Am Dienstag mobilisierte der Kopf der Neurechten Identitären Bewegung Martin Sellner erneut in Augsburg für eine Lesung. Bereits im Dezember letzten Jahres war er in der Stadt und hielt die Lesung in einem fahrenden Reisebus. Gerademal ein halbes Jahr später inszenierte er sich auf X erneut als der gejagte Staatsfeind und veröffentlichte zahlreiche Videos in denen er sich angeblich in Augsburg aufhielt. Die Echtheit der Videos bleibt anzuzweifeln, sicher ist jedoch, dass sich gegen 16 Uhr rund 40 Anhänger bzw Interessierte der Identitären Bewegung auf dem Park and Ride Parkplatz in Augsburg-Oberhausen versammelten und dort auf einen Shuttleservice zum Vortrag warteten.
Das wurde von 30 konsequenten Antifaschist:innen nicht unbeantwortet gelassen, welche einen spontanen Gegenprotest organisierten und die Abfahrt der Nazis verzögern konnten. Die Augsburger Polizei war jedoch auch sofort zur Stelle um die Faschos zu beschützen und so wurden die Protestierenden nach kurzer Zeit in einem Kessel festgehalten. Dort schikanierte sie die Polizei für 4 Stunden bei Temperaturen über 30 Grad. Auch als nach 2 Stunden die erste Person kollabierte und ein Krankenwagen gerufen werden musste setzte die Polizei die Maßnahme auf unbestimmte Zeit fort und drohte damit, dass jede einzelne Person für Erkennungsdienstliche Behandlungen auf die Dienststelle mitgenommen werde. Zwei weitere Genoss:innen wurden wenige hundert Meter entfernt in einem Auto festgenommen, welches daraufhin durchsucht wurde, und verbrachten mehrere Stunden, bis in die Nacht in Gewahrsamzellen bevor sie nach einer ED-Behandlung entlassen wurden.
Parallel dazu veröffentlichte Sellner ein Video aus dem Roten Tor Park in der Innenstadt. Als hier ein spontaner Gegenprotest von 20 Personen eintrat wartete eine handvoll bewaffneter Neonazis der Identitären Bewegung, die sofort die Polizei riefen. Auch hier wurden die Antifaschist:innen von der Polizei in einen Kessel gebracht und kontrolliert. Die bewaffneten Neonazis durfen nach einer Personalienkontrolle gehen.
Kurz darauf startete vom Königsplatz eine Demonstration gegen die Lesung Sellners zu der trotz kurzfristiger Mobilisierung, enormer Hitze und reihenweise Antifaschist:innen, welche sich in den Polizeimaßnahmen befanden, rund 250 Personen kamen. Auf der kämpferischen Demonstration wurde nicht nur gezeigt, dass Sellner und andere Faschist:innen in Augsburg nicht willkommen sind, sondern auch die heftige Repression der Polizei verurteilt. Außerdem wurde sich immer wieder mit der in Ungarn inhaftierten Maja und allen anderen Antifaschist:innen in Haft solidarisiert. Erst nach Ende der Demo wurde der Kessel in Oberhausen nach 20 Uhr plötzlich für beendet erklärt.
Insgesamt war der Dienstag ein erfolgreicher Tag für die antifaschistische Bewegung in Augsburg. Neben dem breiten Protest auf der Demonstration konnten an mehreren Stellen die Faschos direkt konfrontiert werden. Dadurch konnte auch entlarvt werden, dass weder die Stadt durch ihr Betretungsverbot, noch die Polizei Rechte Lesungen verhindern wollen und können, sondern dass sie sogar im Gegenteil die Nazis in Schutz nehmen und Antifaschist:innen wegprügeln um ihnen den Weg freizumachen. Nichts anderes kennen wir von der Augsburger Polizei und kämpfen deshalb uneingeschüchtert weiter gegen Nazis und die Repressionen des Staates. Für ein Augsburg ohne Bullen und Faschos!


