Auch im Jahr 2025 finden in nahezu allen Bundesländern Aktionen rund um den Pride Month und die CSDs statt. Eine Tradition der queeren Bewegung, die ihren Ursprung in den USA hat, wo ab 1970 der erste Pridemonth im Nachgang der Stonewall-Riots 1969 stattfand. Der CSD erinnert an den besagten Aufstand von queeren Menschen, an die Verletzten und Verhafteten dieser Zeit, an die Kämpfer:innen der Christopher Street. Die CSDs in den letzten Jahren erinnern von ihrem Ausdruck eher an bunte Partys mit lauten Bässen und Musik, bei welchen der politische Charakter eher zweitrangig und in den Hintergrund geschoben wird. Die Aufmachung und das äußere Bild der CSDs erinnern optisch mehr an ein Straßenfest, als an einen Tag des Widerstands. Auf diesen Zug versuchen seit einigen Jahren auch kapitalistische Konzerne, bürgerliche Medieninitiativen und insbesondere Parteien aufzuspringen. Ihre Hintergründe sind hierbei verschieden, was sie jedoch vereint ist, dass sie weder für Gleichberechtigung, noch für wirkliche Selbstbestimmung einstehen. Ihre Motive basieren rein auf kapitalistischen Interessen, welche sich daran orientieren in dieser Zielgruppe nach Arbeitskraft oder Mitgliedern zu fischen. Oder sie beteiligen sich zur Image-Pflege um sich attraktiver zu machen und damit den Absatz zu steigern, das sogennante Pink-Washing.

Es reicht nicht einmal im Jahr auf Social Media eine #PrideMonth-Aktion zu starten und dabei queere Menschen und Themen zur Schau zu stellen. Auch mit dem jährlichen Auftreten beim CSDs ist es nicht getan. Als klassenkämpferische Antifaschist:innen und somit Teil der antikapitalistischen Bewegung wissen wir, dass es echte Gleichberechtigung und Selbstbestimmung nicht im kapitalistischen Ausbeutungssystem geben kann – sie muss aktiv erkämpft werden. Aber warum sollen jetzt Antifaschist:innen aktiv zu den CSDs mobilisieren?
Die Rechten
Unter dem Deckmantel des bürgerlichen Feminismus, vorgegaukelter Selbstbestimmung und im Schutz der feiernden Massen, tauchen seit zwei Jahren vermehrt immer wieder rechte Kräfte auf, die aktiv versuchen die CSDs zu stören oder anzugreifen. In den bürgerlichen Medien waren letztes Jahr vor allem Bilder aus Bautzen, Chemnitz, Magdeburg, Berlin und Leipzig präsent, mit Bildern von Störaktionen und Gegendemonstrationen von Faschisten die durch die Presse gingen. Insbesondere der CSD in Bautzen blieb vielen in Erinnerung, als 700 organisierte Nazis und rechte Akteure durch die Stadt zogen. Aber auch hier im Südwesten gab es mehre Versuche aktiv CSDs zu stören. In Mannheim und in Stuttgart waren Kleingruppen wahrzunehmen, die am Rande pöbelten und koordiniert unterwegs waren. Letzten September fand ein CSD in Albstadt statt, hier mobilisierten verschiedene Organisationen wie die „Jungen Nationalisten“, „Dritter Weg“, „Pforzheim Revolte“ und „Zollernalb-Aktiv“ zu Gegenaktionen. Im Osten wurden die Gegenproteste von Gruppen wie der „NPD“-nahen „Elblandrevolte“ angestoßen und mitorganisiert. In Süddeutschland hingegen sind es meist junge, teils minderjährige, welche überwiegend dunkel gekleidet am Rand standen, jedoch ohne erkennbar feste Anbindung an eine bestehende Organisation. Es gab aber reichlich Überschneidungen im Auftreten und in der Personenzahl. Einige Personen konnten unter anderem der Pforzheim Revolte und „Unitas Germanica“ zugeordnet werden.

Auch dieses Jahr ist wieder mit Aktionen gegen die CSDs zu rechnen, in einigen Städten auch hier im Südwesten haben sich bereits rechte und faschistische Kräfte angekündigt CSDs gewaltsam zu stören. So zum Beispiel in Pforzheim, bei welchem der „DST“ (Der Störtrupp) eine Gegenkundgebung angekündigt hat. In Gelsenkirchen und Mönchengladbach wurden aufgrund von rechten Gewaltandrohungen CSDs massiv eingeschränkt bzw. abgesagt.
Schutz und Selbstschutz
Ein Negativtrend, welcher sich langsam aber kontinuierlich durchzieht. Wir müssen uns diesen Entwicklungen aktiv entgegenstellen und dürfen die Übergriffe nicht unbeantwortet lassen. Der gemeinsame Schutz vor rechten Angriffen ist Anliegen und ordinäre Aufgabe von uns Antifaschist:innen – ohne Diskussion. Eben Solidarität mit allen Betroffenen rechter Gewalt. Wenn Rechte also einen CSD oder sonstwo queere Menschen angreifen wollen, ist es unsere Aufgabe sie davon abzuhalten.

So weit, so klar. Und wir drängen Rechte auf verschiedenen Ebenen zurück. Wenn Rechte also Aktionen zum CSD machen, die Öffentlichkeit dieser Tage nutzen, dann ist es unsere Aufgabe, CSDs antifaschistisch zu begleiten und natürlich gegen rechte Angriffe und Störversuche zu intervenieren – nicht mehr und nicht weniger.
Wir halten die Kritik an der Entpolitisierung vieler CSDs für notwendig, aber Kritik heißt eben nicht Entsolidarisierung. Im Gegenteil! Diese Kämpfe sind zu wichtig, um zuzulassen, dass sie verkauft und entzahnt werden, oder ihre Errungenschaften von Reaktionären in Frage gestellt werden. Auch abseits von CSDs und dem Pridemonth heißt es für uns als Antifaschist:innen: 365 Tage im Jahr queerfeindlicher Hetze und rechten Angriffen entgegentreten!
Stonewall was a Riot – Antifaschistischen Selbtschutz aufbauen!
