten Wahl allerdings noch nicht der AfD an, sondern fand erst nach Stationen in der CDU, bei den Freien Wählern und als Parteiloser seinen Weg in die AfD.