Gegen das Vergessen.
Am 09.10.2019 versucht ein Attentäter am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, 51 Juden*Jüdinnen in der Synagoge in Halle zu töten. Dieses antisemitische Massaker wurde nur durch Glück verhindert, weil der Täter an der stabilen Tür der Synagoge scheiterte. Der Bitte der Gemeinde nach Polizeischutz war nicht nachgekommen worden. Im Anschluss tötet der Attentäter die Passantin Jana L. und in einem nahegelegenen Dönerimbiss Kevin S. Auf seiner Flucht versucht er weitere Menschen aus rassistischen Gründe zu ermorden. Dabei streamt er den Anschlag live und zeigt offen seine antisemitischen, rassistischen und misogynen Überzeugungen.
Die gesellschaftliche und mediale Reaktion ist wie erwartet: Ein kurzer Aufschrei, dann folgt die Abgrenzung: Das war ein Einzeltäter! Dann Schweigen und Vergessen.
So folgen Halle, Hanau, der Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum in München: Einzelfall auf Einzelfall. Doch ein faschistischer Mörder entsteht nicht im luftleeren Raum. Er ist Teil einer nach rechts rückenden Gesellschaft, in der Antisemitismus und andere menschenverachtende Positionen normalisiert wurden und werden.
Die gesellschaftliche Verdrängung zeigt sich im Unwillen von der Politik, die Forderungen und den Schutz von Betroffenen ernst zu nehmen und in einer Öffentlichkeit, die vor Rechtsextremismus lieber beide Augen verschließt oder gleich manche seiner Positionen üernimmt, anstatt sich kritisch mit ihm auseinanderzusetzen. So brauchte es bspw. 30 Jahre(!) und Druck von politischen Initiativen für eine Gedenktafel für die Auschwitz-Überlebende Blanka Zmigrod, die 1992 in Frankfurt von einem Rechtsterroristen ermordet wurde.
Wir brauchen eine Gedenkkultur, die gemeinsam und in Solidarität mit den Betroffenen antisemitischer und rechter Gewalt agiert sowie gesellschaftliche Ursachen und Zusammenhänge aufzeigt und bekämpft.
Wir sind traurig. Wir sind wütend. Wir vergessen nicht.
Erinnert mit uns an den antisemitischen Anschlag von Halle. In Gedenken an Jana L., Kevin S. und alle Opfer rechter Gewalt.
9.10.2024 18 Uhr Hauptwache Frankfurt
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