Ein Jahr später: wieder auf die Straße gegen Polizeigewalt

Am 2. Mai 2022 wurde A.P. von der Polizei in Mannheim am Marktplatz getötet. Zwei Polizist*innen haben A.P. die schweren Verletzungen zugefügt, an denen er erstickte. Ein Jahr später rufen wir wieder dazu auf gemeinsam auf die Straße zu gehen.

Denn ein Jahr später gibt es immer noch keine Aufklärung und keine Konsequenzen.

Noch immer bekommen die Angehörigen von A.P. keine finanzielle Unterstützung von der Stadt.

Noch immer hat weder der Oberbürgermeister Kurz noch der Polizeipräsident Kollmer Verantwortung für die schreckliche Tat übernommen und um Entschuldigung gebeten.

Noch immer wird der Prozess gegen die Täter in Uniform nicht beschleunigt Die Suspendierung gegen einen der Täter wurde sogar wieder aufgehoben.

Noch immer ist die Rolle des Zentralinstituts für seelische Gesundheit bei dem Vorfall ungeklärt, wodurch viele Menschen ihr Vertrauen in die Klinik verloren haben.

Noch immer versucht die Polizei verzweifelt ihr Image aufzupolieren und versucht die Tat bei den Kolleg*innen von A.P. durch Besuche in der Werkstatt und Einladungen auf die Wache zu verharmlosen.

Noch immer kann die H4-Wache bestehen, obwohl sich durch ihre Geschichte eine breite Blutspur zieht.

Noch immer gibt es keine Aufklärung beim Fall vom 10. Mai, bei dem ein weiterer Mensch bei einem Polizeieinsatz in Mannheim-Waldhof starb.

Wir sind traurig und wütend. Wir trauern um A.P. und alle anderen Betroffenen von Polizeigewalt. Wir sind wütend über die Strukturen, die es Polizist*innen immer wieder ermöglichen brutale Gewalt auszuüben.

Kommt deswegen mit uns am 2. Mai auf die Straßen. Kämpft mit uns für ein Ende der Gewalt und für solidarische und menschliche Strukturen.

Wir wollen vom Plankenkopf über den Paradeplatz bis zum Marktplatz laufen, um dort A.P. zu gedenken.

Bringt Blumen und Kerzen mit um sie am Tatort abzulegen.

Pressemitteilung, 9.12.22 – Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Beamten, die im Einsatz A.P. töteten

Wir begrüßen, dass die Staatsanwaltschaft zu dem Ergebnis gekommen ist, dass zwei Beamten eine Verurteilung droht. Für die Freund:innen und Arbeitskolleg:innen von A.P. ist es von Bedeutung, dass die Beamten ihren Beruf nicht weiter ausüben dürfen.
Der Tod von A.P. ist auf zahlreichen Videos von umstehenden Zeug:innen aufgenommen und dadurch gut dokumentiert worden. Wir stellen uns dennoch die Frage, warum hat von den Zivilist:innen niemand eingegriffen? Warum hat niemand „Stopp“ gerufen? Und wie viele Polizist:innen waren vor Ort im Einsatz? Was ist die Rolle des Arztes?

Wir fordern deutliche Konsequenzen, die über die strafrechtlichen Ermittlungen hinausgehen. Für uns ist der „Fall A.P.“ alles, nur kein Einzelfall. Der Polizeieinsatz war katastrophal, das zeigen die veröffentlichten Einzelheiten zum Tathergang am Marktplatz. Bei tiefergehender Betrachtung wird deutlich, dass das Vorgehen ein Symptom eines strukturellen Problems ist. Die veröffentlichten Einsatzdetails verdeutlichen, wie inädequat eine auf repressives Vorgehen gedrillte Polizei mit Menschen in psychischen Krisen umgeht. A.P. hätte Hilfe gebraucht, keine Polizei, die sich ihm mit Pfefferspray und Schlägen zuwendet. Diese tödliche Einsatzlogik der Polizei in Mannheim steht beispielhaft für viele andere Orte, wie Dortmund, Frankfurt und Köln.

Wir sind bestürzt über den Tod von A.P. und über die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Fall seitens des Polizeipräsidenten Siegfried Kollmar und des Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei in der Bezirksgruppe Mannheim, Thomas Mohr, die den Einsatz der Beamten verharmlosten. Thomas Mohr äußerte zwei Tage nach dem Tod von A.P.: „Gerade in diesem Stadtteil hat ja die Anwohnerschaft und das Klientel, was sich in diesem Stadtteil bewegt, grundsätzlich ein gespaltenes Verhältnis zum Staat und auch ein gespaltenes Verhältnis zur Polizei und nutzt auch die mediale Aufmerksamkeit, um hier Hetze und Stimmung zu machen.“ Das ist eine rassistische Täter-Opfer-Umkehr. Wir fordern eine öffentliche Entschuldigung bei der Familie von A.P. Wir fordern eine adäquate psychologische Versorgung von Betroffenen und Hinterbliebenen von Opfern von Polizeigewalt. Für sie muss es eine unbürokratische finanzielle Unterstützung geben. Außerdem erwarten wir, dass die Stadt Mannheim gemeinsam mit den Angehörigen einen Gedenkort für A.P. am Marktplatz schafft. A.P. darf nicht vergessen werden.

Anreise aus Heidelberg


Weitere Beiträge über diesen Fall, die wir letztes Jahr hier geteilt haben: