Am 27. Januar jährte sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum 80. Mal. Vielerorts gab es Veranstaltungen, öffentliche Gedenken und Kranzniederlegungen. An einem solchen Tag, besonders in diesem Jubiläumsjahr bekam die Erinnerung an die Shoa eine besondere Aufmerksamkeit. Wie ein antifaschistisches Gedenken aussehen kann, möchten wir mit den uns zugesandten* Beiträgen unten aufzeigen – denn wir wissen: Unsere Geschichte bedeutet Verantwortung. Sich mit der vernichtenden faschistischen Ideologie auseinanderzusetzen, lokale Geschichte zu recherchieren und sich mit ihr zu befassen und damit eine antifaschistische Erinnerungskultur zu ermöglichen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit, sie ist Mahnung und eine Grundlage für unsern Kampf heute.
München – Antifaschistischer Stammtisch München
Stolpersteine putzen in Gedenken an die Ermordeten des Holocausts
Heute am 27.01. haben wir gemeinsam mit über 30 Antifaschist*innen auf einem Gedenkspaziergang den im Holocaust ermordeten gedacht. Nachdem wir am Goetheplatz eine Rede über Gedenkpolitik, warum erinnern auch kämpfen heißt und die Notwendigkeit von antifaschistischer Organisierung hörten zogen wir gemeinsam zu fünf Stellen, an welchen Stolpersteine verlegt wurden. An jeder Station hörten wir die Geschichte der Menschen die in den Häusern gelebt haben, wer sie waren und wie sie gelebt haben. Dann zündeten wir Kerzen an, legten rote Nelken nieder und hinterließen Schilder mit den Geschichten der Personen deren Steine wir putzten. Trotz des einsetzenden Regens liefen wir weiter zum Haus in welchem Olga Benario mit ihrer Familie liebte und welche Namensgeberin des Ladens ist in welchem wir uns treffen.
In Gesprächen mit den Teilnehmenden machten wir klar, warum es unabdingbar ist sich zu organisieren und dass unser heutiges Gedenken nur Teil unseres Kampfes ist.
Wir beendeten den Spaziergang im mittlerweile strömenden Regen an der Bayerstraße. Danke an alle die da waren und mit uns gedacht haben, wir sehen uns beim Plenum und auf der Straße.
Stuttgart – Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region
Wandzeitung – 27. Januar 1945: Befreiung von Auschwitz
Die Folter, Menschenversuche und massenhafte Ermordung durch Erschießungen und Vergasung im KZ Auschwitz zeigt die bis ins letzte geplante faschistische Vernichtungsmaschinerie – die mit nichts in der Geschichte zu vergleichen ist. Der 27. Januar, der Jahrestag der Befreiung des KZs ist daher heute der internationale Holocaust-Gedenktag.
Eine aktive Erinnerungskultur ist wichtig, um den Anfängen zu wehren und dem Faschismus Einhalt zu gebieten – das schaffen keine ritualisierten Gedenkveranstaltung, sondern Aufklärung über die Geschichte und politische Einordnung um letztlich aktiv einschreiten zu können, wenn rechte Narrative wieder um sich greifen, wie es aktuell passiert.
Deshalb haben wir eine Wandzeitung erstellt und an vielen verschiedenen Orten in Stuttgart aufgehängt.
Das Zeitungsprojekt des AABS könnt ihr euch hier ansehen, die erwähnte Gedenk-Kundgebung am 2. Februar am Nordbahnhof findet ihr hier.
Landau – Offenes Antifa Treffen Landau
Friedhofsgedenken und politische Kundgebung zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz
Gestern jährte sich zum 80. Mal die Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee. Dies nahmen wir vom OAT zum Anlass, um zum gemeinsamen Gedenken einzuladen, den Opfern zu erinnern und um uns die Gräueltaten des NS-Regimes vor Augen zu führen. Denn eine antifaschistische Erinnerungs- und Gedenkkultur stellt einen wichtigen Eckpfeiler dar, auf dem die Losung „Nie wieder“ aufbaut.
Gemeinsam mit über 50 Personen gedachten wir den Opfern des Holocaust auf dem Landauer Friedhof am Mahnmal für die Opfer des Faschismus, wir legten Nelken nieder und zündeten Kerzen an. Nach einer Schweigeminute verlasen wir das Gedicht „Ankunft“, in dem das Ankommen in Auschwitz zur Zeit des NS dem Ankommen an der dort errichteten Gedenkstätte gegenüberstellt wird. Im Anschluss fanden wir uns zu einer Kundgebung auf dem Stiftsplatz zusammen, bei der sich um die 100 Personen anschlossen. In verschiedenen Redebeiträgen wurden dabei Antworten auf die Fragen formuliert, die angesichts des immer weiter voranschreitenden Rechtsrucks dringlicher denn je erscheinen: Welche Lehren ziehen wir aus der Geschichte? Und wie können wir der Verantwortung nachkommen, dass Auschwitz nie wieder sei?
Nach einordnenden Worten zur besonderen historischen Verantwortung nach Auschwitz durch die Partei Die Linke, sprach die DKP zur Notwendigkeit einer antimilitaristischen Haltung. Die letzte Rede des Tages steuerten wir vom OAT bei. Darin betonten wir, dass das Gedenken an Verfolgte, Entrechtete und Ermordete unter dem NS-Regime nicht beim Niederlegen von Nelken stehenbleiben darf. Denn, wie auch die eingespielte Rede von Esther Bejarano auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz 2016, unterstrich: Der Kampf gegen Nazis endete nicht im Jahr 1945. Wir müssen uns wehren gegen faschistische Kontinuitäten der Vergangenheit, gegen Faschist:innen der Gegenwart und gegen rechte Sündenbockpolitik, egal welcher (parteilichen) Couleur.
Die Kundgebung beendeten wir mit dem Gedicht „Todesfuge“ von Paul Celan, dessen Eltern in einem Zwangsarbeitslager starben und der es mit erdrückenden und mahnenden Bildern schaffte, den Holocaust in Worte zu fassen.
Wir danken allen Redner:innen und denen, die sich dem Gedenken, Erinnern und Kämpfen angeschlossen haben. Denn, so Esther Bejarano in ihrer Rede: „Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als dass die Erfahrung meiner Generation in Vergessenheit gerät. Dann wären alle Opfer des Faschismus und des Krieges, alles, was wir erlitten haben, umsonst gewesen.“ Erinnern hieß und heißt Kämpfen!
Zum Abschluss: Zwar sah das Ordnungsamt in diesem Jahr davon ab, unser Gedenken zu behindern, dafür unternahm die Polizei mit ihrem überzogenen Aufgebot den unverschämten Versuch, antifaschistische Erinnerungs- und Gedenkkultur zu brandmarken. Ob Gedenkkundgebung oder Demonstration – es scheint letztlich egal, welche antifaschistische Praxis gewählt wird. Die Antwort war, ist und bleibt ein repressives und, insbesondere an Gedenktagen wie dem 27. Januar, geschichtsvergessenes Verhalten seitens der staatlichen Behörden gegenüber Antifaschismus.
Unter’m Strich steht daher: Weder am 27. Januar., noch an all den anderen Tagen, an denen wir in und um Landau antifaschistisch aktiv sind, werden wir uns von derartigen Schikanierungsversuchen einschüchtern lassen.
Tübingen – Offenes Treffen gegen Faschismus und Rassismus Tübingen & Region
Stolpersteine putzen – in Erinnerung an die Deportierten und Ermordeten
Heute vor 80 Jahren befreite die Rote Armee das KZ Auschwitz.
Wir waren heuten in Tübingen Stolpersteine putzen – in Erinnerung an die deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden, Kommunist:innen und alle anderen von den deutschen Faschisten Verfolgten.
„Ihr seid nicht schuldig für das, was damals geschehen ist. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts von dieser Geschichte wissen wollt.“ (Esther Bejarano)
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