Extrem rechte Clans

Niederbayern: Wo sich die Sprösslinge völkischer Sippen sammeln

Teil 1: Die Novaks, ein Clan rechtsextremer Burschenschafter und Autoren

Zahlreiche Medien griffen in den letzten Jahren das Thema völkischer Landnahme und rechtsextremer Sippen auf. Angestoßen durch Aussteiger:innenberichte und die Recherchen von Journalist:innen, entstanden Medienberichte und Dokumentationen über völkische Ferienlager, neonazistischen Drill und die klandestinen Landnahmestrategien ganzer Nazisippen. Das Thema kam in der öffentlichen Rezeption gut an – sensationslüstern schaute man in die völkischen Siedlungshotspots in Niedersachsen und fragte sich: Wer sind die Kinder, die in den Lagern mit militärischem Drill zu guten Germanen erzogen werden – und was wird aus ihnen? Die Antwort hingegen stößt gerne auf Abwehrreaktionen und Verharmlosung, denn: Sie sind mitten unter uns.

Tatsächlich bieten das beschauliche Niederbayern und die Universitätsstadt Passau diversen Protagonisten völkischer Sippen und rechtsextremer Organisationen einen Studien-, Lebens- und Rückzugsort – eine Heimat. Im Folgenden soll dies beispielhaft anhand der Familie Novak, einer von Ebersberg, über Grießkirchen bis nach Passau aktiven Untergliederung eines verzweigten Netzes völkischer Sippen dargestellt werden.

Übersicht der völkischen Sprösslinge

Arndt Ekkehard Hugo Novak (*1996)

IB–Aktivist, Burschenschafter und rechtsextremer Publizist in 3. Generation

Arndt & Wiebke Novak

Wohl seit dem Jahreswechsel 2020/21 wohnt der langjährige bayerische IB-Aktivist, Burschenschafter und neurechte Autor Arndt Novak in Passau. Hier ist der Rechtsextreme mit seinem Drittnamen Hugo an der Universität Passau für den Studiengang Jura immatrikuliert.

Schon während seiner Schulzeit war Novak in extrem rechten Gruppierungen aktiv und griff dabei beispielsweise im Jahr 2013 einen Politiker körperlich an. Nach seinem Abitur im Jahr 2014 in Grafing bei München, begann Novak ein Studium der Soziologie und der Politikwissenschaften an der Ludwig Maximilians Universität München (LMU).

Schnell trat er dort der neonazistischen, pflichtschlagenden Münchner Burschenschaft Danubia bei und zog zeitgleich auch aus dem damaligen Elternhaus in Ebersberg in das „Danubenhaus“ in der Potsdamer Straße 1a.

Wie viele seiner Verbindungsbrüder wurde auch Novak bei der Identitären Bewegung (IB) aktiv und zählte schnell zu einem der aktivsten und einflussreichsten Kadern der IB Bayern. In diesem Zeitraum war er an prägenden Aktionen der IB Bayern beteiligt, darunter dem Verteilen von „Flugblättern“, Infoständen und Kundgebungen. Auch trat Novak in diesen Kontexten als Redner und offen auf den Webauftritten der IB Bayern auf.

Hintergrundinformation zur „Identitären Bewegung“

Die rassistische, antisemitische, sexistische und verschwörungsideologische Agenda der “Identitären Bewegung” führte zu ihrer offiziellen Einordnung als rechtsextreme Organisation (durch den Verfassungsschutz) in Bayern im Jahr 2017. Bis dahin hatte es die personell überschaubare Struktur geschafft sich mit medientauglichen Aktionen und durchorchestrierter Social Media Arbeit als moderne bzw. hippe und flächendeckend aktive Jugendbewegung zu inszenieren. Den für die extreme Rechte üblichen biologischen Rassimus tarnte die IB unter dem Begriff des “Ethnopluralismus”, überhaupt wolle man nur die völkische Identität und die Heimat schützen und verteidigen und habe mit dem klassischen Neonazismus nichts am Hut – so die damalige PR-Strategie. Ein Blick in die politische Sozialisation und Historie der prägenden Mitglieder legt jedoch offen, dass diese Abgrenzung allein taktische Gründe haben dürfte und einem Realitätscheck kaum stand hält.

Arndt Novak entstammt einer regelrechten Faschodynastie. Sein Vater, Ulrich Novak, war u.a. Chefredakteur des österreichischen rechte Szene Magazins „Freilich“, das maßgeblich von der FPÖ finanziert wird. Ulrich Novak ist außerdem, genau wie Arndt, Mitglied der Naziburschenschaft Danubia. Arndt Ekkehard Hugo wird deshalb intern auch als „Novak II“ bezeichnet. Auch Fred Duswald, Arndts Großvater mütterlicherseits, ist Alter Herr der Münchner B! Danubia und außerdem in Österreich als Rechtsextremist, Autor und Holocaustleugner bekannt.

Hintergrunginformation zur „B! Danubia“

In der Münchner Burschenschaft Danubia (B! Danubia) fühlen sich Neonazis und völkische Aktivisten seit jeher wohl. So finden sich unter den Mitgliedern diverse extrem rechte Publizisten, Poltiker und Aktivisten, wie Alfons Hueber (ehem. Bundesvorsitzender der Jungen Nationaldemokraten), Hans-Ulrich Kopp (Publizist), Benjamin Nolte (Mitglied des bayerischen Landtags, AfD), Michael Paulwitz (Politiker bei Die Republikaner & AfD), Alexander Wolf (Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, AfD) aber auch bis heute führende Aktivisten der Identitären Bewegung Bayern. Darunter die Brüder Paul und Ludwig Zeddies, Adrian Segner und weitere. Die engen Verstrickungen, kooperative Zusammenarbeit und teils personellen Überschneidungen der Danuben mit der IB Bayern sind seit deren Gründung unbestreitbar, unter anderem treten immer wieder Funktionäre der IB und andere Rechtsextreme als Referenten im Danubenhaus auf. Mitglied der Danubia ist der ebenfalls in Passau lebende, mutmaßlich verhinderte Rechtsterrorist, ehemalige IB-Aktivist und Jurastudent, Tobias Lipski. Dessen Lebensgefährtin Sophie Benecke studiert in Passau Grundschullehramt und sticht auf dem Campus regelmäßig durch ihre völkischen 50er-Jahre-Looks ins Auge. Sophie wiederum scheint eng befreundet mit Gotha Zeddies, völkische IB-Aktivistin, Ehefrau von Lipskis Verbindungsbruder und ehemals ebenso prägendem Gesicht der IB-Bayern Paul Zeddies, mit dem sie zwei Kinder hat.

Bei diesem familiären Background und benannten Vernetzungen verwundert Arndt Novaks Werdegang in der extremen Rechten nicht. Sein besonders aggressives Auftreten und sein großer Einfluss innerhalb der IB-Strukturen blieben jedoch nicht folgenlos und führten schließlich zu folgendem Outing durch Münchner Antifaschist:innen im Jahr 2017.1https://linksunten.indymedia.org/node/202741/index.html

Bevor wir im späteren Verlauf des Artikels auch noch mal genauer auf Ulrich Novak und Fred Duswald eingehen werden, widmen wir uns erstmal in der nötigen Ausführlichkeit Arndt Novak selbst.

Es folgt also eine unvollständige Aufzählung seiner Tätigkeiten und Projekte der letzten Jahre:

Arndt Novak als Korporierter einer extrem rechten Schülerverbindung

Schon während seiner Schulzeit wurde Arndt Novak Mitglied bei der Schülerverbindung p.B! Saxonia-Czernowitz zu München, die auch regen Kontakt nach Passau unterhält. Bekanntestes Mitglied der Münchner Schülerverbindung dürfte der Neonazi Andreas Kalbitz sein, der 2020 wegen seiner Mitgliedschaft in der inzwischen verbotenen rechtsextremen Vereinigung „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ) seine AfD-Mitgliedschaft verlor.

Als Mitglied der Münchner Schülerschaft p.B! Saxonia-Czernowitz fiel Arndt Novak schon um 2016 auf. Damals nahm er beispielsweise an einem Stiftungsfest teil, welches im Deggendorfer Verbindungshaus der Burschenschaft Markomannia Wien abgehalten wurde. Bei dem burschenschaftlichen Fest kamen neben den Saxonen auch Korporierte der B! Markomannia Wien, der “NPD-Schülerschaft“ p.B! Normannia Winterberg zu Passau und Gäste aus Österreich zusammen. Ein Bild des Fests zeigt die besondere Stellung des jungen Novak in der Hierarchie der Anwesenden. Als Gastgeber sitzt er im Vollwichs zentral am oberen Tischende. 2https://verbindungenkappen.files.wordpress.com/2020/07/normanniareader.pdf, S. 18

Arndt Novak beim Stiftungsfest der p.B! Saxonia-Czernowitz 2016

Arndt Novak als Mitglied der neonazistischen Münchner Burschenschaft Danubia

Die Schülerschaft Saxonia-Czernowitz gilt als Vorfeldorganisation der rechtsextremen akademischen Burschenschaft Danubia, in welcher noch nicht studierende Männer sich bereits im Milieu der studentischen Verbindungen engagieren können. Wie für Mitglieder der Schülerschaft üblich, trat Arndt Novak mit der Aufnahme seines Studiums in die studentische Burschenschaft Danubia über, die – anders als die Schülerschaft – ein eigenes Verbindungshaus in München besitzt. Während Novaks Zeit im Danubenhaus dürfte die Großzahl der Mitglieder der Aktivitas der Verbindung als Aktivisten bzw. zentrale Führungspersonen der Identitären Bewegung Bayern tätig gewesen sein.

Arndt Novak als Aktivist der „Identitären Bewegung Bayern“

Gemeinsam mit einigen Verbindungsbrüdern der Danubia und Sebastian Zeilinger, der während Arndts aktiver Zeit in München (~2016-2018) als Leiter der IB Bayern und stellvertretender IB-Bundesvorsitzender fungierte, prägte Novak in dieser Zeit die Tätigkeiten der IB. 3https://www.sueddeutsche.de/muenchen/rechtsextremisten-bemerkenswert-nah-1.3119459

Die Bayerische IB, unter Leitung von Zeilinger und Mitwirkung von Novak, bemühte sich in jener Zeit auch um bundesweite und internationale Vernetzung. So besuchten sie beispielsweise im Sommer 2016 die IB-Sommerakademie in Frankreich, einige Kilometer nördlich von Grénoble. 4https://www.aida-archiv.de/chronologie/15-20-august-2016/

Arndt Novak (erste Reihe erster von links in Lederhose) und Sebastian Zeilinger (Mitte); rechts von Novak steht Paul links von Zeilinger Ludwig Zeddies

Arndt Novak (erste Reihe erster von links in Lederhose) und Sebastian Zeilinger (Mitte); rechts von Novak steht Paul links von Zeilinger Ludwig Zeddies

Dort anwesend war auch die heutige Ehefrau Arndt Novaks, Wiebke Mörig, eine ebenfalls aktive IB-Aktivistin. Wiebkes Schwester Inka wiederum ist und war da bereits mit Sebastian Zeilinger verheiratet. Auf diese und noch weitere familiäre Verbindungen werden wir noch mal gesondert in einem weiteren Artikel eingehen.

Arndt Novak als extrem rechter Videoblogger

Gleichzeitig produzierte Novak in dieser Zeit gemeinsam mit dem damaligen Neonazi Lukas Bals den Videoblog “Jugendmut”. Im Impressum des Facebookprofils des Vlogs wurde die Aktivitas der Burschenschaft Danubia als Verantwortliche benannt. Das rechtsextreme Projekt „Jugendmut“ hatte das Ziel, eine „identitäre Kontrakultur“ zu etablieren, hierzu wurde zur „Aufnahme des politischen Kampfes auf ganzer Ebene“ aufgerufen. Die Aktivisten forderten, das „Heil im Angriff zu suchen“ und machten u.a. mit der Aussage „zerstört das System, dieses allumfassende System, bevor es eben euch zerstört“ auch den Verfassungsschutz auf sich aufmerksam. Dementsprechend wurden sowohl die Burschenschaft Danubia, die IB als auch “Jugendmut” im Bayerischen Verfassungsschtzbericht erwähnt. In allen drei Organisationen nahm Novak zu dem Zeitpunkt einflussreiche Rollen ein.5https://www.verfassungsschutz.bayern.de/mam/anlagen/verfassungsschutzbericht_bayern_2016_neu.pdf, S. 160

Arndt Novak als Autor für Publikationen der „Neuen Rechten“

Arndt Novak hatte sich außerdem schon in frühen Jahren an das Schreiben von Artikeln herangetastet. Dabei versuchte er sich vermehrt in vermeintlich neutralen Rezensionen von Büchern und Lobeshymnen auf Veranstaltungen des sog. „Institut für Staatspolitik“. So schrieb Novak schon im Alter von 18 Jahren in den „Burschenschaftlichen Blättern“ über ein Buch Jean Raspails. Dessen Hauptwerk „Heerlager der Heiligen“ gilt vielen Rechten als sakrale Schrift und vermeintliche Prophezeihung der angeblichen „Flüchtlingskrise“. (Tatsächlich bezog sich Raspail aber auf die biblische Apokalypse und träumte von der Wiedereinführung der französischen Monarchie).

Novak hingegen schrieb 2014 über dessen Buch „7 Reiter verließen die Stadt“. Darin zeichnet dieser das Bild von „einem düsteren Europa“, es sei nicht mehr das „schöne, liebliche Bild der vom stiergestaltigen Zeus entführten Anmutigen“, sondern „ein Ort der Anarchie, des Bösen, der Unsitte…“. Ein Europa, so versucht Novak wenig überraschend zu schlussfolgern, „wie wir es zunehmend selber kennen“. Novak ruft schließlich dazu auf, nicht aufzugeben und führt als mögliche Lösung folgendes Zitat aus dem Buch an: „Sie müssen aus ihren Dörfern heraus, die Waffe in der Hand, ihr Territorium ausdehnen, es mit eiserner Faust unterwerfen“. Den Abschluss seines Artikels bildet folgendes Zitat: „der Hass entfesselt Kräfte. Angesichts der Zeiten, die auf uns zukommen, kann ich Ihnen nur (mit allem Respekt) nahelegen, sich reichlich damit zu versehen“. 6Burschenschaftliche Blätter: Heft 4, 2014, S. 153

Hintergrundinformation zu den „Burschenschaftlichen Blättern“

Die Burschenschaftlichen Blätter (BBl) sind eine von der rechtsextremen Deutschen Burschenschaft (DB) vier mal jährlich herausgegebene Zeitschrift. Sie widmet sich neben aktuellen Berichten aus dem Verband jeweils einem bestimmten politischen, historischen oder gesellschaftlichen Themenschwerpunkt aus der Perspektive der völkischen Rechten. Die Korporierten der DB-Verbände verstehen sich selber als Elite, die zur Führungs Deutschlands bestimmt ist und in deren Auftrag es liegt, das völkisch gedachte Vaterland (in seinen Grenzen von 1938) gegen jeden inneren und äußeren Feind – gemeint sind damit häufig der liberale Zeitgeist und die Migration – zu verteidigen.

Arndt Novak als Sprecher der Burschenschaft und IB-Posterboy

Im Jahr 2017 moderierte Arndt Novak im Danubenhaus, möglicherweise in einer Doppelfunktion als IB-Aktivist und Danube, eine Veranstaltung mit dem Grundüngsmitglied der „Identitären Bewegung Österreich“, Alexander Markovics. Markovics, der von 2013 bis 2015 auch Obmann der IBÖ war, gilt als einer der einflussreichsten und gefährlichsten Rechtsextremisten Österreichs. In jüngerer Vergangenheit trat er u.a. als russischer Propagandist in Erscheinung und äußerte nach den jüngsten Pogromen in Israel im Herbst 2023 auf X (Twitter) seine Unterstützung für die Terrorangriffe der Hamas.

Ebenfalls im Jahr 2017 ließ sich Arndt Novak im Rahmen einer Spiegel-Reportage als rechter Aktivist begleiten. In dieser wird er u.a. mit dem Satz: „Ich finde es wichtig, dass etwas gegen den großen Austausch getan wird“ zitiert. 7https://www.spiegel.de/spiegel/unispiegel/antifa-strategie-wie-linke-aktivisten-rechtsradikale-enttarnen-a-1150338.html

Hintergrundinformation zur Verschwörungserzählung vom „großen Austausch“

Hiermit spielt er auf die rassistische und antisemitische Verschwörungserzählung des angeblichen „Great Replacement“ an, nach der es im Rahmen einer von der sogenannten NWO geplanten „Massenimmigration“ zu einem Austausch der „deutschen“ Bevölkerung zu Gunsten von Geflüchteten kommen solle. Weltweit nehmen führende Rechtsextremist:innen und ihre Organisationen auf diese Verschwörungserzählung Bezug. Auch Rechtsterroristen wie der Attentäter von Christchurch oder Anders Breivik begründeten ihre Morde und Anschläge mit dem Willen etwas gegen den “großen Austausch” unternehmen zu wollen. Die Angst vor dem “Volkstod”, “dem großen Austausch” oder dem “Bevölkerungsaustausch” gilt als zentrales Element extrem rechter Ideologie. Die “Identitäre Bewegung” erkor den Slogan “Stoppt den großen Austausch” zur Signatur-Kampagne und Merkmal ihrer Organisation.

Nachdem die Identitäre Bewegung auch von den bayerischen Behörden als gesichert rechtsextrem eingestuft und unter Beobachtung gestellt wurde, trat Arndt Novak nicht mehr öffentlich für die IB in Erscheinung. Ab 2018 betätigte sich Arndt Novak schließlich vermehrt als Autor von Kolumnen und Artikeln, er gehörte in der Zeit fest zum Team des in Österreich ansäßigen „Freilich“-Magazins, Chefredakteur war zu diesem Zeitpunkt sein Vater Ulrich.

Arndt Novak als extrem rechter Studierender der Rechtswissenschaft im Kampf um die „kulturelle Hegemonie“

Etwa in diesem Zeitraum zieht „Novak II“ außerdem von München nach Augsburg und beginnt an der dortigen Universität ein Jura-Studium. Dort lebt er für einige Jahre in der Altstadt, nur fünf Gehminuten vom Rathausplatz entfernt, mit seiner Partnerin und heutigen Ehefrau Wiebke Mörig (*1989), die um ca. 2016 nach Augsburg zog. Während die studierte Visual- & Motiondesignerin, mit Schwerpunkt Fotografie dort seit ca. 2017 ihre eigene Designagentur betrieb, konzentrierte er sich scheinbar auf sein Studium, das Korporiertendasein und die Publizistik.

In einem, gemeinsam mit Jonas Schick (IB- und JA-Aktivist, ehemaliger Büroleiter eines AfD-Abgeordneten in Bremen, heute eng in das Netzwerk der „Neuen Rechten“ eingebunden: Herausgeber der Zeitschrift „die Kehre“, die zum Oikos-Verlag gehört) verfassten und im „Freilich“-Magazin veröffentlichten Artikel, loben die beiden Autoren die sog. „Konservative Revolution“ und deren Wortführer Carl Schmitt. Schon während der bereits erwähnten Spiegel-Reportage hatte Arndt Novak mit dem Verweis darauf, Carl Schmitt häufig in seinen Hausarbeiten zu zitieren, den Versuch einer Provokation gestartet. Es ist ihm wohl ein Anliegen, seine Bewunderung für den Nazi-Ideologen auszudrücken.

In ihrem Artikel scheint es Novak und Schick darum zu gehen, einen Weg zur Hegemonie einer neuen, sog. „Mosaik-Rechten“ aufzuzeigen. Diese begehre gegen die, ihrer Ansicht nach immer noch anhaltende, Vorherrschaft „der 68er“ auf. Letztere stünden bis heute „symbolisch für den totalen Sieg des Antifaschismus und den Erfolg der Umerziehung.“ Die auf die 68er folgende „Entnazifizierung und Umerziehung“ hätten der „rechten Intelligenz die Lebensgrundlage entzogen“. 8“Freilich” Nr. 2/19; ausführlicher erwähnt in: https://www.stopptdierechten.at/2019/04/05/freilich-freiheitlich-identitaer-zur-2-ausgabe-des-aula-nachfolgemagazins/

Im Jahr darauf echauffierte sich Novak in einem weiteren Artikel über die Auflösung des französichen Counterparts der IB, der sog. „Bastion Social“. Das behördliche Vebot ziele darauf ab „grundlegende Kritik an den sozialen Verhältnissen zu kriminalisieren und rechte Positionen zu diskreditieren„. Die offizielle Verbotsbegründung mit Bezugnahme auf den omnipräsenten Antisemitismus in der Gruppierung sei, nach Novak, nur ein Vorwand. Macron wisse: „Eine starke und junge Rechte kann das ganze liberale Lügengebäude zum Einsturz bringen“. 9https://podcast.jungeuropa.de/nur-ein-werkzeug-macron-loest-bastion-social-auf/

Im selben Zeitraum schaffte Arndt es auch mit einem Gastbeitrag in die wohl bedeutendste neurechte Zeitschrift im deutschspachigem Raum, die „Sezession“ von Götz Kubitschek.

Hintergrundinformation zu Götz Kubitschek

Der extrem rechte Verleger Götz Kubitschek (Verlag Antaios, Sezession, Institut für Staatspolitik,…) gilt, neben vielem anderen, als einflussreicher Förderer der IB. Der neurechte Verleger aus dem Dorf Schnellroda in Sachsen-Anhalt entwarf, um die deutschen Identitären zu stärken, eine zusätzliche Dachstruktur: “Einprozent”. Die offziell als Verein eingetragene Organisation warb u.a. damit, den teuren “Rechtsschutz” für strafbare Protestaktionen der Identitären zu übernehmen. Im Gegenzug bewarben Identitären-Gruppen öffentlichkeitswirksam ihre Kooperation mit “Einprozent”. Geleitet wird “Einprozent” von dem Burschenschafter Philipp Stein.10https://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-04/identitaere-bewegung-rechtsextremismus-neonazis-mitglieder

Der „Artikel“ besteht quasi durchgehend aus einer, in ihrer Absurdität teilweise auch komisch anmutenden, Lobeshymne auf eine Buchbesprechung in Kubitscheks “Institut für Staatspolitik (IfS)”-Salon in Halle.

Thematisiert wird die Neuerscheinung “Mit Linken leben“ der beiden neurechten Autor:innen Caroline Sommerfeld und Martin Lichtmesz im Antaios-Verlag (Spoiler: dieses stelle sich wenig überraschend „als fordernd und nervenaufreibend dar.“). In der Rezension zitiert Novak Kubitschek, der meint: „Ein Buch, das jegliche Zweifel über die Richtigkeit, rechts zu sein, ausräumt“. Für den eigentlichen Inhalt des 336 Seiten umfassenden Buches bleibt angesichts der nicht endenden Lobeshymnen Novaks nur wenig Raum. Zum Abschluss versucht Novak seine Leser:innen mit einem Zitat aus dem Buch aufzumuntern: „Laß Dich von Rückschlägen, Widrigkeiten und schier aussichtslosen Lagen nicht entmutigen. Sei kein verbittertes Opfer, sondern ein glücklicher Krieger, ein Happy Warrior“. 11https://sezession.de/58372/ifs-salon-in-halle-mit-lichtmesz-und-sommerfeld-oder-vom-glueck-rechts-zu-sein

In einem weiteren Artikel (aus dem Jahr 2018) beschäftigt sich Novak mit dem „Souveränitätsverlust der Nationalstaaten“. Diesen obliege zwar „noch immer das Gewaltmonopol, doch das ,policy making‘“ liege „in den Händen transnationaler Unternehmen“. Diese würden außerdem „Begriffe und Themen in den gesellschaftlichen Diskurs einspeisen und ihn in ihrem Sinne zu beeinflussen trachten.“ In der Folge bezieht sich Novak Junior auf Gramsci, wendet allerdings ein, dass sich die „neue Rechte im Streit um politische Gestaltungsmacht“ nicht „auf den Kampf um ,kulturelle Hegemonie‘“ beschränken solle. Nur so sei „der Beginn einer paneuropäischen, rechten Solidargemeinschaft“ erreichbar. Darin sieht er einen ersten Schritt „in Richtung eines wahren Europas.12https://podcast.jungeuropa.de/solidargemeinschaft-europa-wege-in-die-zukunft/

Foto von Arndt Novak aus einem Artikel des „Spiegel“ 2017

Arndt Novak als Host eines extrem rechten Podcasts

In den Jahren 2019 und 2020 verlagerte Arndt seinen Tätigkeitsbereich wohl weitestgehend auf das Schreiben von Artikeln und das Führen von Interviews. Nachdem er schon in seiner Jugend als Autor in den „Burschenschaftlichen Blättern“ und in dem neurechten Magazin „Blaue Narzisse“ in Erscheinung getreten war, folgte jetzt sein wohl prestigeträchtigstes Projekt: Die sog. „Neue Rechte“ sah im Beginn der Corona-Pandemie die Möglichkeit, breitere Bevölkerungsschichten für ihre Sache zu gewinnen und startete deshalb mit dem „Lagebesprechung“-Podcast ein neues Format. Dieser stellte und stellt ein größeres Medienprojekt der deutschen und österreichischen „Neuen Rechten“ dar. Dementsprechend sind dort neben den Kubitschek-Projekten „Antaios“ und „Sezession“ auch „EinProzent“ und eben das „Freilich“-Magazin beteiligt. Moderator des Podcasts wurde Arndt Novak.

Dessen publizistisches Engagement für die „Sezession“ und für das “Freilich”-Magazin hatten sich scheinbar ausgezahlt. Dass sein Vater damals der Chefredakteur von “Freilich” war, schadete dabei sicher auch nicht. Ebenso wie Arndt Novaks Tätigkeit als Praktikant bei “EinProzent” drei Jahre zuvor. 13https://twitter.com/NeueRechteWatch/status/908977299529355265?s=20

Der Startzeitpunkt des Podcastprojekts im März 2020 dürfte kein Zufall gewesen sein. In den ersten Monaten prägte die Bezugnahme auf die Corona-Pandemie den Inhalt und im Kontext dessen wurden zahlreiche Falschinformationen und Verschwörungsthorien verbreitet. Teil dieser Strategie ist auch das vermeintlich wissenschaftliche, professionelle und somit nach Wunsch der „Neuen Rechten“ anschlussfähigere Auftreten nach Außen. Dabei gelingt es allzu oft zu verschleiern, dass das von ihnen verbreitete Weltbild nach wie vor ein extrem rechtes und damit auch ein nicht minder gefährliches ist. Dank des bewusst bürgerlichen Auftretens und zu Gunsten breiterer Anschlussfähigkeit, konnte der Podcast „Lagebesprechung“ u.a. auch bei Spotify und Apple-Podcasts abgerufen werden. Dabei lies die Gästeauswahl kaum Raum für Interpretation: Arndt Novak interviewte als Host des Podcasts u.a. Björn Höcke, FPÖ-Chef Herbert Kickl oder auch den Rechtsrocker, NSU-Sympathisant und Coronaleugner Oliver Hildburger, der außerdem Gründer der rechten Pseudogewerkschaft „Zentrum Automobil“ ist.

Entsprechend schnell formierte sich zivilgesellschaftlicher Gegenwind: Die Initiator:innen einer “we-Act”-Petition analysierten dabei richtig, dass der „Lagebesprechung“- Podcast der Versuch der sog. “Neuen Rechten” ist „rassistische, antisemitische und nationalistische Inhalte wieder salonfähig zu machen“. Weiter heißt es dort: „Seit Jahren betreiben ,EinProzent‘, die AfD und andere intensiv den Aufbau eines eigenen Mediennetzwerks. Der Kampf der Neuen Rechten gegen die ,Systemmedien’ wird durch den Aufbau „alternativer“ Medien gestützt, hier können sie ihre Propaganda verbreiten und neue Zielgruppen erreichen“. 14https://weact.campact.de/petitions/kein-platz-fur-neonazi-propaganda-auf-spotify

Die Petition selber blieb (wenig überraschend) erfolglos. Ein Sprecher von Spotify bestätigte auf Anfrage von „Belltower-News“, dass die Inhalte des Podcasts „von verschiedenen Expert:innen überprüft“ worden seien, bislang wären „allerdings keine Verstöße gegen die Plattform-Regeln festgestellt worden“. 15https://www.belltower.news/neonazis-auf-streamingdiensten-auf-spotify-sind-rechtsrock-bands-weiterhin-aktiv-126901/

Überraschenderweise hingegen, ist für Arndt nach 9 Folgen sehr plötzlich Schluss beim „Lagebesprechung“-Podcast. Hierfür gibt es keinerlei offizielle Erklärung oder Einordnung, das Selbe gilt für seine Tätigkeit beim „Freilich“-Magazin. Der Burschenschaft Danubia bleibt er aber treu (Lebensbund und so). Über die Gründe für diese plötzlichen Veränderungen lässt sich nur spekulieren. Denkbar sind neben dem zu Ende gehenden Studium und beruflichen Aussichten auch familiäre Gründe.

Arndt Novaks strategischer Rückzug: Neustart in Passau unter neuem Namen

Beobachtbar ist jedenfalls, dass Novak, damals noch an der Universität Augsburg studierend, sich knapp neun Monate nach Start des Podcasts und den medialen Debatten um seine Person, räumlich mehr in Richtung seiner Familie in Österreich orientiert. Im Wintersemester 2020/2021 schreibt er sich unter seinem Drittnamen „Hugo“ für Jura an der Universität Passau, nur knapp 50km vom Wohnort seines Vaters entfernt, ein. Gemeinsam mit seiner Partnerin (und inzwischen auch Ehefrau) Wiebke Novak (geb. Mörig) aus dem völkischen Mörig-Clan, lebt Arndt Novak nun nahe der österreichischen Grenze und erkundigt unter quasi neuer Identität die Angebote der niederbayerischen Universitätsstadt.

Dabei steht Arndt nach wie vor mit dem Konzept einer nicht-rechtsradikalen Hochschule auf Kriegsfuß. Novaks teilt seine Verachtung für die aktuelle Lage an den Universitäten scheinbar mit Norbert Bolz, den er 2019 für das „Freilich“-Magazin interviewte. Darin résumiert Bolz: „An den geisteswissenschaftlichen Fakultäten wird entweder ‚Bullshit‘ produziert, oder man produziert eine knallharte Ideologie, die beim Antikolonialismus beginnt und bei Gender-Mainstreaming endet“. 16https://bildung-und-ethik.com/2019/11/11/zitat-wir-sind-so-frei/

Seit jenem Umzug nach Passau sind die öffentlich bekannten Aktivitäten Novaks deutlich zurück gegangen. In den vergangenen zwei Jahren trat er nicht mehr als rechter Aktivist unter seinem Namen öffentlich in Erscheinung. In mindestens zwei Fällen von (Recherche)-Artikeln über seine Person und die IB legte Novak nach deren Veröffentlichung außerdem Wert darauf klarzustellen, dass er nicht mehr als IB-Kader aktiv sei. 17https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2020/05/07/rechte-propaganda-im-corona-podcast_29754

So erläutert er in seiner Gegendarstellung, dass er auch bei der Veranstaltung mit Alexander Marcovics im Danubenhaus 2017 lediglich “als Sprecher seiner Burschenschaft Danubia München und nicht als identitärer Kader” moderiert habe. 18https://www.stopptdierechten.at/2019/04/05/freilich-freiheitlich-identitaer-zur-2-ausgabe-des-aula-nachfolgemagazins/

Doch es lässt sich wohl konstatieren, dass es sich bei Novaks Rückzug eher um eine vorübergehende oder taktische Pause vom organisierten Rechtsextremismus und keinesfalls um einen Ausstieg handelt(e). Zu eng sind nach wie vor Arndts Verbindungen und Netzwerke, sowohl familiär als auch darüber hinaus, in die extrem Rechte. Darauf weist auch Novaks Auftritt im Herbst 2023 hin, als er gemeinsam mit Philipp Stein (ehemaliger Pressesprecher der DB und heutiger „EinPozent-Leiter” und „Lagebesprechung“-Moderator) bei einem Vernetzungstreffen der IB im oberösterreichischem Styregg, dem IB-Hausprojekt Castell Aurora, auftauchte.

Arndt in Steyregg (Foto vom Demoticker Bayern[mfn]https://x.com/demotickerBY?t=7Xy5PjI5zmQ4c2W6wZhoXQ&s=09[/mfn])

Ulrich Novak (*1961)

Rechter Verleger und Burschenschafter in 2. Generation

Ulrich Novak & Ehefrau

Auch Arndts Vater, Ulrich Novak, war und ist fest in der rechten Szene verwurzelt. Der gebürtige Niedersachse studierte Germanistik in München und gibt an, bereits als Werbetexter, Publizist und TV-Produzent tätig gewesen sein. Zur Landtagswahl 2018 soll er außerdem als Pressesprecher der AfD Niedersachsen fungiert haben.19https://rechtemedieninfo.blogspot.com/2019/08/freilich-das-magazin-fur-selbstdenker.html

Wie sein Sohn ist er als „Alter Herr“ Mitglied bei der pflichtschlagenden, neonazistischen Burschenschaft Danubia München und veröffentlichte außerdem als Autor in den verschiedensten rechten Zeitschriften und den „Burschenschaftlichen Blättern“.

Er war zudem Mitbegründer und gleichzeitig der erste Chefredakteur des rechten, österreichischen „Freilich“-Magazins. Hierbei handelt es sich um das Rebranding der extrem rechten Vorgängerpublikation „Aula“. Die Aula (Untertitel: Das freiheitliche Magazin) war ein 1951 gegründetes rechtsextremes österreichisches Monatsmagazin, welches sich als Sprachrohr der „national-freiheitlichen“ Studentenverbindungen Österreichs sah. Medieninhaber war die der FPÖ nahestehende Arbeitsgemeinschaft „Freiheitlicher Akademikerverbände Österreichs“ (FAV). Eigentümer, Herausgeber und Verleger war der „Aula-Verlag“ in Graz. Die Zeitschrift galt selbst in rechten Kreisen als besonders rückwärtsgewandt, NS-affin und dementsprechend (im Streben nach neuen Zielgruppen) als „verbrannt“, weshalb die Zeitschrift auch im Juni 2018 eingestellt wurde.

Ein halbes Jahr später erfolgte der Relaunch als „Freilich“-Magazin mit weitestgehend neuer Autorenschaft (dabei wurden sämtliche 14 Beiträge der ersten Ausgabe von Männern verfasst). Chefredakteur wurde Ulrich Novak, auch sein Sohn Arndt war anfangs häufig als Autor vertreten. Weiterhin schriftstellerisch aktiv blieb auch Ulrichs Schwiegervater (und Arndts Großvater) Fred Duswald, der lange Zeit in der „Aula“ publiziert hatte.

Trotz des Relaunchs sollen die Geldgeber:innen aus “Aula”-Zeiten weitestgehend die gleichen geblieben sein, so konnten alle Stammabbonent:innen gehalten werden. Auch die Eigentümer:innenstruktur der eigens gegründeten „Verlagshaus Freilich Medien GmbH“ weist große Ähnlichkeiten mit der, der Vorgängerorganisation auf. Diese umfasst drei Landesverbände des sehr FPÖ-nahen „Freiheitlicher Akademikerverband Österreichs“ (FAV). Besonders prägend ist die steirische FAV mit dem einflussreichen Grazer FPÖ-ler Heinrich Sickl, diese hält zwei Drittel der Anteile. Inhaltlich versucht auch die Blattlinie des “Freilich”-Magazins sich weitestgehend an der sog. „Neuen Rechten“ zu orientieren. Dementsprechend erhielt bereits in der ersten Ausgabe Götz Kubitschek eine Plattform (und auch der damals noch deutlich bekanntere Matteo Salivini).

Diese Ausrichtung reiht sich ein in die sehr enge Annäherung der steierischen FAV an die „Neue Rechte“, was u.a. die enge Kooperation mit Kubitscheks “Institut für Staatspolitik” (IfS) im Rahmen einer jährlichen sog. „Herbstakademie“ in der Steiermark belegt. 20https://www.doew.at/erkennen/rechtsextremismus/neues-von-ganz-rechts/archiv/jaenner-2019/freilich-aula-nachfolgemagazin-praesentiert

Interessanterweise wurde Ulrich Novak mittlerweile durch den deutlich jüngeren Sickl-Vertrauten Stefan Juritz als Chefredakteur von „Freilich“ abgelöst, wofür allerdings offiziell keine Gründe genannt wurden. Ulrich Novak ist allerdings weiterhin gelegentlich als Autor von „Freilich“-Artikeln tätig. 21https://www.freilich-magazin.com/redaktion

Dabei war Novak I erst im Herbst 2019, also einige Zeit nach dem Beginn seiner Chefredakteurstätigkeit für das Magazin, „vor Merkel“ aus Deutschland „geflohen“ bzw. nach Österreich ausgewandert. Gemeinsam mit seiner Ehefrau und dreien seiner Kinder zog er nach Grießkirchen bei Wels in Oberösterreich, in die Heimat seiner Frau und den Geburtsort seines Schwiegervaters Fred Duswald. 22https://www.wochenblick.at/politik/flucht-vor-merkel-ulrich-novak-kam-wegen-irren-zustaenden-nach-ooe/

Fred Duswald (*1934)

Autor, Burschenschafter, Holocaustleugner

Manfred Duswald & Ehefrau

Arndts Großvater Manfred Werner „Fred“ Duswald galt lange als prägende Figur des “Freilich”-Vorgängers „Aula“, war aber auch beim “Freilich”-Magazin selbst als Autor aktiv. Seine Karriere in der extremen Rechten begann jedoch schon deutlich früher. Im Jahr 1974 soll er Schatzmeister und 1976 stellv. Schatzmeister der „Nationaldemokratischen Partei“ (NDP) Österreichs gewesen sein und als Vorstandsmitglied des „Vereins Dichterstein“ in Offenhausen (Österreich) fungiert haben. Beide Organisationen wurden später wegen NS-Wiederbetätigung verboten.

Kein Geheimnis macht Fred Duswald außerdem aus seiner Mitgliedschaft bei der Münchner Burschenschaft Danubia. Dieser trat er 1958 bei (seit 1962 ist er dort “Alter Herr”) und scheint ihr bis heute treu verbunden zu sein. Vor rund zehn Jahren (2013) trat Duswald außerdem als Gastredner der pennalen Burschenschaft Saxonia-Czernowitz auf, die ihren Sitz an der selben Münchner Adresse wie die B! Danubia führt.

Noch 1979 unterzeichnete Duswald den Aufruf zur Generalamnestie für NS-Verbrechen in der „Deutschen Nationalen Zeitung“ und sprach sich 2011 in der „Aula“ vehement gegen die Aufnahme eines chinesisch-stämmigen Studenten in eine Burschenschaft aus, da „ein Asiat kein Arier“ sei.

Duswald setzte sich nach eigenem Bekunden „für historische Wahrheit und gegen den verlogenen Schuldkult und einseitige Vergangenheitsbewältigung zu Lasten des eigenen Volkes …und strafbewehrte Denkverbote“ ein. Mittels zweifelhafter Beweise leugnete er vehement die Existenz von Krematorien und unterstellte mehrfach Zeitzeugen, die davon berichteten, nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Selbst das Schicksal von Anne Frank verharmloste Duswald dahingehend, dass er sie lediglich als Opfer einer Typhus-Epidemie darstellte. 23Arthur Birago: „Braune Zeit: Geschichten aus Grieskirchen“, 2019

Unrühmliche Bekanntheit erlangte Duswald auch im Jahr 2015 mit widerlichster, antisemitischer Täter-Opfer-Umkehr in dem “Aula”-Artikel unter dem Titel „Mauthausen-Befreite als Massenmörder“ 24Aula 6-7/2015. Darin beschimpfte er die von den Alliierten befreiten KZ-Häftlinge als „Landplage“ und „Kriminelle“, die ihm zufolge „raubend und plündernd, mordend und schändend […] das unter der ‚Befreiung‘ leidende Land [plagten]“ und „mit den sowjetischen ‚Befreiern‘ in der Begehung schwerster Verbrechen wetteiferte[n]“.

Zu Duswald’s Glück stellte die Staatsanwaltschaft Graz jedoch alle Strafverfahren in der Sache ein. Aufgrund mehrerer (juristischer) Unstimmigkeiten wurde daraufhin allerdings der „Europäische Gerichtshof für Menschenrechte“ (EGMR) tätig und verurteilte die Republik Österreich (was jedoch juristisch nur formellen Charakter hatte).

Unabhängig von der Untätigkeit staatlicher Behörden konnten zehn Mauthausen-Überlebende eine einstweilige Verfügung gegen Duswald erwirken und schlossen mit ihm außerdem einen zivilrechtlichen Vergleich, in dem sich Duswald dazu verpflichtete seine Aussagen sowohl zu widerrufen, als auch nicht zu wiederholen – daran gehalten haben, soll er sich allerdings nicht. 25https://www.doew.at/erkennen/rechtsextremismus/neues-von-ganz-rechts/archiv/august-2015/hetze-in-der-aula-gegen-kz-haeftlinge

Allgemein scheint Duswald sich nie von der Ideologie der NSDAP distanziert zu haben und fiel deshalb auch in anderen Kontexten mit entsprechenden Aussagen auf. So bezeichnete er beispielsweise den „Anschluss“ Österreichs und die Kollaboration mit den Nazis als den Ausdruck einer „Völkerfreundschaft“. 26https://www.doew.at/erkennen/rechtsextremismus/neues-von-ganz-rechts/archiv/november-2008/antisemitismus-und-ns-apologie-in-der-aula

Auch trat Duswald öfter mit besonders homophoben Äußerungen in Erscheinung. So echauffierte er sich u.a. in einem Artikel über die Anerkennung des Opferstatus für die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung vom NS-Regime Verfolgten, die erst im Jahr 1995 erfolgte: Damit würden „politische Gegner des Nationalsozialismus […] mit unpolitischen Sittenstrolchen auf eine Stufe gestellt“. Die Lebensgefahr für in KZ inhaftierte Homosexuelle sei auch deshalb so groß gewesen, „weil sie wegen ihrer gegen die Schöpfungsordnung gerichteten Sexualität auch in Freiheit die gesundheitlich am meisten gefährdete Gruppe” bilden würden. 27https://www.doew.at/erkennen/rechtsextremismus/neues-von-ganz-rechts/archiv/september-2001/homophober-kommentar

Nach Auskunft der „Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München“ (a.i.d.a.) war Duswald den Behörden außerdem schon Jahrzehnte früher, im Jahr 1953, bei einem Treffen ehemaliger SS-ler aufgefallen. Ganz im Sinne der SS behauptete er dann auch, „[…] dass die Freilassung mehrerer Tausend Menschen aus dem KZ Mauthausen eine Belästigung für die betroffenen Gebiete Österreichs darstellte28https://www.profil.at/oesterreich/verhoehnung-kz-haeftlingen-vergangenheit-7545833

Sehr bewusst sprach er dabei von „Freilassung“, vertritt er doch die krude These, dass sich die Befreiung vom NS-Regime nur auf die ehemaligen Häftlinge beziehen würde: „Wir sind ja nicht befreit worden“, sagte er und meint damit nicht nur Rechtsextremisten wie ihn selbst, sondern die Mehrheit der Österreicher:innen.

Auch verhöhnte er das Mauthausen-Komitee (MKÖ) in einem Vortrag: Der heutige Verein bestehe nur aus „KZ-Laien“, die sich unnötig wichtig machen würden. Mit seiner Arbeit „bediene“ das MKÖ die Presse und würde Schulkinder „belügen“. 29https://www.derstandard.de/story/2000117053190/aula-autor-duswald-attackierte-kz-ueberlebende-erneut

Die NS-Affinität kommt auch hier vermutlich nicht von ungefähr. Duswalds Vater, Fred Duswald Senior (Arndts Ur-Großvater), war Nazi erster Stunde und u.a. am gescheiterten Putsch in Österreich 1934 beteiligt. So saß er dann während und in den Monaten nach Fred Juniors Geburt im selben Jahr erstmal aufgrund seiner NSDAP- und SS-Mitgliedschaft im Gefängnis. Von Fred Duswald Senior erbte Fred Duswald Junior später die Duswald-Mühle in Neumarkt-Kallheim, die allerdings 1980 Insolvenz anmeldete. 30https://www.meinbezirk.at/grieskirchen-eferding/c-lokales/die-sparkasse-grieskirchen-und-ihre-deutschgesinnten-honoratioren_a3437043

Zusammenfassung

Der ehemalige IB-Aktivist und Burschenschafter Arndt Ekkehard Hugo Novak, der wohl seit Anfang 2021 in Passau lebt und studiert, war und ist ein gefährlicher Rechtsextremist.

Während seiner aktiven Zeit bei der IB Bayern galt er als einer der einflussreichsten Akteure. Später betätigte sich Arndt Novak als rechter Autor und Podcast-Host. Seit seinem Umzug nach Passau führen er und seine Frau Wiebke ein eher unauffälliges Dasein unter anderen Namen.

Arndts Vater Ulrich Novak war als Chefredakteur des “Freilich”-Magazins tätig, “floh” nach eigener Angabe im Jahr 2019 vor Kanzlerin Merkel mit der Familie nach Oberösterreich und ist bis heute, ebenso wie sein Sohn Arndt und Schwiegervater Fred Duswald, Burschenschafter der neonazistischen Münchner Danubia.

Arndts Großvater mütterlicherseits wiederum, Fred Duswald, ist ein österreichischer, rechtsextremer Autor. Er prägte langejahre mit seinen Hetzschriften die extrem rechte Zeitschrift „Aula“ und fiel dabei wiederholt mit Shoa-Relativierung und -Leugnung auf. So bezeichnete er u.a. Überlebende des KZ Mauthausen als „Massenmörder“, die das „unter der ,Befreiung‘ leidende Land plagten“.

VORSCHAU: TEIL II

In Kürze wird ein weiterer Artikel rund um Wiebke Novak folgen. Diese ist mittlerweile mit Arndt verheiratet und lebt mit ihm gemeinsam in Passau. Wiebke war schon vor ihrem heutigen Ehemann in der IB aktiv. Als sie 2016 nach Bayern zog, fand sie ihre Rolle beim bayerischen Ableger der “Identitären Bewegung” – jedoch eher hinter den Kulissen, wo sie den Bildcontent und Videos für die IB-Webauftritte erstellte. Wiebke ist eine geborene Mörig und entstammt damit einer Faschodynastie noch größeren Ausmaßes, als die der Novaks. Entsprechend wird der Folge-Artikel von den Mitgliedern und Netzwerken der völkischen Mörig-Sippe handeln.

Rollen in dieser Fortsetzung spielen ein Düsseldorfer Zahnarzt, der 2007 bei einem HDJ-Lager Andreas Kalbitz traf, sowie der Kassierer der AfD-nahen „Desiderius-Erasmus-Stiftung“ und ein ominöser Vermögensverwaltungssitz in Kitzbühel. Schließlich erhalten wir einen kleinen Einblick, wie die Mörigs in der Hochphase der Corona-Pandemie Anschluss an die Szene der Pandemieleugner:innen fanden und sich so in der Umgebung ihrer Ferienwohnung am Chiemsee mit dem Mann anfreundeten, der nicht unerhebliche Summen in u.a. Auf1 und Ken Jebsen investiert, und wie sie so Tino Chrupalla zu sich einluden.


Auf der Seite der Kampagne „Völkische Verbindungen Kappen“ findet ihr ausführlichen Rechercheartikeln bis hin zu Dossiers über Burschenschaften und andere „elitäre“extreme Rechte.