Die folgenden zwei Beiträge bauen aufeinander auf. Im ersten geht es um eine Einschätzung des „AfueraFest“ im Vorfeld. Der zweite Text beinhaltet eine Analyse des Fests. Zum besseren Überblick haben wir beide Beiträge zusammen gespiegelt.
Das AfueraFest in Regensburg: Ideologie, Akteur*innen und Netzwerke der Rechtslibertären
22. Juni 2025 https://anitaf.net/
Vom 11. Juli – 13. Juli 2025 soll in Regensburg auf Schloss Pürkelgut das von der Partei „Die Libertären“ veranstaltete Sommercamp für Rechtslibertäre stattfinden. Das mehrtägige Fest findet erstmals in Deutschland statt und soll nach dem Vorbild des Libertären „Porcupine Freedom Festivals“ („PorcFest“), welches seit 2004 jährlich in New Hampshire (USA) ausgerichtet wird, als Vernetzungsplattform vieler hunderter Libertärer dienen – und in den Folgejahren in Regensburg weiter ausgebaut werden.
Unter den angekündigten Redner*innen finden sich ehemalige wie aktuelle AfD-Bundestagsabgeordnete, ein Pickup-Artist, bundesweit aktive rechtslibertäre Netzwerker, Krypto- und Gold-Enthusiasten und Hayek-Gesellschafter. Unsere Recherche blickt auf die Ideologien, Personen und Netzwerke hinter dem „Gipfeltreffen der Freiheit“.
Der rechtslibertäre Flügel der Extremen Rechten
Die Extreme Rechte setzt sich aus verschiedenen Strömungen zusammen. Eine davon sind die Rechtslibertären, die den ungezügelten Kapitalismus als Vollendung von Markt- und individueller Freiheit verstehen – mit all seinen menschenfeindlichen Konsequenzen. Rechtslibertäre Ideologie ist geprägt von Sozialdarwinismus, Antifeminismus, Leugnung des menschengemachten Klimawandels und einem Kulturkampf gegen alles vermeintlich Linke, „woke“ oder „Schwache“.
Eine der bekanntesten Figuren der Szene ist der argentinische Präsident Javier Milei, der als Vertreter des Anarchokapitalismus die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas reformierte und den Staat metaphorisch mit der Kettensäge auf ein Minimum zurechtstutzte. Dem kompletten Abbau staatlicher Aufgaben fielen vor allem Sozialleistungen und sämtliche sozialstaatliche Unterstützungen zum Opfer. Minimalstaatler wie Milei wollen einen Staat, dessen einzige Kompetenzen sich auf Sicherheit und Justiz beschränken, also das Privateigentum und die Unantastbarkeit von Verträgen schützen. Den Sozialstaat lehnen sie ab, da jeder staatliche Eingriff vermeintlich den Markt verzerre und damit die Freiheit des Marktes und der Menschen beschneide. Jeder Mensch soll vermeintlich frei von solchen Eingriffen auf sich alleine gestellt sein. Das Ergebnis wäre eine Herrschaft der Reichen, die es sich mit ihrem Geld richten können.
Milei und seine Anhänger*innen haben sich dem Kampf gegen Feminismus, Umweltschutz, LGBT-Rechte, gegen „Kulturmarxismus“ und „politische Korrektheit“ verschrieben, die – so die rechtslibertäre Behauptung – neue Privilegien schaffen und durch so legitimierte staatliche Eingriffe den freien Wirtschaftsprozess stören. Alle Formen von „woker“ Ideologie gelten deshalb als „verschiedene Köpfe desselben Monsters“.
Diesem Monster hatte Milei den Kampf angesagt („¡Afuera!“ = spanisch: Raus! (Befehl)). Mit dem Namen „AfueraFest“ beziehen sich die Organisator*innen direkt auf den Ausspruch Mileis.
Eine Leitfigur rechtslibertärer Theorie ist August Friedrich von Hayek. Dieser war zutiefst überzeugter Antidemokrat. Im Buch „Die Verfassung der Freiheit“ behauptete er, „daß den Idealen der Demokratie besser gedient wäre, wenn etwa alle Staatsangestellten oder alle Empfänger von öffentlichen Unterstützungen vom Wahlrecht ausgeschlossen wären.“ An seine marktradikalen wie sozialdarwinistischen, elitären und antidemokratischen Gedanken knüpft heute die Hayek-Gesellschaft an. Die hatte – vielleicht auch deshalb – zuletzt massive Austritte nicht extrem-rechter Mitglieder zu verzeichnen und kann mittlerweile explizit als Organisation im Geflecht der Extremen Rechten gelten.
Rechtslibertarismus in Regensburg
Der Regensburger Hayek-Club ist die einzige explizit rechtslibertäre Organisation, die in den letzten Jahren in der Stadt aktiv war. Innerhalb der lokalen AfD und anderen extrem rechten Organisationen dominieren andere ideologische Strömungen, wobei Teile der verschwörungsideologischen Bewegung im Kontext der Corona-Pandemie immer wieder ihre Sympathien für rechtslibertäre Strömungen ausdrückten. Die beiden Vorstandsmitglieder des Regensburger Hayek-Clubs entstammen eben diesen beiden Strömungen: Mit Martin Hoff ist ein ehemaliger Protagonist der verschwörungsideologischen Corona-Szene vertreten, Raphael Zietarski kommt aus der AfD und war einst Vorstandsmitglied der Regensburger AfD-Jugend Junge Alternative.
Zur bislang einzigen öffentlichen Veranstaltung des lokalen Hayek-Clubs im Jahr 2024 luden sie Markus Krall ein. Krall hat ein Faible für rechte Sammelbewegungen: Er war Mitglied der WerteUnion und ist aktuell im „Bündnis Deutschland“ organisiert. Ein Näheverhältnis scheint auch zu sogenannten Reichsbürgern zu bestehen: Aufgrund eines Treffens mit Mitgliedern der mutmaßlich rechtsterroristischen Patriotischen Union, u. a. mit dem „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß, kam es im Dezember 2022 zu einer Hausdurchsuchung. Zum AfueraFest soll Krall nun erneut als Redner nach Regensburg kommen.
Im April diesen Jahres fand außerdem – nicht öffentlich beworben – eine Vortragsveranstaltung des Hayek-Clubs in Regensburg statt: Eingeladen war der extrem rechte AfD-Bundestagsabgeordnete Peter Boehringer, ebenfalls Redner beim AfueraFest, auf den wir weiter unten gesondert eingehen.
Dass das AfueraFest nun ausgerechnet in Regensburg stattfinden wird, hat auch mit dem Regensburger Hayek-Club zu tun. In einem Youtube-Gespräch mit dem anarchokapitalistischen Online-Aktivisten „Der Rosarote Panzer“ erklärt Florian Handwerker, stellvertretender Vorsitzender der Kleinstpartei „Die Libertären“ und Organisator des Festes, die attraktive Location Schloss Pürkelgut habe ihm Martin Hoff vermittelt. Sowohl die Vermieter*innen, als auch die Besitzer*innen hätten ihr explizites OK gegeben. Ein Problem mit „Die Libertären“ und Florian Handwerker, der den Sozialstaat schon mal als „institutionalisierten Raub und Form der Sklaverei“ bezeichnet und damit ganz nebenbei Rassismus relativiert, scheinen sie wohl nicht zu haben.
Die Elite des deutschen Rechtslibertarismus in Regensburg
Neben dem bereits erwähnten Krall wirbt das AfueraFest mit diversen weiteren in der rechtslibertären Szene bekannten Figuren, darunter Herausgeber von Szene-Medien, Autoren einschlägiger Bücher und ideologische Vordenker.
Rainer Zitelmann beispielsweise, ist Mitglied der FDP und seit Jahrzehnten aktiver libertärer Netzwerker. Er hat diverse Unternehmen, unter anderem im Immobiliensektor, schrieb mehrere Bücher, bietet Seminare an und führt einen Doktortitel. Sein Lifestyle – oder zumindest die Illusion davon – ist typisch für die rechtslibertäre Szene. Ebenfalls nicht ungewöhnlich sind Vergangenheiten in oder Verbindungen zur extremen Rechten: Zitelmann war als Mitglied der sogenannten „Initiative 8. Mai“ Mitte der 90er Jahre Mitinitiator zweier neurechter Kampagnen, die die auf eine Veränderung der Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus zielten und Geschichtsrevisionismus betrieben. Noch heute sind diese Kampagnen Bezugspunkte für die Neue Rechte.
Viele weitere Redner beim AfueraFest, darunter der emeritierte Wirtschaftsprofessor der Universität Erlangen-Nürnberg Anthony P. Müller, der Unternehmer Oliver Gorus, der Schlager-Star Martin Moczarski, der Bier-Unternehmer Helge Pahl und der Volkswirtschaftsprofessor Philipp Bagus sind publizistisch tätig: Sie sind Herausgeber rechtslibertärer Medien, Redakteure und Kolumnisten in Szene-Zeitschriften oder Buchautoren. Mit André F. Lichtschlag tritt auch der Chefredakteur und Herausgeber des wohl bekanntesten deutschsprachigen rechtslibertäre Mediums, „eigentümlich frei“, auf.
Neben dem bereits erwähnten Regensburger Martin Hoff beteiligen sich weitere, teils hochrangige Funktionäre der Hayek-Gesellschaft am Programm, darunter Mitbegründer Gerd Habermann, der stellvertretende Vorsitzende und FDP-Mitglied Carlos Alexander Gebauer, sowie Ralf Flierl. Letzterer bewies seine Kontakte in die deutsche extrem rechte sowie die schiitisch-islamistische Szene, als er 2012 unter anderem mit Jürgen Elsässer an einer vom islamistischen Portal Muslim-Markt organisierten Iran-reise inklusive Privataudienz beim Präsidenten Ahmadineschad teilnahm.
Rechtslibertäre und die AfD
Rechtslibertäres Gedankengut ist in verschiedenen Parteien, etwa in libertären Kleinstparteien wie „Die Libertären“ oder auch in der FDP, zu finden. Auch in anderen Staaten ist die rechtslibertäre Bewegung in Parteiform aktiv, und so treten mit Roald Schoenmakers (Mitbegründer der spanischen „Partido Libertaris España“) und Iván Dubois (Politiker der argentinischen „La Libertad Avanza“) zwei solche Vertreter im Programm.
Die AfD aber hat eine besondere Verbindung zum Rechtslibertarismus. Der sehr starke rechtslibertäre Flügel in der AfD kämpft seit Gründung der Partei um Einfluss. Mit Erfolg: Heute besteht ein aktives rechtslibertäres Netzwerk innerhalb der Partei, deren prominenteste und einflussreichste Vertreterin wohl Alice Weidel sein dürfte. In ihrem medienwirksamen Gespräch mit ihrem Gesinnungsgenossen Elon Musk beschrieb sie die AfD kürzlich als „libertär und konservativ“. (Link: https://cemas.io/blog/rechtslibertarismus-und-afd/)
Da verwundert es nicht, dass auf der Redner*innenliste des AfueraFestes mehrere Personen mit direktem Bezug zu der extrem rechten Partei auftauchen. Am bekanntesten dürfte die ehemalige AfD Bundesvorsitzende Frauke Petry sein, die von Beginn an einen marktradikalen Kurs innerhalb der Partei verfolgte und nach ihrer Niederlage im parteiinternen Machtkampf 2015 ausschied. Der menschenverachtenden Ideologie des Rechtslibertarismus ist sie treu geblieben. Joane Cotar, die mehrfach für die AfD in den Bundestag gewählt wurde, hat die extrem rechte Partei erst 2022 verlassen und übte bis vor kurzem noch ihr Mandat aus. Gründe für ihren Austritt gibt sie diverse an – eine Distanzierung von rechtslibertärem Gedankengut ist nicht dabei.
Mit Peter Boehringer ist auf der Rednerliste auch ein aktiver AfD-Bundestagspolitiker aus der Region (Wahlkreis Amberg) vertreten. Boehringer ist seit Jahren einer der Hardliner der Partei. Er ist regelmäßiger Gast in extrem rechten Medien wie Compact und schrieb unter anderem für die rechtslibertäre Zeitschrift eigentümlich frei. Aktiv ist er vor allem in den Bereichen Haushalts- und Außenpolitik – beides Anlässe, seinen Verschwörungsideologien freien Lauf zu lassen. So verbreitet er öffentlich die antisemitische Mär einer „New World Order“ sowie die verschwörungsideologische Behauptung, diese würde Migration steuern und Geflüchteten für die Überfahrt nach Europa Geld zahlen.
Auch zur AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung zeigen sich Verbindungen im Afuera-Programm. Mit dem Regisseur und vermeintlichen „Islamkritiker“ Imad Karim ist ein aktuelles Kuratoriumsmitglied der Stiftung vertreten. Ulrich Vosgerau, der ebenfalls einmal im Kuratorium der AfD-Stiftung saß, war einer der Teilnehmenden beim sogenannten Potsdamer Treffen im Jahr 2023, bei dem Führungsfiguren der deutschsprachigen Extremen Rechten über ihre Deportationspläne sprachen.
Antifeminismus als ideologische Konsequenz
Neben den bisher aufgeführten extrem rechten Ideologieelementen – Sozialdarwinismus, Rassismus(verharmlosung), verschwörungsideologischer Antisemitismus – spielt auch der Antifeminismus in der rechtslibertären Szene und so auch beim AfueraFest eine Rolle. Einerseits implizit: Die libertären Träume vom Minimalstaat gehen zulasten all derjenigen, die auf Schutz und sozialen Ausgleich angewiesen sind. Für Frauen und andere von patriarchaler Gewalt Betroffene hätte der komplette Wegfall aller Frauenschutz- und Gleichstellungsmaßnahmen massive Konsequenzen.
Beim AfueraFest zeigt sich die frauenverachtende Ideologie aber auch ganz offen: mit der Einladung des sogenannten PickUpArtist Maximilian Pütz. Pütz hat die ursprünglich aus den USA stammende PickUp-Szene nach Deutschland gebracht – eine Männerszene voller Misogynie. In mehreren Büchern gibt Pütz Tipps zum „Verführen“ oder gar „Erobern“ von Frauen und verdient sein Geld heute mit seiner Agentur „Casanova Coaching – Verführung ist erlernbar“. Konsequenterweise tritt Pütz in der Öffentlichkeit auch als sogenannter Männerrechtler auf. Vernetzt ist Pütz auch mit der extremen Rechten: 2023 beispielsweise gab er dem extrem rechten Youtube-SenderCompactTV ein Interview und forderte dort „mehr toxische Männer“.
Für antifeministische Aussagen ist auch der bereits erwähnte Rainer Zitelmann bekannt: Im Feminismus, der „einen ’neuen Menschen‘ will und Egalitarismus predigt“, sieht er eine der größten Gefahren. Wie stark Antifeminismus und Misogynie Teil rechtslibertärer Ideologie ist, zeigt auch das Beispiel des großen Vorbilds Javier Milei: Obwohl der Staat sich doch in keinerlei Angelegenheiten seiner Büerger*innen einmischen solle, tritt er trotzdem für ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen ein.
An der antifeministischen Ausrichtung des AfueraFestes ändert es deshalb auch wenig, dass mit „Les Femmes Orange“ ein Bitcoin-Projekt vertreten ist, das sich explizit an Frauen richtet.
Klimawandel-Leugnung inklusive
Auch Leugner*innen des menschengemachten Klimawandels finden sich auf der Redner*innen-Liste. Andreas Tiedke beispielsweise ist Autor des vielsagenden Textes „Der Nachweis eines menschengemachten Klimawandels ist nicht erbracht. Eine erkenntnistheoretische Kritik“. Mit Titus Gebel spricht außerdem ein Initiator des mittlerweile nicht mehr aktiven Portals klimafragen.org, das in rechtslibertärer Manier gegen Gesetze und Maßnahmen zum Klimaschutz agitiert.
Die Sache mit dem Geld
Unübersehbar spielen Geld und Reichtum eine zentrale Rolle im Programm des AfueraFestes. Entsprechen birgt das Programm eine Liste von Finance-Bros, Krypto-Anhängern und Gold-Fans – alle mit eigenen Online-Auftritten, versteht sich.
Christian Bubeck beispielsweise ist Partner bei GoldRevolution, der Firma des bereits erwähnten Markus Krall und betreibt mit ihm zusammen die YouTube-Show „Krall & Bubeck“. Oder Christoph Neuermann, Gründer der Webseite „Staatenlos“ (nicht zu verwechseln mit der Reichsbürger-Gruppierung staatenlos.info), verdient laut eigener Aussage sehr viel Geld mit der Vermeidung von Steuern.
Eine beliebte rechtslibertäre Vision sind sogenannte freie Städte: Peter Young propagiert diesen anarchokapitalistischen Traum mit seiner „Free Cities Foundation“, Tim Stern arbeitet mit CryptoCity an einem ähnlichen Projekt und Sandor Horvath verfolgt mit seinem Projekt Web3 World Society ähnliche Ziele: die rücksichtslos marktförmige Restrukturierung von Wohn- und Lebensräumen.
Nicht zuletzt treten diverse Bitcoin-Enthusiasten auf, die die Währung als Alternative zu an staatliche Banken gebundene Zahlungsmittel propagieren, beispielsweise Alex von Frankenberg, Unternehmer und selbsternannter „Investment-Experte“ sowie Startup-Gründer und Unternehmensberater Mathias Linkerhand.
Beim Thema Bitcoin schließt sich wiederum der Kreis nach Regensburg: Der Regensburger Ableger des ebenfalls im Afuera-Programm vertretenen Bitcoin-Projekts „Einundzwanzig“ ist auch hier Anlaufpunkt für (extrem) rechte Personen. Aus diesem Umfeld stammen mutmaßlich auch diverse Sticker aus dem Shop „based-store“, die um 2023 herum vermehrt im Regensburger Stadtbild aufgetaucht sind – und auffallend häufig über linke Sticker geklebt wurden. Aktuell macht „Einundzwanzig Regensburg“ auch Werbung für das AfueraFest auf ihrer Webseite.
Fazit
Was auf den ersten Blick nur wie ein seltsames Potpourri aus schnöseligen Internet-Phänomenen wirkt, ist politisch höchst brisant. Die rechtslibertäre Szene, die vom 11. bis 13. Juli in Regensburg auf Schloss Pürkelgut zusammenkommt, vereint eine menschenverachtende Ideologie, in der die ökonomische Leistungsfähigkeit über das Existenzrecht entscheidet. Frauenverachtung, antisemitische Verschwörungsideologien, ein tiefsitzender Hass auf Arme, Klimawandelleugnung, „Anti-Wokeness“ und die Glorifizierung des Kapitalismus sollen laut Behauptungen der Veranstalter eine mittlere dreistellige Zahl an Gästen nach Regensburg locken – und in den nächsten Jahren auf rund 1000 libertäre Besucher des Networking-Events jährlich ausgeweitet werden.
Zwar ist diese Zahl unserer Einschätzung nach stark übertrieben, zumal das erst öffentlich beworbene Fest mit knapp 200€ Ticketpreis seit einigen Tagen nur noch als internes „Vereinsfest“ beworben wird. Dennoch handelt es sich beim AfueraFest um ein Spitzentreffen einer Szene, die über tiefe Vernetzungen in Wirtschaft, Medien und Politik verfügt, eine hochideologisierte Anhängerschaft hinter sich versammelt – und nicht zuletzt über eine Menge finanzieller Mittel verfügt, um ihre menschenverachtenden Ansätze wirksam werden zu lassen.
Rückschau zum AfueraFest 2025: Wo Rechtslibertäre die Demokratie beerdigt haben wollen
25. Juli 2025 https://anitaf.net/
Am Wochenende vom 11. bis 13. Juli 2025 fand auf Schloss Pürkelgut in Regensburg das AfueraFest statt. Im Vorfeld hatten wir in unserer Recherche „Das AfueraFest in Regensburg: Ideologie, Akteur*innen und Netzwerke der Rechtslibertären“ das von der Kleinstpartei „Die Libertären“ organisierte Festival problematisiert. Im folgenden Text blicken wir auf das Wochenende zurück und ziehen ein Fazit aus antifaschistischer Perspektive.
„Beste drei Tage meines Lebens“, frohlockt Andreas Tank (DerRosarotePanzer) im Videopodcast „AfueraFest 2025 – Das große Review“. Er ist, wie auch die anderen Gäste und Organisatoren von Erfolg des rechtslibertären Vernetzungstreffens überzeugt und fiebert einer Wiederholung des „bunten Klassentreffens einer neuen Gegenkultur von Libertären, Bitcoin-Fans, Freiheitskämpfern und ganz normale Menschen, die sich nicht länger verarschen lassen wollen“ im nächsten Jahr entgegen.
Feiern unter AfD-Aufsicht
Gutes Wetter, tolle Gespräche, unterhaltsames Abendprogramm: Die rechtslibertäre Szene feiert sich auf X, Telegram und YouTube für ihr angeblich gelungenes Festival-Pilotprojekt. Tatsächlich blieb die Teilnahmezahl unseren Auswertungen nach mit guten 200 Personen deutlich unter den von den Veranstalter*innen behaupteten 500 Personen. Das bedeutet auch, dass „die Libertären“ mit der Veranstaltung ordentlich Miese gemacht haben. Ein Grund für die deutlich niedrigere Teilnahmezahl ist sicher die Einschränkung des Ticketverkaufs, nachdem Ordnungsamt und Eigentümer*innen des Geländes medial in Erklärungsnot gerieten. Hinzu kamen Probleme mit einem kurzfristig abgesprungenen Getränkelieferanten sowie kleineren Protest- und Sabotageaktionen.
Auf welche Dienstleister die Rechtslibertären sich verlassen können, zeigte die Wahl des Sicherheitsunternehmens: Mit André Wünschmann kümmerte sich ein ehemaliges Vorstandsmitglied des AfD KV Regensburg persönlich um den Schutz der Veranstaltung. Wünschmann betreibt die Firma Protect You GmbH zusammen mit Marina Arnold (Tochter des Regensburger AfD-Vorsitzenden und Landtagsabgeordneten Dieter Arnold), die ihren Sitz auf Arnolds Gelände in Regenstauf hat.
Parteien buhlen um Rechtslibertäre
Passend dazu traten mehrere extrem rechte Politiker auf dem AuferaFest auf. „Wir haben hier eine Festivität, eine Veranstaltung, organisiert von der Partei Die Libertären. Vor Ort war, Dirk Hesse von der PDV [Anm. Partei der Vernunft], war Bündnis Deutschland, Markus Krall ist ein Teil davon. Wir hatten dort mehrere AfD-Politiker [Peter Böhringer, MdB und Petr Bystron, MdeP] und dort hat sich währenddessen dann die Partei neu gegründet von Frauke Petry und Oliver Gorus [sowie Markus Pretzell; „Team Freiheit“], berichtet Tank von der breiten Repräsentanz von Parteien auf dem Fest. „Das ist richtig […] die AfD war zweifelsohne vertreten [zu diesen Vertretern zählen auch der AfD-Anwalt Ulrich Vosgerau und Imad Karim, beide im Kuratorium der AfD-zugehörigen „Desiderius Erasmus Stiftung] und Bündnis Deutschland hatte sogar einen Stand. Die waren alle vertreten. Und es gab sogar eine Panel-Diskussion, mehr oder weniger zwischen drei der Parteien“, ergänzt Sascha Blöcker (Harlekin).
Den Infostand von Bündnis Deutschland betreute u. a. Roland Gruber (Wald, Lkr. Cham), der schon diverse rechte Sammelbewegungen in der Region verankern wollte.
Zwischen nüchterner Ablehnung und blankem Hass auf die Demokratie
Die starke Beteiligung von Parteien und Parteienpolitiker*innen beim AfueraFest löste wohl auch im rechtslibertären Milieu Diskussionen aus. Dabei zeigt sich das Verhältnis der Rechtslibertären zum demokratischen Parteiensystem als zwischen nüchterner Ablehnung, pragmatischer Instrumentalisierung, genervter Verachtung bis blankem Hass auf den Staat und das politische System, schwankend.
Interessant ist dies vor allem aufgrund der Tatsache, dass sämtliche am Review-Podcast beteiligten „klassischen“ Rechtslibertären ihre offene Ablehnung von Politik und demokratischem Parteiensystem immer wieder kundtun. Die breite Teilnahme von Parteien an dem Fest stößt bei vielen auf Gleichgültigkeit, andere betonen die strategische Wichtigkeit des Parteiensystems, um dieses letztlich überwinden zu können.
Anti-Etatisten und Demokratiefeinde unter sich
„Mit anderen Worten, Harlekin, wir haben die Demokratie besiegt, oder?“, triumphiert Tank und führt aus: „Worauf ich hinaus will ist, jeder vor Ort hat verstanden, dass die Politik ein Nullsummenspiel ist und ich glaube, niemand dort hat den Gedanken vertreten, wir stechen uns gegenseitig die Wählerstimmen aus. Das war einfach passé. […] Es interessiert nicht, wir sind alle nur in Ideen dort vereint. Und ich glaube, die Politik ist uns allen am Arsch vorbeigegangen. Und das war ein Feeling, das erlebst du sonst halt nicht.“ An anderer Stelle betont er: „… was bei uns halt auch vor Ort auf dem Afuera-Fest einfach jeder verstanden hat, ist das Prinzip, wir sind vereint in der Idee und kein Mensch kommt auf die Idee, uns zu sagen, „ja, Politik ist ein Nullsummenspiel“. Ja deswegen hassen wir ja auch die Politik. Wir wollen doch Unternehmer sein und wir wollen gegenseitig unsere Ideen pushen.“
Auf dem AfueraFest, so lautet die einhellige Meinung der rechtslibertären YouTube-Hosts, seien Politiker und Antipolitiker endlich im Feindbild vereint gewesen. „Ich finde, wir haben auf diesem Festival die Demokratie, Parteiendemokratie […] beerdigt. Wir waren uns da untereinander einig, egal wie viele Leute von unterschiedlichen Parteien da waren“, begeistert sich Tank. Was man im Endeffekt geschafft habe, sei es, eine ganze Menge Ideen, die grundsätzlich in eine ähnliche Richtung gehen, zusammenzubringen und zu bemerken, dass man ein ähnliches Ziel habe und bei diesem nur in Nuancen unterscheide. „Es war wichtiger, dass wir ein allgemeines etatistisches Feindbild haben und eine große gemeinsame Fläche“, analysiert er die versöhnliche Stimmung auf dem Sommerfest der sonst so streitlustigen Szene.
Libertäre Parteipolitik: Die parlamentarische Demokratie nutzen um sie abzuschaffen
Handwerker (Die Libertären) führt schließlich aus, warum man sich aus strategischen Gründen zur Gründung einer Partei entschieden hätten, obwohl sie das parlamentarische Parteiensystem ablehnen – das habe er auch auf dem Panel des AfueraFests so dargestellt: „Ich denke, es war bei dem Panel ja auch wichtig, darzustellen, warum wir als Partei zum Beispiel agieren und warum wir pragmatische Lösungen suchen, weil wir eben denken, dass nur der passive Widerstand über die Verbreitung unserer Ideen kurzfristig nicht ausreichen wird, um wirklich einen breiten Wandel in der Gesellschaft anzustoßen.“, erläutert er die Strategie seiner Partei.
Joana Cotar, Ex-Bundestagsabgeordnete der AfD, schlägt in dieselbe Kerbe: anschaffen um abzuschaffen. Sie arbeite „nämlich dafür, dass man uns im Prinzip abschafft“. Auch andere libertäre Parteien hätten sich gegründet um das Parteiensystem letztlich zu überwinden. Am Vorgehen Mileis sehe man, dass dies nur durch das Mitmischen um parlamentarischen System gelingen könne: „So wie Milei wir müssen irgendwann aufs Spielfeld gehen, um das Tor schießen zu können und können nicht nur am Rand sitzen und uns irgendwie Gedanken machen, dass unsere Theorien doch die besten sind, solange wir das nicht in die Praxis umsetzen, funktioniert das nicht.“
In seinem Resumée führt Tank immer wieder die fundamentale Wichtigkeit des AfueraFests aus, als Plattform libertäre Politik und Antipolitik à la Milei zu vereinen und das libertäre Lager massenanschluss- und zukunftsfähig zu machen. Dafür müsse man parteienübergreifend und ohne Abgrenzungsgehabe eine gemeinsame Ebene finden:. „Die Politik ist ein gegenseitiges Hauen und Stechen. Das geht uns allen auf den Sack. Davon hat niemand, der dort vor Ort war, Bock.“, ist er sicher. Statt um Kleinigkeiten zu streiten, müsse man die innerszenischen libertären Richtungsstreitigkeiten überwinden um in der Breite anschlussfähig zu werden: „Die Diskussion, Minimalstaat versus Anarchokapitalismus gab es in den 70ern. Ich habe keinen Bock mehr auf den Scheiß, das ist Hintergrundgewäsch“. Das AfueraFest habe gezeigt, dass diese Diskussionen überwunden werden konnten.

Influencer auf Content-Jagd
Aus dem klassischen rechtslibertären Spektrum traten überwiegend die im Vorfeld angekündigten Redner auf: Rainer Zitelmann, André F. Lichtschlag, Oliver Gorus, Christian Bubek, Ulrich Vosgerau, Christoph Heuermann und Titus Gebel, um nur einige zu nennen. Der Organisator des Regensburger Hayek-Clubs, Martin Hoff saß selbst auf einem Panel. Sein lokaler Club-Kollege Frank Rüh (Atlas-Initiative) hatte es als Festivalbesucher aus Obertraubling nicht weit.
Martin Hoff (Hayek-Club Regensburg, ganz rechts) als Podiumsteilnehmer
Frank Rüh (Hayek-Club Regensburg) beim Afuera-Review
Für sie alle war das AfueraFest vor allem eine Möglichkeit sich selbst zu inszenieren – auf der Bühne, beim abendlichen Netzwerken und vor allem beim Produzieren von Content für Social Media. Denn einige (nahezu alle) der bekannten rechtslibertären Figuren betreiben zugleich eigene Youtube-Kanäle, sind als Streamer, Influencer und Möchtegern-Journalisten für rechtslibertäre Medien unterwegs. Von vor Ort berichteten unter anderem: Flavio von Witzleben, Aron Morhoff, Fabian P. Hartje (Atlas Initiative), Verena Prachtel (Kontrafunk), Andreas Tank (DerRosarotePanzer), Oliver Flesch (Deutschlandkurier), Horst Lüning, Helmut Reinhardt (Politik Spezial) und Sascha Blöcker (Harlekin) sowie der umtriebige extrem rechte Streamer Matthäus Westfal („Aktivist Mann“). Die rechtslibertäre Streamer-Szene nutzte das AfueraFest um sich gegenseitig zu interviewen. Mit dieser diskursiven Strategie soll vor allem ein Signal in die Szene gesendet werden: Man ist aktiv, bestens vernetzt, breit aufgestellt, diskussionsfreudig und am Puls der Zeit.
Gefühlte Besucher*innenzahlen bei den Freiheitsfaktenfans
Wie viele Besucher*innen das Afuera-Fest letztlich beherbergt habt, kann Florian Handwerker auch Tage später nur schätzen. „Ich denke, wir waren zwischen 500 und 550, also so um den Drehrraum. Wäre meine Schätzung gewesen“, erläutert er. „Wir hätten – das Doppelte wäre vielleicht ein bisschen viel – aber wir hätten auch noch Leute untergekriegt. […] Für das nächste Mal kann man bestimmt auch noch ein bisschen Platz einsparen, wenn weniger Autos auf dem Zeltplatz stehen. Also ich glaube, da ist noch ein bisschen Luft nach oben“, gibt er sich optimistisch. In der Vorankündigung hatte er noch geprahlt, das Schloss fasse leicht 1000 Personen. Tatsächlich konnten nach unserer Auswertung zu keinem Zeitpunkt wesentlich mehr als 200 Personen auf dem Gelände gezählt werden. Überrascht, aber begeistert zeigten sich die libertären Festbesucher, dass der Frauenanteil mit gefühlt 20% ausgesprochen hoch gewesen sei.
Zehntausende Euro in den Miesen – Stress bei den Kapitalismusgläubigen
„Also alles in allem ein sehr großer Erfolg mit eben ein paar kleinen Verbesserungsmöglichkeiten“, lautet Handwerkers Fazit. Mit einem Wehmutstropfen: „Finanziell war das Ganze leider aufgrund von vor allem Security-Thematik, weil wir die aufstocken mussten, natürlich gewaltig. Und auch hier und da haben wir recht knapp kalkuliert, also ging das Ganze nicht positiv aus bisher“. Damit man bei dem Minus in Höhe einer fünfstelligen Summe zumindest auf eine schwarze Null kommen könne, bittet Handwerker die rechtslibertäre Bubble um Spenden. Ganz untypisch für das Milieu, wird plötzlich um solidarische Unterstützung gerungen: „…da wären wir sehr dankbar und das würde uns auf jeden Fall etwas entlasten“ und „Das ist hier erstmals, oder eine seltene Gelegenheit innerhalb des deutschsprachigen Raums tatsächlich sozial zu sein, also etwas zu geben, weil man mag“, heißt es da ganz kleinlaut.
Kein Mampf für den rechtslibertären Kampf
Ob die Vorberichterstattung und antifaschistische Öffentlichkeitsarbeit über das rechtslibertäre Vernetzungstreffen eher als Gewinn oder Hindernis zu werten sind, da widersprechen sich die Fest-Organisatoren selber immer wieder: „Aber vielleicht an dieser Stelle vielen Dank an die Antifa. wir haben wegen euch sehr viel Zuwachs bekommen. Das haben wir nur eurem Indymedia-Artikel verdankt. Wir haben so viel Zuwachs bekommen, weil ihr auf uns aufmerksam geworden seid. Ihr wart zu zehnt und eine komplette geistige Behinderung haben wir gefilmt. Das war sehr witzig. Darüber hinaus habt ihr uns keinen Stress gemacht. Vielen Dank.“, spottet Tank. An anderer Stelle erläutert er aber, an welchen Stellen antifaschistische und zivilgesellschaftliche Interventionen gegen das Großtreffen der Rechtslibertären fruchtete:
Die Regensburger Band „furchtbar schee“ habe nach Protesten gegen ihre ursprünglich für das Fest geplanten zwei Auftritte abgesagt. Auch der Caterer bzw. Gastronom, der gebucht worden war, habe nur noch das Bier hingeliefert und sei wieder gefahren. Spontan haben Festbesucher einspringen und die Bar bespielen müssen. Bei den langen Schlagen an der Ausgabe man habe sich gefühlt wie im Sozialismus, nörgelten einige Gäste.
Die Berichterstattung zum Fest und sich darauf regende Proteste in der Regensburger Stadtgesellschaft, so suggerieren Tank und Handwerker weiter, seien der Grund dafür gewesen, dass der Kartenverkauf für das Fest abgebrochen werden und das Event zur „Privatveranstaltung“ umdeklariert werden musste. Betrug sei das aber nicht, man habe ja tatsächlich im Grunde alle Besucher*innen irgendwie schon gekannt, rechtfertigt Tank. Viele Leute, die noch hätten kommen wollen, seien jedoch von der vorzeitigen Schließung des Kartenverkaufts betroffen gewesen. „Das ist halt gewachsen darauf, dass diese Antifa den Veranstalter belästigen und der Veranstalter zu wenig inhaltlich über uns weiß, sodass er nicht sagt ‚ihr seid selber alle blöde Nazis‘ und dann, wenn die dreißigste E-Mail kommt, dann beachtet man das vielleicht auch noch, obwohl inhaltlich ja gar nichts dahintersteckt“, erklärt sich Handwerker die Abläufe.

Extrem rechte Talking Points – was aber based ist
Dass hinter den vermeintlich unbegründeten, bösen Zuschreibungen gegenüber den Rechtslibertären bei näherer Betrachtung doch „etwas dahintersteckt“, zeigt ein Blick auf inhaltliche Ausgestaltung einiger Panels. Die von den Rechtslibertären immer wieder angeführte Diskussionsfreudigkeit bezieht sich vor allem auf extrem rechte Talking Points. Das wurde beispielsweise auf dem Panel deutlich, auf dem Joana Cotar, Christian Bubeck, Ulrich Vosgerau und Paul Brandenburg unter der Moderation von Helmut Reinhardt diskutierten. Es ging darin vor allem um die vermeintliche Gewalt durch Geflüchtete und Migrant*innen und die Korrumpiertheit des politischen Systems. Joana Cotar bediente die extrem rechte Verschwörungserzählung vom Großen Austausch, als sie über die Grünen sagte: „Es ist das Ziel das Land so abzuschaffen, wie wir es kennen, das Volk zu durchmischen, die Deutschen soweit abzuschaffen.“ Paul Brandenburg gab sich beste Mühe, die Schwelle zur Strafbarkeit zu überschreiten: „Wir leben in einem Land, in dem mehrere Massenmörder nicht nur frei herumlaufen, sondern als ehemalige Minister immer noch von Staatsgeld leben. Wir leben in einem Zustand der Herrschaft von Barbaren, von Mördern, Betrügern und Berufsverbrechern. Und diese Kreaturen, die wissen, was passiert, wenn abgerechnet wird. Sie haben zu Recht Angst um ihr Leben.“
Südamerika all over the place
Unübersehbar war die Inszenierung des argentinischen Präsidenten Javier Milei, mit seinem Ausspruch „Afuera!“ Namensgeber des Festivals. Als internationale Gäste waren Ivan Dubois (Präsident der International Alliance of Libertarian Parties IALP) und Lilia Lemoine (argentischnische Kongressabgeordnete und Vertraute Mileis) aber auch der Ökonom und Mileis Berater und „rechte Hand“, Phillipp Bagus, aus Madrid angereist. Was bei Milei-Plastikfiguren und überlebensgroßen Leinwandprojektionen noch harmlos bis zum Fremdschämen sein mag, zeigte sich auch von seiner menschenfeindlichen Seite: Der Streamer Andreas Tank (DerRosarotePanzer) posierte freimütig mit einem Shirt mit der Aufschrift „Pinochet’s Helicopter Tours Est. 1973“. Der Helicopter ist in der rechtslibertären Szene eine gängige Anspielung auf die sogenannten „Flüge des Todes“, eine systematische Vernichtungsmethode aus den 1970er Jahren in Chile, Argentinien und Uruguay. Besonders unter der Pinochet-Diktatur (Militärherrschaft von 1973 bis 1990) in Chile wurden die Todesfluge („vuelos de la muerte“) als eine Form der Folter, Ermordung bzw. des spurlosen „Verschwindenlassens“ von politischen Gefangenen praktiziert. Diese wurden gefesselt aus einem Flugzeug oder Hubschrauber der Streitkräfte ins Meer geworfen, um sie zu ermorden und gleichzeitig alle diesbezüglichen Beweise zu beseitigen. Das Billigen solcher Verbrechen auf dem AuferaFest jedenfalls spricht Bände.
Andreas Tank (aka Der Rosarote Panzer, rechts) posiert mit einem T-Shirt, das die Verbrechen der Pinochet-Diktatur verherrlicht.
Der argentinische Präsident Javier Milei feiert das AfueraFest auf X.
Pilotpojekt rechtslibertärer Vernetzung in Regensburg
Auf einem Event-Gelände voller Infostände, einer Haupt- sowie einer überdachten Nebenbühne und zahlreichen angebotenen Aktivitäten, von Whirlpool über Hüpfburg bis Bogenschießen und Whiskeyverköstigung, mit einschlägigem Abendprogramm, musikalischen Auftritten diverser Sänger und Amateur-Entertainer sowie einem eigens gebrauten Afuera-Bier kamen gut 200 Rechtslibertäre in Regensburg zusammen. Angereist waren diese aus dem ganzen Bundesgebiet sowie aus Bulgarien, Mallorca, Argentinien und Próspera, einer „Private City“ für Reiche in der Karibik.
Ein bedeutender Teil der Anwesenden dürfte organisatorisch eingebunden gewesen sein, bekanntere Gäste waren auf Einladung anwesend und als VIP auf dem Gelände untergebracht. Nur wenige Teilnehmende kamen aus der Region, viele waren etliche Stunden mit dem Auto angereist. Neues Publikum dürfte die Veranstaltung damit in der Regel nicht erschlossen haben. Zur Vernetzung, Konsolidierung und inhaltlichen Festlegung auf extrem rechte Themen und Narrative allerdings, konnte das Fest dienen – zur Verankerung der Szene in der so verhassten Politik, allemal. Ob es für die für 2026 bereits angekündigten Folgeveranstaltung bei Regensburg als Ausrichtungsort bleibt, ist dabei noch ungewiss – seitens der Rechtslibertären scheint eine Wiederholung in der Eventlocation Pürkelgut jedoch ausdrücklich gewünscht.






















