Warum & wie am 3. Oktober zur Antikriegsdemo

Warum nehmt ihr eigentlich an der Demo am 3. Oktober teil?

Weil wir finden, dass es nicht die Rechten und bürgerlichen Kräfte sein sollten, die den Protest gegen Krieg und Militarisierung prägen. Das ist aber gerade so. Die lautesten Stimmen gegen die deutsche Kriegspolitik kommen aktuell von der militaristischen AfD, von Querdenken, dem BSW und Co. Die großen Pro-Palästina-Demos einmal ausgenommen.

Eine neue Antikriegsbewegung von links ist notwendig – und zwar nicht irgendeine, sondern eine klassenkämpferische, antifaschistische und sozialistische, die sich konsequent gegen Imperialismus und Kapitalismus positioniert.

Die Demo am 3. Oktober wird in Stuttgart maßgeblich aus dem Spektrum der alten Friedensbewegung gestemmt; wir gehen aber davon aus, dass tatsächlich mehr Menschen als sonst kommen. Schätzungen gehen von mehreren Tausend aus. Die Ausrichtung der Veranstaltung ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss, aber seit langem mal wieder eine sichtbare Alternative, die nicht von rechts kommt. Etwas, woran man anknüpfen kann, etwas, um dessen Ausrichtung wir kämpfen sollten. Eine neue Antikriegsbewegung entsteht nicht auf dem Papier oder kann ausgerufen werden.

Die Veranstalter:innen grenzen sich im Aufruf von rechts ab: Das ist auch euer Verdienst. Trotzdem könnte es doch sein, dass Querdenker und organisierte Rechte aufkreuzen. Wie seht ihr das?

Ja, potenziell werden auch Leute kommen, die keine Hemmungen haben, Kriegsgegnerschaft mit Chauvinismus, Rassismus, Antisemitismus oder Verschwörungsmythen zu kombinieren. Auch im Demo-Bündnis sind einzelne Kräfte, die wenig Berührungsängste mit einer Querfrontpolitik haben. Sicherlich nicht die einfachsten Voraussetzungen.

Trotzdem denken wir, dass es richtig ist, am 3. Oktober um den politischen Raum zu kämpfen. Die Demo könnte ein Katalysator für eine neue Antikriegsbewegung in Süddeutschland sein. Gleichzeitig sehen wir, dass niemand vorhersagen kann, wohin so eine Bewegung driftet, vor allem wenn die organisierte Linke sich von vornherein raushält. Deshalb ist unser Job: Rein ins Gemenge und aktiv daran arbeiten, wie sich die Bewegung entwickelt, anstatt vom Rand aus zuzuschauen. In Frankreich hat die Linke immer wieder bewiesen, dass das funktionieren kann. Also warum nicht auch hier?

Was ist denn überhaupt euer Ziel auf der Demo?

Wir finden, wer gegen Krieg und Aufrüstung ist, sollte auch gegen deren Ursachen sein und diese klar benennen: das kapitalistische und imperialistische System. Wir wollen deswegen, dass die Demo einen klaren antikapitalistischen, antifaschistischen, antimilitaristischen und internationalistischen Touch bekommt, wozu die Solidarität mit Palästina für uns selbstverständlich dazugehört. Das geht nur, wenn wir präsent, laut und unbequem sind. Und wenn jemand versucht, rechte Narrative zu verbreiten, bieten wir zum einen direkt vor Ort eine Antwort und bessere Alternativen und werden es gleichzeitig als Aufgabe sehen, eine offen rechte Agitation zu verhindern.

Unser Ziel ist es, eine Präsenz zu schaffen und eine Antwort zu formulieren, die weit über „Wir haben Angst vorm Atomkrieg“ hinausgeht. Und im besten Fall schaffen wir es, den einen oder die andere zum Nachdenken zu bringen, warum Militarisierung und Sozialabbau eigentlich immer im Doppelpack kommen. Und natürlich wollen wir rechten und Querfront-Ansätzen eine sichtbare Absage erteilen.

Und wie konkret wollt ihr das schaffen?

Wir treffen uns am 3.10. um 13 Uhr am Fahnenrondell auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Der Revolutionäre Treff ist für alle fortschrittlichen Gruppen und Einzelpersonen da, auch für die aus dem Umland. Aus vielen Städten im Süden gibt es zudem organisierte Anreisen. Checkt dafür die Kanäle eurer lokalen offenen Treffen.

Die Veranstaltung selbst wird leider weniger eine klassische Laufdemonstration als vielmehr eine lange Kundgebung mit Reden und Musik. Aktuell sind 13 Reden angekündigt, kein Spaß. Die Demo-Route selbst ist eher ein kurzer Spaziergang durch die Innenstadt. Deswegen konzentrieren wir uns auf die Kundgebung.

Einerseits wollen wir dort für eine klassenkämpferische und antifaschistische Antikriegsposition werben, andererseits wollen wir zeigen, dass im Kampf gegen Krieg und Aufrüstung kein Weg an der revolutionären Linken vorbeiführt.

Während der Demo organisieren wir – gemeinsam mit anderen Kräften der radikalen Linken – einen antikapitalistischen Block. Die Bündelung antikapitalistischer Kräfte in einer großen, zum Teil unübersichtlichen Gemengelage ist für uns ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg aus der Defensive, in der sich linke Kräfte befinden.

Und wenn es jetzt wirklich zu nennenswerter organisierter rechter Beteiligung kommt?

Dann ist klar: Wir lassen uns nicht den Raum nehmen, sondern verteidigen unsere Positionen offensiv und praktisch, gemeinsam mit anderen Linken und konsequenten Kriegsgegner:innen. Die organisierte Rechte hat auf dieser Veranstaltung keinen Platz; eine neue Antikriegsbewegung muss antifaschistisch sein.

Und was ist mit dem BSW?

Puh, da jetzt in aller Tiefe darauf einzugehen, sprengt wahrscheinlich den Rahmen. Trotzdem ein Versuch: Kurz gesagt handelt es sich bei der Partei um ein rechtsozialdemokratisches Projekt mit in Teilen offen rassistischem Einschlag. Wir denken nicht, dass dieses Projekt in irgendeiner Weise eine Lösung ist oder einen progressiven Charakter hat. In BaWü sind teilweise prägende Kräfte der „alten Friedensbewegung“ zum BSW gegangen; deswegen stellen sie auf der Kundgebung auch Redner:innen.

Wir wollen uns am 3. Oktober weder am BSW abarbeiten, noch haben wir in irgendeiner Weise Interesse an einer Zusammenarbeit.

Und zuletzt: Was erwartet ihr euch von der Demo?

Dass Menschen merken: Krieg und Sozialabbau sind keine Naturgewalten, sondern das Ergebnis eines auf Profit und Ausbeutung organisierten Systems. Stuttgart hat in den letzten zwei Jahrzehnten kaum noch große Antikriegsmobilisierungen erlebt – ganz anders als in den Zeiten des Afghanistan- oder Irakkriegs. Jetzt gibt es die Chance, genau das zu ändern, und wir wollen mit den richtigen Positionen von Beginn an dabei sein.

Also: Kommt vorbei, schließt euch uns an und lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Rechten und Querfrontler:innen ein so zentrales Thema wie Krieg und Militarisierung nicht für sich beanspruchen können!


Dieses FAQ zeigt gut, wie, trotz differenziertem Blick auf die aktuelle Friedensbewegung, eine Aktivität zur wichtigen Frage des Krieges aussehen kann. Antifaschist:innen kommen in der aktuellen politischen Lage nicht um dieses Thema herum – und als Linke sollten wir uns auch nicht davor drücken, Haltung zu zeigen.

Das OTKM – das Offene Treffen gegen Krieg & Militarisierung Stuttgart beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema; dessen Blog zeigt nicht nur, wie man gegen Kriegstreibende und Aufrüstung aktiv werden kann, sondern bietet mit verschiedenen Texten einen guten inhaltlichen Einstieg zu Krieg, Flucht, Bundeswehr, Imperialismus, Militarisierung,… checkt otkm-stuttgart.org

Weitere Termine: